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KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

Titel: KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld
Autoren: Delfried Kaufmann
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hätte zusammenbrechen müssen. Means verriet nach dem ersten Tobsuchtsanfall nicht die geringste Bewegung über sein Schicksal.
    Mit diesem undurchsichtigen Mann zog ich also durch New Yorks verrufenstes Stadtviertel, einen Tag, zwei Tage, eine Nacht und noch einen Tag lang. Es passierte nichts, und ich bekam allmählich die Laune eines Eisbären, der bei der Fütterung vergessen worden ist.
    Überraschenderweise schien auch Doktor Means mit dem negativen Ablauf unseres Unternehmens durchaus nicht zufrieden zu sein. Ich glaubte eine gewisse Unruhe an ihm feststellen zu können, und als ich ihn darauf ansprach, fauchte er: »Natürlich ärgere ich mich, dass mir der Kerl nicht über den Weg läuft. Glauben Sie, ich habe Lust, drei Jahre abzubrummen, wenn ich mit einem davonkommen kann?«
    Wie alle zu lange erwarteten Dinge geschah unsere Begegnung mit dem Gesuchten völlig überraschend. In der Mittagsstunde des dritten Tages packte in einem schäbigen Esslokal Means meinen Arm und flüsterte: »Da ist er.«
    In der überfüllten Kneipe stand ein Mann, der so ähnlich angezogen war wie ich. Sein Gesicht hatte irgendwie etwas Rattenähnliches. Seine Oberzähne ragten über die Unterlippe vor und der ganze Kopf lief spitz zu. Im Gegensatz zu dem schmalen Schädel besaß er breite Schultern und sah durchaus so aus, als verstünde er, kräftig hinzuschlagen. Es war eine glatte Unverschämtheit von Means, uns von dieser Type eine so farblose Beschreibung zu liefern.
    Ich erhob mich, aber auch der Doktor stand auf und legte eine Hand auf meinen Arm. »Lassen Sie mich machen, Cotton«, sagte er. »Wenn Sie ihn gleich vor den Kopf stoßen, wird er stutzig, und wir kommen nicht weiter.« Er sagte wirklich »wir«.
    Means schob sich durch die Tische auf den Mann zu. Ich folgte ihm auf dem Fuße.
    »Hallo, Mr. Smith«, begrüßte ihn der Doktor laut. Der Fremde blickte auf. Ich sah es seinem Gesicht an, dass er den Arzt erkannte.
    »Hallo…«, sagte er, aber Means unterbrach ihn sofort.
    »Wir suchen Sie schon seit Tagen, Mr. Smith. Kommen Sie an unseren Tisch!«
    Unser Freund warf mir einen Blick zu. In seinen Augen lag eine Mischung von Misstrauen und Verwirrung.
    Means schob ihn am Arm vor sich her. »Ja, aber…«, protestierte Mr. Smith vergeblich. Der Doktor rückte ihm einfach einen Stuhl in die Kniekehlen und drückte ihn nieder.
    »Also, Mr. Smith, wir können das Geschäft noch einmal machen. Es hat so großartig geklappt, dass die Summe verdoppelt werden kann.«
    Wieder wanderten die Augen der »Ratte« unruhig zu mir.
    »Keine Sorge«, beruhigte Means, der den Blick auffing, »mein Freund ist in Ordnung. Er hängt mit in dem Unternehmen. Wann können wir die Blüten haben?«
    »Ja, ich weiß nicht«, zögerte Smith und fuhr dann fließender fort: »Ich bin nicht sicher, ob ich noch ›etwas‹ beschaffen kann. Ich befasse mich eigentlich nie mit diesen Dingen. Ich…«
    »Reden Sie nicht, als stünden Sie vor dem Untersuchungsrichter, Smith«, unterbrach Means. »Besorgen Sie mir noch einmal Zehn-Dollar-Noten, aber von der gleichen Qualität, wenn ich bitten darf.«
    »Ich werde es versuchen«, entschloss sich die »Ratte« und schien nicht wenig Lust zu haben, sich zu empfehlen.
    Means sah mich mit einem dünnen Lächeln um die Lippen an. Dieses Lächeln hieß: »Entscheide dich! Willst du ihn verhaften, oder was sonst willst du tun?«
    Ich entschloss mich, weiter mitzuspielen.
    »Wann können wir Sie wiedertreffen?«, wandte ich mich an Smith.
    »Vielleicht… heute Abend gegen zehn Uhr hier!«
    »Werden Sie dann Geld bei sich haben?«
    »Vielleicht…«
    Ich überlegte eine Sekunde, sah Means an, und der Doktor sagte:
    »Also in Ordnung, Mr. Smith, treffen wir uns um zehn Uhr, aber bringen Sie uns gute Nachrichten.«
    ***
    Smith kam tatsächlich wieder. Wir hatten die Stunden bis zur Verabredung in einem Kino totgeschlagen, denn ich hielt es für gefährlich, zum Hauptquartier zu fahren. Ab neun Uhr saßen wir in der Kneipe, und schon eine halbe Stunde vor der festgesetzten Zeit tauchte Smith auf.
    Er steuerte auf unseren Tisch zu und ließ sich nieder.
    »Ich kann die Blüten bekommen«, eröffnete er uns. Seine Stimme und seine Haltung waren viel sicherer als bei der ersten Begegnung, »aber ich kann sie nicht herschaffen. Sie müssen sie holen. Kommen Sie mit!«
    Wie selbstverständlich stand er auf und wartete darauf, dass wir ihm folgten. Ich beachtete nicht ihn, sondern sah Means an. Hätte der Doktor
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