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Kopf hoch, Freddie

Kopf hoch, Freddie

Titel: Kopf hoch, Freddie
Autoren: Mary Scott
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Angelegenheiten bereiste, hatte er sich die Reise auf das angenehmste verkürzt, indem er Alicia ansah und ihr so wenig als möglich zuhörte. Jetzt hatte er aber Schönheit gründlich satt und bemerkte mit Vergnügen, daß Angela, die in dieser Richtung keine Ansprüche erhob, einen wachen Verstand besaß.
    »Und warum haben Sie Ihren Kurs an der Universität nicht abgeschlossen?« fragte er, als herauskam, daß Angela ihr Studium aufgegeben hatte, obwohl sie ihrem Ziel schon sehr nahe gewesen war. »Das ist doch sehr schade.«
    »Ich habe mein Studium nicht deswegen aufgegeben, weil ich heiraten werde«, erklärte sie offen, sehr froh darüber, daß Alicias Aufmerksamkeit ganz davon in Anspruch genommen war, ihrer Jüngsten die Reize des Familiensitzes zu beschreiben, den sie zusammen mit Vetter Miles bewohnen sollte. »Mein Entschluß stand schon fest, ehe ich Stephen kennenlernte. Ich war einfach nicht gut genug, und es war sehr anstrengend, mit Menschen Schritt zu halten, die viel moderner und wagemutiger waren.«
    »Und wird eine Farm die richtige Umgebung für Sie sein? Erzählen Sie mir von dem Leben dort.«
    »Nun ja, manche würden es Hinterland nennen, weil die Nachbarn weit verstreut leben, aber tatsächlich sind es nur fünfzehn Meilen bis zur nächsten Stadt. Ich sage Stephen immer, daß er das Beste aus beiden Welten hat: Er sieht viele gute Theaterstücke und Filme und führt doch ein absolut eigenes Leben.«
    »Und ihm liegt an diesen Dingen so viel wie an seinem Land?«
    »O ja. Er liest bessere Bücher als ich. Vielleicht nicht so viel Modernes, dafür kennt er mehr von den Klassikern. Er bezieht eine ganze Reihe englischer Zeitschriften... Ich möchte sagen, er ist kein typischer Farmer; aber das stimmt auch wieder nicht; denn er liebt sein Land mit Hingabe. Tatsächlich kann er ganz lyrisch werden, wenn er vom Idealtyp des Angus-Stiers oder von einem schönen Zucht-Romney spricht. Eine komische Mischung, finden Sie nicht auch?«
    »Eine gute Mischung. Sie sind ein glückliches Mädchen. Das Leben sollte für Sie ein schönes Abenteuer werden.«
    Sie lächelte, und er sah die Schönheit und das Strahlen ihrer dunklen Augen. »Das wird es sicher. Könnten Sie nur kommen und es selbst sehen — und Stephen kennenlernen.«
    Die letzten Worte erregten Alicias Aufmerksamkeit. Sie zog ihre exakt gezupften Brauen hoch. Wie gut Angela doch mit älteren Herren umgehen konnte! Sie war immer der Liebling ihres Vaters gewesen. Alicia erinnerte sich, daß Maxwell seiner Tochter ebenso zugelächelt hatte wie dieser Mann jetzt. Offenbar war Angela ein Typ, der Männer in mittleren Jahren anzog. Ein flüchtiger Verdacht, daß Stephen am Ende um die Vierzig sein könnte, ging ihr durch den Kopf. Sie hatte über ihn noch sehr wenig gehört, außer, daß er Farmer war, offensichtlich in guten Verhältnissen, und daß Angela ihn heiraten wollte, sobald Freddie ins Berufsleben eingetreten war. Erschrocken wurde Alicia gewahr, daß diese schöne junge Tochter die Absicht hatte, Krankenschwester zu werden. Lächerlich. Sie würde versuchen, das zu verhindern. Am besten, man wartete mit dem Beruf ein wenig. Sie bedachte Angela mit einem reizenden Lächeln. »Und jetzt möchte ich alles über deinen wunderbaren Stephen erfahren. In deinem Brief hast du dich so kurz gefaßt.«
    Angela verkroch sich in sich selbst. »Da gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. An Stephen ist nichts Außergewöhnliches. Er ist groß, dunkel und ein guter Farmer.«
    »Ja, aber ist das nicht ein wenig langweilig, mein Schatz?« reagierte Alicia auf die verhüllte Gegnerschaft im Gehaben ihrer Tochter. »Wirst du denn wirklich glücklich sein — auf dem Land, mit einem Mann, der nicht — nun ja, gar nicht aufregend ist? Lange, regennasse Tage, an denen man hinaussieht auf den triefenden Busch, auf abgestorbene Bäume und gräßliche Kühe, die dauernd wiederkäuen. Kein Gesprächspartner, niemand, der einem Komplimente macht. Und überall Schafe, Schafe mit ihren langweiligen Gesichtern und dicken wolligen Fellen. Ach, schrecklich.«
    Angela spürte, wie sich in ihr alles sträubte. Sie klammerte sich verzweifelt an ihren Sinn für Humor. Man durfte Mutter auf keinen Fall ernst nehmen. Auch Freddie machte ein beklommenes Gesicht. Sie begegnete Angelas Augen und bedachte ihre Schwester mit einem flehenden Blick, der besagte: »Sei nett zu Mutter. Du hast doch alles — Stephen und das Leben, das du dir wünschest. Sei lieb und laß keine
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