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Korona

Korona

Titel: Korona
Autoren: Thomas Thiemeyer
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ihr wirklich?«
    »Aber natürlich«, sagte Richard. »Worauf wartest du noch?« Sein Versuch, aufmunternd auszusehen, endete in einem gequälten Lächeln. Man konnte ihm ansehen, wie sehr er unter dem Abschied litt.
    Sie schluckte und hob das Kinn. Nun wusste sie, was sie zu tun hatte. Nach all den Jahren hatte sie es endlich verstanden.
    »Danke«, sagte sie. »Danke für alles. Ich werde euch nie vergessen.«
    Mit diesen Worten sprang sie auf und rannte, so schnell sie ihre Füße trugen. Immer weiter, mitten hinein in das Licht.

82
    Virungas, einen Monat später …
    R ichard saß über seinen Tisch gebeugt und strich die Zeitungen glatt. Selten hatte er Gelegenheit, so viele aktuelle Tageszeitungen zu lesen. Doch die Ankunft der Studenten vor zwei Tagen hatte ihm einen unerwarteten Informationssegen beschert. Auf seinem Tisch türmten sich Ausgaben der
Times
, der
Washington Post
, von
Le Monde
, des
Figaro
sowie der wichtigsten ugandischen Nachrichtenblätter
New Vision
und
Daily Monitor
. Ohne jede Ausnahme berichteten sie von den ungewöhnlichen Goldfunden, die ein Team internationaler Geologen im südwestlichen Teil des Ruwenzori gemacht hatte. Den Aussagen der Experten zufolge ging es um die größte Goldader, die jemals entdeckt worden war. Sie war eingebettet in ein riesiges Pyritvorkommen, das eine hohe magnetische Aktivität aufwies. Ein gewaltiger Schatz, der aus einem der ärmsten Länder der Welt plötzlich eine reiche Nation gemacht hatte. Die internationale Völkergemeinschaft unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen überwachte den Abbau, so dass der Reichtum nicht nur einigen wenigen, sondern dem gesamten Land zugutekam. Schulen sollten errichtet, das Verkehrsnetz ausgebaut und die Landwirtschaft gefördert werden. Es würde viel Geld in die Medizin und in die Bevölkerungsentwicklung fließen, und ein großer Batzen kam den Nationalparks zugute. Dank eines speziellen Programms konnten große Landstriche von den Bauern aufgekauft und dem Naturschutz zugeführt werden. Doch auch die Nachbarstaaten profitierten davon, allen voran Ruanda und die Demokratische Republik Kongo, in deren Hoheitsbereich ebenfalls große Goldvorkommen gefunden worden waren. Der Nationalpark Virunga wurde um mehr als das Doppelte vergrößert und die Mittel für den Artenschutz beträchtlich aufgestockt. Doch für manche kam der unverhoffte Geldsegen zu spät. Die Gorillas waren aus den Virungas für immer verschwunden. Die zweihundert Tiere, die den Weg auf das Hochplateau nicht gefunden hatten, stammten aus dem Bwindi Impenetrable Forest in Uganda und waren inzwischen in ihre angestammten Gebiete zurückgekehrt. Ob ihre Zahl ausreichen würde, die Art zu retten, war fraglich. Die Forschungseinrichtungen hier am Virunga würden ihre Pforten jedenfalls schließen.
    Der Abbau des Goldes wurde von einem internationalen Konsortium überwacht, das dem Erhalt und Schutz der betroffenen Nationalparks Rechnung trug. Durch den Einsatz spezieller unterirdischer Abbaumethoden würde kaum etwas von der natürlichen Umgebung zerstört werden. Selbst die Ruinen von Kitara sollten erhalten bleiben. Verschiedene Teams von Archäologen waren derzeit vor Ort und erforschten diesen sagenhaften Fund afrikanischer Frühgeschichte, der ein völlig neues Bild auf die Entwicklung der Menschheit in Zentralafrika warf. Doch auch Astronomen und Sonnenforscher waren auf die Region aufmerksam geworden. Aus einem von der Wissenschaft bisher noch nicht genauer erforschten Grund hatten die enormen Erzvorkommen zu einer Beugung des Erdmagnetfeldes geführt. Die Feldlinien waren an dieser Stelle dermaßen eingeknickt, dass die beiden letzten Sonneneruptionen enorme Mengen hochaktiven Sonnenplasmas auf einen winzigen Punkt auf der Erdoberfläche geleitet hatten. Dr.Krausnick, Leiter der Forschungsabteilung Astronomie, äußerte sich gegenüber der Presse dahingehend, dass durch den Abbau des Erzfeldes das Magnetfeld wieder hergestellt würde. Doch bis es so weit war, konnten leicht zwanzig oder dreißig Jahre vergehen. Seiner Prognose nach würde das nächste Sonnenmaximum aber ohnehin erst in einhundertfünfzig Jahren stattfinden, so dass man sich bis dahin keine Sorgen zu machen brauchte.
     
    Ein Klopfen war an der Tür zu hören. Sie öffnete sich einen Spalt und ein junger Bursche, Mitte zwanzig, blickte zu ihm herein.
    »Mr.Mogabe, wir wären dann so weit.«
    Richard blickte von seinen Zeitungen auf. »Hm?«
    »Die Fahrzeuge sind fertig
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