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Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone

Titel: Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone
Autoren: Mark Brandis
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hinabrollte.
    „Gregor!"
    „Dem ist nicht zu helfen!" Raffael verriegelte den Einstieg. „Wir verschwinden!"
    Auf der Plattform hatte inzwischen Malus selbst das Kommando übernommen. Dem zuckenden Bündel, das der alte Mann nunmehr war, versetzte er zunächst einen Fußtritt - und dann, wie um ihm den Rest zu geben, hob er den Arm mit der Peitsche.
    Und ich schrie auf.
    „Er hätte sich beeilen sollen", sagte Raffael ungerührt. „Das kommt davon, wenn man zu alt wird."
    Im Moment des Abhebens sah ich gerade noch, wie Malus, ohne zugeschlagen zu haben, die Peitsche sinken ließ, als wäre er zu einer besseren Entscheidung gekommen: Zwei von den roten Overalls sprangen hinzu und trugen das zuckende Bündel fort.
    Raffael wandte sich mir zu.
    „Malus wird toben. Soll er."
    Ich sah zurück. ISS 113 war schon außer Sicht. Danach blickte ich wieder nach vorn - dorthin, wo es nichts zu sehen gab.
    „Er wird uns verfolgen."
    Raffael saß vor dem Computer.
    „Es gibt einen Ort, wo er uns nicht vermuten wird", gab er ruhig zurück. „Das Domizil seiner schönen kleinen Schwester - Tamaras Eremitage. Und die ist gerade in seinem Auftrag unterwegs - in geheimer Mission." Raffael lächelte vieldeutig. „Wir werden ungestört sein."
    Der Blick, den er über meine Gestalt wandern ließ, sagte noch mehr. In seinen Augen lag ein seltsamer Glanz.
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    12.
    „Rühren Sie mich nicht an!"
    Die Melodie der Stimme kreiste mir im Blut. Ihr Echo zog durch meine wirren Träume. Ihr Hall war die Sprache meiner namenlosen Sehnsucht, die mich nie ganz verließ.
    Die Stimme kannte ich.
    Sie war der Magnet, der mich an sich riß , ob ich nun wollte oder nicht. Ich erkannte sie und war bereits in Bewegung. Und während ich die Gangway hinabstürmte, hörte ich meinen eigenen machtvollen Aufschrei der Erlösung:
    „Ruth!"
    Hinter mir gellte Tamaras beschwörende Stimme. Ich hielt nicht an. Ich wandte mich nicht um. Was immer Tamara mir zu sagen hatte, zählte nicht, ging mich nichts an. Das war vorbei. Tamara selbst zählte nicht mehr. Auch sie war vorbei. Über den grünen Teppich einer imitierten Frühlingswiese trugen meine Füße mich zu Ruth.
    Ihre Stimme war aus der getarnten Festung gekommen, dem einzigen erhaltenen Bauwerk weit und breit, das Tamara zu unserem Heim bestimmt hatte, und dorthin lenkte ich ohne langes Überlegen meine Schritte.
    Tamara schrie immer gellender. Hörte ich Verzweiflung in ihrer Stimme?
    „Mark! Mark, warte auf mich!"
    Aber was immer Tamara auch rief und flehte - es hatte diesmal keine Macht über mich.
    Der Magnet hatte die Macht übernommen.
    Nur er, diese andere Stimme, zählte.
    Ruth.
    Die Festungsschleuse klaffte als glimmender Schlund. Ich überquerte die Brücke, die sich mit elegantem Schwung über das stille, leuchtende Wasser des Kanals spannte, und stürmte in die Halle.
    Auf den ersten Blick erfaßte ich den tödlichen Ernst der Situation. Und ich wußte , daß ich ihr gegenübertreten würde ohne Waffe, mit nackten Händen. Was ich gegen den roten Overall einzusetzen hatte, das Moment der Überraschung, war wenig genug. Aber ich durfte nicht zögern.
    Ruth wehrte sich mit letzter Kraft.
    Die Spuren des Kampfes waren eindeutig, sowohl der über der Brust aufgerissene Overall, als auch das blinkende Messer in ihrer Hand, mit dem sie sich zur Wehr setzte.
    Für den großen, schlanken Malusiten war das Messer ein Anlaß zur Erheiterung. Lachend schlug er es Ruth aus der Hand. Seine andere Hand schoß vor und entblößte mit spielerischer Leichtigkeit Ruths Oberkörper.
    „Du bist schön. Du bist wunderschön. Und es höchste Zeit, daß du es erfährst." Eine sanfte Stimme von überraschendem Wohlklang, voll von aufrichtiger Bewunderung. „Hab doch Vertrauen. Ich bin nicht wie Malus. Ich liebe dich wirklich. Und du - du liebst mich doch auch. Oder weshalb bist du sonst mit mir gekommen?"
    Auch die knappen, geschmeidigen Bewegungen der Hüften, mit denen dieser ungewöhnliche Malusit Ruth vor sich her trieb, während er seine Blicke nicht von ihren nackten Brüsten wandte, blieben sanft - so sanft und geschmeidig und unerbittlich wie edler Stahl.
    „Ich werde dir nicht wehtun, glaub es mir. Ich will dich nur berühren dürfen. Komm, schmieg dich an mich, und alles wird gut!"
    Wohllaut und die unverkennbare Aufrichtigkeit der Werbung machten mich zögern. Dieser Malusit schlug aus der Art. Und daß er Ruth begehrte - war das nicht zu verständlich?
    Gerade wollte ich ihn ansprechen, als er
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