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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn
Autoren: Delfried Kaufmann
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Seite des Waldweges ein Zweigeknacken, und ich wußte, daß auch dort ein Mensch sich bewegte.
    Ich bog die Zweige auseinander, und während ich das tat, schob ich mit dem Daumen den Sicherungsflügel der Null-acht zurück.
    Nichts war zu sehen, nur Nebel, Zweige und taufeuchte Baumstämme. Und doch ahnte ich den Gegner ganz in meiner Nähe.
    Ich stand vielleicht fünf Minuten und lauerte darauf, daß der ›Schweigsame‹ sich eine Blöße gäbe, und er mochte ebenso warten, aber jede Minute, die so verstrich, bedeutete einen Gewinn für mich.
    Dann ertönte plötzlich der schwache Laut einer menschlichen Stimme, gedämpft von der diesigen Luft. Ein Mann rief deutlich: »Hallo! Hallo! Hierher! Hilfe! Zur Hilfe!«
    Es brach im Gebüsch ganz in meiner Nähe. Zweige knackten, Laub raschelte. Einmal glaubte ich, eine Bewegung wahrzunehmen, etwas wie ein helles Gesicht in all dem Grau zu sehen, aber es war wieder verschwunden, bevor ich sicher sein durfte.
    Ich ließ alle Rücksichten fahren und rannte einfach auf die Stimme zu, die immer noch rief. Ich lief ein Stücke den Pfad entlang. Er weitete sich plötzlich. Der Wald trat zurück. Vor mir ragte der Beshophead. Links am Waldrand sah ich ein ehemals weißes Haus, von dem der größte Teil des Verputzes abgeblättert war. Von rechts rief noch einmal die Stimme: »Hierher! Hilfe!« Dann ein halb erstickter Laut und ein Stöhnen.
    Ich tauchte in das Gesträuch wie bei einem Kopfsprung ins Wasser. Die Zweige peitschten mir wie nasse Gerten ins Gesicht. Ich rannte, stolperte, fiel hin, rannte weiter. Noch eine Hecke von irgendwelchem schauderhaften Gewächs, die ich im Lauf durchbrach, ein tückischer Ast, der sich mir zwischen die Beine schob, und ich klatschte in das Gras einer kleinen Lichtung.
    Auf dieser Lichtung rangen zwei Männer miteinander, Ramsey Moody und John Forester. Forester hielt die Maschinenpistole in den Händen, und sie hinderte ihn daran, mit Moody so rasch fertig zu werden, wie er es sonst wohl geschafft hätte, denn der Schlosser hielt ihn krampfhaft umfaßt.
    Die nächsten Ereignisse spielten sich in Gedankenschnelle ab. Forester erfaßte mein Auftauchen mit einer halben Drehung des Kopfes. Er winkelte ein Knie an und stieß Moody in den Magen. Der Mann schnappte nach Luft, ließ den »Schweigsamen« etwas Spielraum. Forester drehte sich in der Schulter, schlug ihm den Ellbogen vor das Kinn und stieß ihm dann den Kolben der MP. vor die Brust. Ramsey Moody taumelte zurück und knickte in den Knien ein. Im nächsten Augenblick hatte sich Forester mir zugewandt und den Lauf seiner Waffe auf mich gerichtet.
    Das war so schnell gegangen, daß ich die Null-acht noch nicht wieder richtig in der Hand hatte, die mir beim Fall aus den Fingern geglitten war. Es sah schlecht für mich aus.
    Moody rettete mich. Er ging von Foresters Stoß nicht zu Boden. Er raffte sich auf, und er sprang. Im Hechtsprung fiel er Forester an. Er verfehlte ihn, aber er bekam den Lauf der MP. zu fassen, riß sie ihm aus den Händen, fiel und überkugelte sich. Im gleichen Augenblick hatte auch ich meine Pistole wieder erwischt. Noch auf dem Bauch liegend schrie ich: »Hände hoch, Forester!«
    Seine Hand zuckte zur Brusttasche. Ich schoß. Ich schoß nicht auf ihn, ich warnte ihn nur. Die Kugel ging an ihm vorbei, aber er ließ die Hand sinken. Dann, ganz langsam, nahm er die Arme in die Höhe.
    Ich stand auf. Endlich, ich hatte ihn. Auch Moody rappelte sich hoch.
    Er blutete aus einer Wunde am Kopf, aber er grinste.
    »Er hat mich niedergeschlagen, bevor er ging, um Sie zu erledigen«, sagte er, »aber ich habe einen harten Schädel und kam rasch wieder zu Verstand. Ich rief um Hilfe, denn ich dachte, es sei besser, Green in die Finger zu fallen, als in Ruhe zu warten, bis er zurückkam, um mich endgültig abzutun.«
    »Dank für die Lebensrettung, Ramsey«, sagte ich und ging auf Forester zu. Er sah mit seinen Eisaugen an mir vorbei. Ich griff in die Brusttasche und holte seinen Colt heraus, den ich Moody zuwarf. Der Mann fing ihn geschickt auf.
    Da stand also John Forester vor mir, waffenlos, die Arme erhoben. Sein Gesicht war so unbewegt und ausdruckslos, als sei es aus Stein. Ich wußte nichts mit diesem Manne anzufangen. Ich hatte ihn gejagt, und jetzt hatte ich ihn gefaßt. Er hatte auf mich geschossen, aber das nahm ich ihm nicht sonderlich übel. Irgendwie tat er mir leid. Ursprünglich mochte er ein guter und tüchtiger Kerl gewesen sein, bevor ihn die Schwäche seines
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