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Kopf hoch, Freddie

Kopf hoch, Freddie

Titel: Kopf hoch, Freddie
Autoren: Mary Scott
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begnügen mußte.
    »Liebling«, rief sie aus und küßte Freddie voll Wärme, aber sehr vorsichtig wegen ihres Make-ups, »wie du dich verändert hast! Der Babyspeck ist weg! Du siehst mir wirklich sehr ähnlich.« Mit einer Gebärde, die wunderbar mädchenhaft wirkte, legte sie den Arm um Freddie.
    »Ach Mutter, ich wünschte, es wäre wirklich so. Weißt du, was? Die Leute halten uns für Schwestern!«
    Die warme Unbefangenheit der Worte rührte Alicia. War es schon wunderbar, für die Schwester dieses Mädchens gehalten zu werden, so war es noch schmeichelhafter, daß Freddie sich selbst für die weniger Hübsche hielt. Sie wollte diesem liebenswerten Kind ihre ganze Zuneigung schenken.
    In diesem Augenblick tauchte Angela auf. Sie war kleiner und viel weniger anziehend, und sie mußte sich ihren Weg durch die Menge bahnen, ohne daß sie auffiel. Nicht, daß sie es besonders eilig gehabt hätte, ihre Mutter zu begrüßen. Das war seit ihrem vierten Lebensjahr nicht mehr der Fall, seitdem sie gelernt hatte, zwischen Liebkosungen und Liebe zu unterscheiden.
    »Ach, da ist ja Angela. Nun, meine Liebe, du hast dich wenigstens nicht verändert. Immer noch mein kleiner dunkler Wechselbalg. Und wie braungebrannt du bist! Das machen die Ferien am Meer, nehme ich an.«
    »Ja. Die Seeluft, das Land und das Reiten«, meinte Angela und ließ sich eine etwas gleichgültige Umarmung gefallen. »Aber ich bin gern braun.«
    »Natürlich, da du ja mit einem Farmer verlobt bist. Wie nett. Der Ruf der großen Weite. Kann ich gut verstehen«, sagte Alicia, die tiefunglücklich gewesen war, als ihr Mann sie ein einziges Mal auf seine hochgelegene Farm brachte; sie hatte sich seither standhaft geweigert, anderswo als in Städten zu leben.
    Angela lächelte, sagte aber nur: »Wo sind deine Koffer, Mutter?«
    »Hier, mein Schatz. Und da ist der liebe Sir Marcus, meine Reisebekanntschaft. Vielen Dank. Nun, das sind die Töchter, von denen ich Ihnen erzählt habe und an die Sie nicht glauben wollten. Angela, die kleine Dunkle, und Freddie, die...«
    »...Ihre jüngere Schwester ist«, sagte Sir Marcus galant, und Freddie schmunzelte, als sie ihm die Hand reichte.
    »Sir Marcus war während dieser aufreibenden Reise überaus liebenswürdig, und jetzt will er tatsächlich in meinem Hotel speisen.«
    »Hotel?« wiederholte Freddie verdutzt. »Ja kommst du nicht in unsere Wohnung? Wir haben alles für dich vorbereitet, und es ist dort richtig gemütlich!«
    »Wie lieb, mein Schatz, aber ich kann mich euch doch nicht so aufdrängen. Außerdem wäre es unter den gegebenen Umständen vielleicht nicht sehr klug«, schloß sie geheimnisvoll, und Angela ahnte ganz richtig, daß sie Sir Marcus — einem gutaussehenden, offenbar sehr reichen und distinguierten älteren Herrn — einen sorgfältig gereinigten Bericht von der bevorstehenden Scheidung aufgetischt hatte.
    Hastig sagte Angela zu ihrer Schwester: »Ich nehme an, Mutter wird in einem Hotel besser untergebracht sein. Wir können sie ja häufig besuchen.« Dabei fühlte sie Mitleid mit Freddie, als sie deren niedergeschlagenes Gesicht sah und an die vielen Stunden der Vorbereitung dachte, das exquisite Abendessen, das sie erwartete, die Blumen, die Freddie von ihrem Taschengeld besorgt hatte.
    »Natürlich, Kinder, und ihr müßt unbedingt mit mir zusammen essen. Am besten, wir steigen alle in das Taxi, das Sir Marcus klugerweise bestellt hat, und morgen, wenn ich mich ein wenig erholt habe, kann ich euch ja in eurer komischen kleinen Wohnung besuchen.«
    Das Speisen im besten Hotel war für Freddie ein aufregendes Erlebnis. Sie genoß das Staunen in den Gesichtern der Menschen, wenn sie Mutter und Tochter ansahen, die einander so stark ähnelten und doch verschieden waren.
    »Natürlich sind sie verschieden«, dachte Angela, um damit ihr Unbehagen zu bekämpfen. »Mutter hat wenig Herz und nicht viel Verstand. Freddie hat viel von beidem, obwohl sie vielleicht nicht so schön ist. Aber verschieden sind sie, sogar völlig verschieden.«
    Man muß zugeben, daß Angela ihre Mutter hart und ein wenig ungerecht beurteilte. Alicia war ehrlich entzückt von ihrer Jüngsten, und während sie zu Angela von gleichbleibender Liebenswürdigkeit war, widmete sie ihre Aufmerksamkeit voll und ganz Freddie, sofern sie sie nicht auf sich selbst verwandte. Hingegen schien sich Sir Marcus sehr für die ältere Tochter zu interessieren. Als Mann von Intelligenz, der das Land in wichtigen geschäftlichen
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