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Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone

Titel: Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone
Autoren: Mark Brandis
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Brutalität: Ich rammte ihm das Knie unter das Kinn und warf ihn in die Rückenlage zurück. Und zugleich hatte Ruth sich blitzschnell gebückt und sich des Szepters des Bösen bemächtigt: der herrenlos gewordenen Peitsche.
    Das gab den Ausschlag. Vor der Schleuse waren Pfiffe zu hören und danach ein Aufschrei, der ein rasches Echo fand:
    „Der ist erledigt! Soll selber sehen, wie er klarkommt! Wir hauen ab!"
    Es war kaum zu fassen: In blinder Panik strebte Malus' wüste Horde dem sicheren Schiff zu, ohne sich noch einmal umzusehen. Malus hatte seine Macht verloren.
    Ruth hielt die Peitsche erhoben, aber sie benutzte sie nicht. Erst als Malus sich wieder hochstemmte, benommen und mit glasigen Augen, führte sie sie ihm vor. Wie würde er auf seine Niederlage reagieren? Würde er drohen, würde er versuchen, sich loszukaufen? Ich war auf alles gefaßt - nur nicht darauf, was nun geschah. Wir standen einander gegenüber, und zwischen uns wand sich fauchend die entfesselte Schlange.
    Allmählich begriff er, was geschehen war. Seine ganze Schrecklichkeit war dahin. Ein Zittern erfaßte seinen Unterkiefer, seine Zähne schlugen aufeinander. Das Zittern sprang über auf die ganze Gestalt.
    Es war nicht zu glauben. Der schreckliche Malus schlotterte.
    Ich verharrte, auf alles gefaßt - nur nicht darauf, was geschah.
    Malus gab auf. Wortlos drehte er sich um und humpelte davon.
    Ich sah ihm nach, auf seinem würdelosen Rückzug, und wagte nicht, an unseren Sieg zu glauben, bis schließlich Ruths Stimme Gewißheit schuf:
    „Die Bande verdrückt sich und läßt ihn im Stich!"
    So war es. Malus strebte seinem Schiff zu, in das sich seine Horde schon zurückgezogen hatte, und ich konnte sehen, wie er einsam und unbeholfen die Gangway hinaufklomm, während bereits das Triebwerk seinen mißtönenden Geigenton anstimmte. Die Verriegelung des Einstieges begann sich zu senken, und Malus bückte sich, um sich durch die sich rasch verengende Öffnung zu winden.
    Nur sein rechter Arm schaffte es.
    Dann fuhr unter ihm die Gangway ein, und das rote Schlachtschiff hob ab, und Malus hing mit schlagenden Beinen daran fest wie der Fisch am Haken.
    Ruth fuhr sich über die Augen.
    „Schrecklich!" sagte sie. „Fehlt nur, daß ich jetzt heule."
    Sie hatte die Peitsche fortgeworfen und lag in meinen Armen, und ich las in ihren Augen die Erleichterung und die Bereitschaft zu einem neuen Glück. Aber noch etwas anderes war plötzlich zu sehen in dem herrlichen Seegrün, eine Spiegelung. Langsam, um sie nicht zu verscheuchen, ließ ich die Arme sinken und drehte mich um. Dann sagte ich:
    „Ruth, sieh dir das an!"
    Und Ruth hob den Kopf und sah es nun auch. Sie sah das Sternbild, das wie ein geflügelter Engel über dem Horizont emporstieg und sein Zeichen in die große Leere setzte.
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    13.
    Nie hätte ich mir träumen lassen, daß auf die große Wüstenei, der ich samt Cosmopol den Rücken gekehrt hatte, ein solches Übermaß an Fülle folgen könnte. Seitdem die SCOUT den Kunstplaneten Eremitage verlassen hatte und eingetaucht war in den schier unerschöpflichen Reichtum des Universums, verließen wir das Cockpit nur in dringenden Notfällen, um ja nichts zu verpassen von der Vielfalt der Zeichen und Bilder.
    Und nach diesen Zeichen und Bildern, je nachdem, wie sie uns gefielen, steckten wir unsere Kurse ab. Man kann auch sagen: Wir hangelten uns wie der Affe von Ast zu Ast. Manchmal flogen wir aber auch nach Gehör und richteten uns nach der Lautstärke, mit der die Uhr des Großmeisters tickte.
    Bei allem Hin und Her blieb es bei der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
    Einige der Himmelskörper besahen wir uns aus der Nähe, aber das eine wie das andere Mal bestand unser Urteil aus einem Kopfschütteln oder einem Achselzucken, und die SCOUT drehte wieder ab, um auf neuen Kurs zu gehen.
    Nach wie vor fehlte uns jeglicher Anhaltspunkt, und das Ticken der Uhr machte lediglich deutlich, daß uns nunmehr die Zeit im Nacken saß.
    Ich entsinne mich, wie Ruth, nachdem sie einmal in ihrem Sessel neben mir eingenickt war, plötzlich auffuhr und mit schlaftrunkener Stimme verkündete: „Blau!"
    In meiner Meditation gestört, erkundigte ich mich nicht eben freundlich:
    „Was soll das heißen: Blau?"
    Ruth war auf einmal hellwach.
    „Habe ich das gesagt? Blau?"
    „Du hast Blau gesagt. Nur das. Nur das eine Wort."
    Sie dachte angestrengt nach.
    „Irgendwie muß das zusammenhängen mit dem, was ich gerade geträumt habe. Aber wußtest du, daß
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