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Lloyd, Sienna

Lloyd, Sienna

Titel: Lloyd, Sienna
Autoren: 04 Verführt von einem Vampir
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1. 5, 4, 3, 2, 1 …
    Tag 62
    Gabriel hat sich gemeldet. Doch vielleicht werden wir nie wieder zusammen sein. Seit dem Tag seines Verschwindens ist nichts so gelaufen, wie es geplant war …
    Tag 54
    Es ist allgemein bekannt, und auch die Geschichte hat es uns gezeigt, dass die Überbringer von schlechten Nachrichten stets umkommen müssen. Man hat sie schon immer gefoltert und dann ermordet, um so ein Ventil für seinen Ärger zu schaffen. Man hat sie mit der Nachricht an sich gleichgestellt. Nun bin ich dieser Überbringer und bekomme es mit der Angst zu tun. Ich war eine Idiotin: Gabriel die Wahrheit über Rebeccas Machenschaften zu sagen. Das hat unsere Beziehung im Keim erstickt. Vor allem geht es mich nichts an, deshalb hat er sich von mir abgewandt. Nun stehe ich alleine da und muss auf die Fragen der anderen gefasst sein.
Wie soll ich es ihnen sagen, wie soll ich Sol gestehen, dass ich ihr Vertrauen missbraucht habe? Wie kann ich Rebecca in die Augen sehen und ihr an den Kopf werfen, dass ich ihrem Ehemann die Wahrheit über sie erzählt habe?
    Im Moment weiß nur Magda Bescheid. Sie hat mich heulend in der Küche gefunden, als sie das Schloss verlassen wollte, nachdem sie die ganze Nacht getanzt hatte. Ich habe ihr alles schluchzend erzählt, sie hat sich um alles gekümmert und Rebecca gesagt, dass sie Gabriel begegnet sei, der dringend etwas Geschäftliches zu erledigen habe. Das war vor vier Tagen, und nun droht alles über mir zusammenzubrechen. Gabriels Frau fühlt, dass ihr einige wichtige Informationen entgangen sind, und sie fragt mich immer wieder mit ihrem smaragdfarbenen Blick, ob wirklich alles in Ordnung sei mit mir.
    Seit heute Morgen versuche ich, die Situation zu relativieren, um mir selbst weniger Vorwürfe zu machen. Der Abend des Balls war verheerend für mich, schon bevor Gabriel weggelaufen ist. Rebecca war grausam zu mir, ihr Verhalten mir gegenüber abscheulich: Sie hat mich vor ihren Freunden gedemütigt. Das war wirklich scheußlich von ihr. Es wurde Zeit, dass Gabriel die Wahrheit über sie erfährt. Wie konnte sie einfach verschwinden, eine Entführung vortäuschen und ihren Ehemann jahrelang mit seinen Vorwürfen und seiner Trauer alleine lassen? Wie konnte sie dann einfach wieder auftauchen und ihm in die Augen sehen?
    Ich habe Gabriel nicht erzählt, dass sie einen Liebhaber hatte, um mich an ihr zu rächen, sondern, weil unsere Affäre so sehr an ihm genagt hatte. Seine Traurigkeit und sein Mitgefühl mit der „armen“ Rebecca, dieser so tapferen Frau, die sich an nichts erinnern kann … Das hat mich wahnsinnig gemacht. Jemand musste es ihm sagen. Schlussendlich ist nun sein Verschwinden meine Strafe.
    * * *
    Gabriel ist nicht gerade der Stimmungsmacher in diesem Schloss. Dafür ist Charles zuständig und normalerweise spielt er diese Rolle absolut perfekt. Doch als ich den Lesesaal betrete, der an den roten Salon anschließt, blickt er ins Nichts und sieht aus, als sei er dem Tode nahe.
    „Charles, was ist los, du siehst deprimiert aus?“
    „Ich … Nichts.“
    „Sag' schon!“
    „Nichts, ich denke nur an unseren Kuss, es tut mir leid, ich hätte es nicht tun sollen, ich handle immer zu instinktiv und denke nicht nach. Ich will nicht, dass das etwas zwischen uns ändert …“
    Als wäre mein Leben heute noch nicht kompliziert genug. Charles stahl mir mit seinen weichen Lippen einen Kuss … Ich darf gar nicht daran denken. Ich habe es verdrängt, und genau das sollte er auch tun.
    „Ich habe doch gesagt, wir sprechen nicht mehr darüber, ganz ehrlich. Wir sind Freunde. Es ändert sich nichts!“
    „Hast du von Gabriel gehört?“
    „Nein.“
    „Ich finde es seltsam, dass er verschwunden ist, ich weiß doch sonst immer Bescheid, wenn er wichtige Termine hat.“
    „Ich bin sicher, dass er bald wieder zurückkommt.“
    „Noch vor Weihnachten?“
    „Hm, Weihnachten ist morgen, keine Ahnung.“
    Wir erschrecken, als wir den Boden knarren hören. Rebecca steht in der Türe. Sie gibt vor, gerade hereinzukommen, doch sie scheint unser Gespräch gehört zu haben. Sie grüßt Charles, der rasch eine Entschuldigung findet, uns alleine zu lassen. Er glaubt, er tue das Richtige, doch es ist die schlechteste Idee, die er haben konnte.
    „Héloïse, ich möchte dich etwas fragen.“
    „Ja?“
    Ich habe Schwierigkeiten, meine Stimme zu kontrollieren, sie zittert, als säße ich auf der Anklagebank. Rebecca strotzt vor Selbstsicherheit. Sie setzt sich und schlägt einen Rand
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