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Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Titel: Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau
Autoren: Petros Markaris
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bekannten Anwaltskanzlei absolvierte, entdeckte sie plötzlich die schönen Seiten dieses Berufs und entschied sich nun endgültig dafür.
      Wer mich kennt, der weiß, dass mein großer Traum in Bezug auf meine Tochter immer der war, sie eines Tages als Staatsanwältin zu bewundern. Vielleicht war dieser Wunsch eine väterliche Spinnerei. Doch selbst wenn man diese Spinnerei als »elterliche Sünde« bewerten wollte, so habe ich sie Katerina nie aufgezwungen. Ganz im Gegenteil, als sie ihre endgültige Entscheidung kundtat, dachte ich, vielleicht sei es realistischer, eine Laufbahn als Rechtsanwältin anzustreben, als in muffigen Gerichtssälen zu versauern. Mein Traum, ihr bei der Verurteilung von Straftätern zuzusehen, die ich ihr zuführte, war ohnehin unerfüllbar, da ich nicht der Abteilung für Wirtschaftskriminalität angehöre. Und als Richterin hätte sie sich ihr halbes Leben mit ungedeckten Schecks und unbezahlten Kreditkartenrechnungen herumschlagen müssen.
      Hinzu kam Adrianis Freude, als sie erfuhr, dass ihre Tochter schließlich doch noch Rechtsanwältin würde. Als Polizistengattin hat sie für das Arbeitgeberduo Ministerium für öffentliche Ordnung und Justizministerium nicht viel übrig. Nachdem Katerina sich zum Jurastudium entschlossen hatte, um ihr berufliches Leben mit Dieben, Betrügern und anderen Delinquenten zu verbringen, lag es Adrianis Meinung nach auf der Hand, auf Seiten der Verbrecher zu stehen, nicht auf Seiten des Staates, denn es sei einträglicher, Straftäter freizubekommen, als sie einzusperren. Diesen Gedankengang kann ich nach wie vor nicht nachvollziehen.
      Das ganze Hin und Her, die umgeworfenen Entschlüsse, Meinungswechsel und Rückzugsgefechte fanden ein glückliches Ende, als Katerina uns verkündete, Fanis und sie hätten beschlossen zu heiraten. Adriani hüpfte vor Freude.
      »Endlich! Mir fällt ein Stein vom Herzen. Warum sollte ein so schönes Paar ohne kirchlichen Segen bleiben?«
      »Kirchlicher Segen, nun ja«, entgegnete Katerina lachend.
      »Wie, nun ja?«, wunderte sich Adriani. »Eine Trauung findet nun mal in der Kirche, mit Brautschleier, Priester und Trauzeugen statt.«
      »Bei uns geht's auch ohne all das. Wir werden auf dem Standesamt heiraten.«
      Adriani erstarrte förmlich unter dieser kalten Dusche. Sie brauchte gut fünf Minuten, um wieder zu ihrer Betriebstemperatur zu finden. Dann begann sie, Katerina alle Nachteile einer standesamtlichen Trauung aufzulisten. Zuerst wandte sie sich den materiellen Argumenten zu.
      »Aber ins Standesamt kann man nur eine beschränkte Anzahl von Gästen einladen, und dann entgehen euch die ganzen Hochzeitsgeschenke. Wie wollt ihr euren Haushalt ohne Hochzeitsgeschenke einrichten?«
      »Wir bleiben ohnehin noch in Fanis' Zweizimmerwohnung. Ich bin noch im Referendariat, also leben wir nur von einem Gehalt. Einen Wohnungswechsel können wir uns derzeit nicht leisten. Und unsere zwei Zimmer bieten nicht mal genug Platz für uns beide, wie sollten wir da Hochzeitsgeschenke unterbringen?«
      Danach mobilisierte Adriani das Argument, kirchliche Eheschließungen endeten nicht so häufig vor dem Scheidungsrichter.
      »Wo heiraten denn mehr Paare? In der Kirche oder auf dem Standesamt?«, fragte Katerina.
      »Na, in der Kirche natürlich.«
      »Ergo gehen auch die meisten Scheidungen auf kirchliche Trauungen zurück.«
      Adriani sah, dass sie auch damit nicht landen konnte, und brachte nun die Gefühlsebene ins Spiel. Sie fragte Katerina, ob sie je daran gedacht hätte, dass sie mit dieser Entscheidung den Eltern die Freude vorenthalte, sie als Braut zu sehen.
      »Auf dem Standesamt werde ich doch auch eine Braut sein. Ob man jetzt kirchlich oder standesamtlich heiratet: Braut bleibt Braut.«
      »Eine Braut ohne weißes Hochzeitskleid?«, sagte Adriani wie zu sich selbst, als könne sie ihren eigenen Worten nicht trauen.
      »Mama, genau das halte ich nicht aus!«
      »Was hältst du daran nicht aus? Erklär mir das bitte mal!«
      »Hochzeitskleid, Brautschleier, Brautsträußchen, Mandelkonfekt! Wir wollen aufs Standesamt, um die Beziehung offiziell abzusegnen, und zwar ohne vorheucheln zu müssen, dass wir angeblich unser gemeinsames Leben beginnen, wo wir doch schon zwei Jahre zusammenleben!«
      »Denkst du gar nicht daran, dass dein Vater Polizeibeamter ist? Wie soll er seinen Kollegen erklären, dass seine Tochter die standesamtliche einer kirchlichen
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