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Neobooks - Transalp 8

Neobooks - Transalp 8

Titel: Neobooks - Transalp 8
Autoren: Marc Ritter , CUS
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    BUCH 8
    SAMSTAG, 14. JULI
Kniepass, 8.30 Uhr
    O h Mann, langsam gehen mir diese Bergrätsel aber gehörig auf den Geist«, beschwerte sich Stephanie Gärtner. »Und jetzt auch noch Geschichte. Napoleon! Wusste gar nicht, dass der ein Bayer war. Ich dachte immer, der kam aus Korsika.«
    »Der war nicht nur ein Bayer, dem hat halb Europa gehört. Da war Bayern nur ein Fitzelchen davon. Jetzt lass mich mal nachdenken. Der Berg, der unter Napoleon zum höchsten Gipfel Bayerns wurde. Google doch mal bitte, wann das war. Oder stopp, das weiß ich ja noch aus dem Heimat- und Sachkundeunterricht. Das Werdenfelser Land kam 1803 erst zu Bayern. Es gehörte vorher dem Bistum Freising. Dann aber: Säkularisierung, und das ganze Kircheneigentum geht an den Staat. Du erinnerst dich?«
    »Nein, ich wurde erst ein klein wenig später geboren. Und in der niedersächsischen Gesamtschule haben wir die Feinheiten der bayerischen Geschichte nur gestreift.«
    »Ich bin für einen Bayernwissenstest für Zuwanderer aus anderen Bundesländern. Da kommt ihr hierher und wisst nichts über das Land. Ein Skandal.«
    »Wir wissen den Weg zum Hofbräuhaus und an den Tegernsee. Das reicht.« Gärtner setzte sich auf eine Bank neben der Margareten-Kapelle und schaute in die Gegend.
    »Also, wenn er das so gemeint hat, der Spindler, dann ist der höchste Berg des Werdenfelser Landes …?«
    Sie antwortete nicht.
    »Jetzt komm, wir waren vor einer Woche da.«
    »Du meinst unser Gemeinschaftseinzelzimmer?«
    »Richtig! Die Zugspitze.«
    »Das ist ja wieder baby.«
    »Und jetzt darfst du auf deinem Handy navigieren. Von der Zugspitze eine Gerade genau nach Osten. Und dort dann etwas südlich vom alten Sänger vorbei.«
    »Ich versuchs. Aber was meint er denn mit dem ›alten Sänger‹? Gibt es einen Berg, der so heißt?«
    »Keine Ahnung.«
    Gärtner tippte auf ihrem Smartphone herum. Sie schaute mit verbissenem Gesichtsausdruck auf das Display. »Jetzt bin ich auf der Seite dieses Outdoorkartenanbieters. Da sind auch alle Berggipfel bezeichnet. Aber nichts, was mich an einen alten Sänger erinnert. Wird ja keinen Carpendalespitz oder einen Costa Cordalis geben.«
    »Du musst um die Ecke denken. Zeig mal her.« Plank nahm ihr das Telefon aus der Hand. Er drehte es linksherum, rechtsherum und bewegte mit dem Finger den Kartenausschnitt. »Ganz egal, welchen Sänger er meint. Er meint nicht die Zugspitze. Die ist ja viel zu weit im Norden. Von dort genau nach Osten ist alles viel zu weit weg von uns. Da kann er uns gar nicht hinschicken wollen.«
    »Dann musst du deine Geschichtskenntnisse noch einmal zusammenkramen, großer Meister.«
    »Ach was, jetzt suche ich mal die Lösung im Internet und zeig dir, wie man das macht. Also: Was kam denn noch zu Bayern unter Napoleon?« Er tippte eine Suchanfrage ein. »Da, bitte: 1805 hatten die Tiroler das große Glück, sich Bayern nennen zu dürfen. Welcher ist der höchste Berg Tirols?«
    »Frag mich doch so was nicht, Amselm! Frag Google!«
    »Mach ich ja schon. Es ist die Wildspitze in den Ötztaler Alpen.«
    »Na, bitte.«
    »Immer noch zu weit im Norden«, grübelte Plank. »Ha, ich hab's: Grenzt Tirol eigentlich an den Großglockner?«
    »Und wenn ich jetzt ›ja‹ sage, würdest du es mir glauben?«, lachte Gärtner. »Mir fällt aber was ganz anderes ein: War das Tirol, nach dem du gerade gesucht hast, das Tirol von 1805?«
    Plank stutzte. »Gar nicht schlecht, Frau Gärtner. Natürlich nicht! Das weiß ja jedes Kind, dass bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Südtirol noch keine italienische Provinz war, sondern ganz natürlich an Tirol dranhing. Und somit an Bayern. Zumindest unter Napoleon. Also müssen wir die Suche auf dieses Gebiet hier ausweiten.«
    »Was Sinn macht, wenn wir dort zu Fuß hingehen sollen.«
    »Auch das entbehrt nicht einer gewissen Logik, Frau Gärtner. Und der höchste Berg Südtirols ist meines Wissens der Ortler. Der ist auch der höchste von allen genannten Bergen.« Er kramte die Alpenvereinskarte heraus, die er auf der Olpererhütte erstanden hatte. »Mist, wir sind zu weit im Westen für diesen Kartenausschnitt.«
    »Aber wir müssen doch eh in Richtung Osten. Ist da nichts mit einem alten Sänger? Lass mal sehen.« Gärtner stand von ihrer Bank auf und beugte sich über die Karte. »Da ist also dieses Wolkenstein«, rief sie nach einer Minute aus und deutete auf einen Punkt.
    »Genau. Dort war doch der Oswald von Wolkenstein.«
    »Ein alter Sänger!«
    »Und
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