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KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

Titel: KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld
Autoren: Delfried Kaufmann
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hinaus.«
    »Wie sah der Mann aus?«
    Er lieferte mir eine farblose Beschreibung.
    »Wann sahen Sie ihn zum letzten Mal?«
    »Vor vier oder fünf Tagen hier in Miami.«
    »Wie heißt er?«
    Means grinste. »Er nennt sich Smith.«
    Ich hatte das Gefühl, saftig die Hucke voll gelogen zu bekommen, aber was sollte ich tun? Means hatte Kontakt zur Bande, dessen war ich sicher, und nur über ihn kam ich weiter. Wenn er mich an der Nase herumführte, würde ich es bald merken.
    »Sie erhalten eine Chance, Doktor«, sagte ich. »Ich nehme Sie mit nach New York, und Sie werden uns helfen, den Mann zu finden, der sich Smith nennt. Vielleicht kommen Sie dann mit einem blauen Auge davon.«
    »Gut, dass Sie davon reden, sonst hätte ich Ihnen den Vorschlag gemacht«, antwortete er. Doktor Means war der hartgesottenste Bursche, den ich je gesehen hatte.
    ***
    Am anderen Morgen hatte die ›Intercontinent Airway‹ vier Passagiere auf Regierungsfreiflugschein in ihrer Frühmaschine: Webbs, Phil, mich und einen handschellengeschmückten Doktor Means. Am frühen Nachmittag waren wir in New York. Eine Stunde später hockte der Arzt über der Kartei und schüttelte bei jedem vorgelegten Blatt den Kopf. Das dauerte vier Stunden. Bei manchen Bildern zögerte Means zweiflerisch. »Das könnte… er sein«, sagte er, um gleich darauf fortzufahren: »Nein, er ist es doch nicht. Der Mann hat eine ganz andere Nase.« Am Ende der vier Stunden waren wir alle nahe daran, einzuschlafen.
    Mr. High, der der ganzen Prozedur vorsaß, klappte den letzten Karteiband zu.
    »Tja, Jerry«, resignierte er, »dann müssen wir auf andere Weise versuchen, zum Erfolg zu kommen. Wo haben Sie den Mann getroffen, Doktor Means, der Ihnen das Falschgeld gab?«
    »In der Nähe der 54. Straße in einem Restaurant«, erklärte der Doktor. Er machte einen völlig frischen Eindruck. Der Bursche war zäh wie Sohlenleder.
    »54. Straße ist eine merkwürdige Gegend für einen Badearzt aus Miami, um sich dort herumzutreiben. Was wollten Sie dort?«
    Means grinste so unverschämt, dass ich ihm am liebsten den Gesichtsausdruck durch einen Faustschlag korrigiert hätte.
    »Nehmen Sie an, ich suchte Vergnügungen besonderer Art«, antwortete er.
    Mein Chef ging nicht näher darauf ein. Er wandte sich an mich.
    »Sie werden mit Means als Lockvogel in dieser Gegend spazieren gehen, Jerry. Wenn der Mann dort wirklich wohnt, und wahrscheinlich ist es so, haben Sie eine Chance, ihn zu treffen. Und vielleicht überlegt es sich der Doktor, arbeitet mit uns zusammen und zeigt Ihnen den Mann. Das dürfte sich mildernd auf sein Strafmaß auswirken.«
    ***
    Nach diesem Plan handelten wir. Ich holte William Means am anderen Morgen aus seiner Staatspension im Untersuchungsgefängnis, ließ ihm die Handschellen abnehmen, in denen er vorgeführt wurde, und hielt ihm eine kleine Rede, deren Kernsatz lautete, dass ich ihm eine Kugel genau in den Schädel verpassen würde, wenn er versuchen wollte, mir durchzubrennen. Dann fuhren wir wie alte Freunde mit der Untergrundbahn zur 54. Straße.
    Die 54. Straße, und was so in der Nähe liegt, ist ein Ortsteil von New York, den ein Mann, der auf die Stadt stolz ist, seinen Verwandten aus der Provinz besser nicht zeigt. Abgesehen vom Dreck und der Armut der meisten Bewohner, finden hier die Leute Unterschlupf, die die Polizei notwendig machen.
    In dieser freundlichen Gegend ging ich also mit Doktor Means spazieren. Wir latschten durch die Straßen, saßen stundenlang am Fenster einer Wirtschaft, standen an den Ecken herum. Ich hatte dafür gesorgt, dass der Doktor einen Anzug erhielt, der in dieser Gegend nicht auffiel, und auch ich machte mich vorteilhaft in blauem Hemd mit gelber Krawatte, auf der ein Bikini-Mädchen Hula-Hula tanzte.
    Wenn man sich den ganzen Tag mit einem Gauner herumtreibt, fängt man an, sich für ihn zu interessieren. Schließlich haben auch wir G-men ein Verhältnis zu den Leuten, die wir jagen, aber, offen gestanden, aus Doktor Means wurde ich nicht schlau. – Jim Pickford, mein erster Fall, war ein harter, verschlagener, brutaler Gangsterchef gewesen; Roger Costler, der Mordunternehmer, verbarg hinter der Maske eines Gentleman den Charakter eines geldgierigen Schweinehunds, aber William Means war anders als diese beiden. Ohne Zweifel besaß er einen scharfen, eiskalten Verstand, aber ich wusste nichts über seinen Charakter. Ein Arzt, durch Willensschwäche, Geldnot oder sonst ein Motiv in einen Kriminalfall verwickelt,
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