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Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone

Titel: Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone
Autoren: Mark Brandis
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genau hin. Ich werde euch das Lehrstück einer Hinrichtung bieten, von dem selbst der Teufel noch profitieren kann."
    „Wenigstens", raunte ich Ruth zu, „haben wir's jetzt nur mit ihm zu tun."
    „Aber er ist der Schlimmste", flüsterte sie zurück. „Ich kenne ihn. Er ist das Böse in Person. Mark, ich habe Angst."
    Und dann kam er, und sein Schatten eilte riesig vor ihm her. Das Gegenlicht umgab seinen brandroten Overall mit einer Aura züngelnder Flammen. Er kam gemächlich, aber ohne zu zögern. Mit jedem Schritt ließ er uns seine schreckliche Überlegenheit spüren.
    Plötzlich entdeckte er Tamara, und für einen Augenblick geriet er aus der Fassung.
    „Wer hat das getan?" bellte er.
    Ruth antwortete.
    „Raffael hat sie getötet, als sie Mark das Leben rettete."
    Er nickte.
    „Raffael wird dafür bezahlen."
    Er kam näher, langsam, mit der Zielstrebigkeit des erfahrenen Henkers.
    „Aber ihr auch."
    Mit jedem Schritt machte er deutlich, daß es für ihn keinen Grund zur Eile gab. Das Urteil war gesprochen, er brauchte es nur noch zu vollstrecken - auf seine besondere Weise.
    Der Leichnam lag ihm im Weg, und er hob das Bein und stieg darüber hinweg. Ich drückte Ruth in die nächstbeste Nische. Nun lag alles an mir. Ich hielt mich bereit.
    Er sah es und öffnete den Mund zum neuerlichen scheppernden Gelächter. Die Peitsche fuhr hoch und glich plötzlich einer fauchenden Heerschar aus angreifenden Schlangen. Und diese schienen überall zugleich zu sein - eine züngelnde, funkenspeiende Übermacht. Ich wich zurück, und die Schlangen folgten mir und trieben mich vor sich her, kreisten mich ein - enger und immer enger. Auswegslos .
    Und die ganze Zeit über gellte in meinen Ohren dieses eklige, höhnische Gelächter. Es steigerte sich zu einem triumphierenden Aufheulen, als die Peitsche mich streifte. Die Berührung lähmte mich. Ich bestand nur noch aus Schmerz, von Kopf bis Fuß. Mein Gehirn schien zu sieden.
    Malus kostete meine Hilflosigkeit aus. Wie eine Katze, die mit der Maus spielt, ließ er eine von seinen Schlangen fauchend und fintenschlagend über den falschen Marmor auf mich zukriechen . Ich war verloren.
    In meiner Verzweiflung dachte ich weniger an mich als an Ruth. Und an das, war ihr nunmehr bevorstand. Ich rief eine mir unbekannte Macht um Hilfe an. Bitte, gib mir Kraft!
    Und da geschah es, urplötzlich!
    Ein fernes Echo erreichte mich - das Echo einer Stimme, die selbst bereits verstummt war. Tamaras Stimme... Und die Versuchung, einfach aufzugeben, war überwunden. Auf einmal wußte ich wieder, was ich zu tun hatte. Ich mußte dem Bösen ins Angesicht blicken. So löste ich den Blick von der kriechenden Schlange und richtete ihn auf die schlammigen Augen meines hohnlachenden Peinigers.
    Und damit begann ein Wunder. Malus zuckte zusammen, wurde bleich; er versuchte, meinem Blick auszuweichen. Es gelang ihm nicht. Mein Blick hielt ihn gefangen, und zu meinem Erstaunen überwand ich damit meine eigene Angst. Von Sekunde zu Sekunde wurde ich stärker. Das Hohngelächter verröchelte als verlegenes Hüsteln.
    Was da mit ihm geschah - er wollte es nicht glauben. Noch einmal versuchte er, sich zu alter Größe und Schrecklichkeit aufzurichten. Seine Lippen zischten einen Fluch, und die Schlange kam wieder auf mich zugekrochen . Doch mein Blick galt nicht mehr ihr. Ich ließ Malus nicht aus den Augen. Mir entging nicht: Seine Bewegungen waren nun fahrig und unkonzentriert, und das brachte ihn in Rage.
    „Ich peitsche dir die Augen aus dem Gesicht... du!"
    Das blieb seine letzte Drohung, denn zum neuerlichen Angriff machte er einen halben Schritt zur Seite -und dabei glitt er in der Blutlache aus.
    Fast war der Anblick, den er plötzlich bot, lächerlich zu nennen, wie er da in seiner ganzen Schrecklichkeit mit beiden Armen in der Luft ruderte und dabei die Peitsche verlor, bevor er krachend auf den Rücken fiel.
    Doch die Gefahr war nicht gebannt.
    Draußen ließ sich ein wilder Heulton der Entrüstung vernehmen. Malus' Anhängerschaft schien nicht fassen zu können, was sie erlebte; die Niederlage ihres Oberteufels erschütterte ihr Weltbild. Noch verharrte die Meute im Zustand der Unschlüssigkeit, doch im Handumdrehen konnte sie sich in einen rasenden Mob verwandeln. Die endgültige Entscheidung stand immer noch aus.
    Und dann fiel sie. Malus selbst führte sie herbei.
    Wutschnaubend setzte er sich auf. Der nackte Haß in seinem Blick ließ mir keine Wahl. Ich erwiderte Brutalität mit
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