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Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 2: Der dunkel glitzernde Weg: Fantasy (German Edition)

Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 2: Der dunkel glitzernde Weg: Fantasy (German Edition)

Titel: Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 2: Der dunkel glitzernde Weg: Fantasy (German Edition)
Autoren: Antje Ippensen
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1. Kapitel: Schuld
    Die Wächter führten ihre junge Gefangene alsdann treppauf und treppab und durch die langen ringförmigen Gänge der Mondburg – bis hin zum großen Weißen Saal, in dem das Regentenpaar Recht sprach.
    Und dort erwartete man Riyala. Neben zahlreichen Würdenträgern des Hofes waren auch Zuschauer aus dem einfachen Volke zugegen; Bedienstete und Soldaten standen an den weiß gekalkten Wänden des oval geschnittenen Raumes.
    Auf dem Richterpodest an der Nordseite jedoch saßen die Matriarchin, der Heros – und der Edelstein-Magister. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos.

    Ein wilder, verzweifelter Schrei entstand in Riyalas Brust, stieg ihr in die Kehle ... und erstarb dort.
    Man stellte sie in das Innere eines roten Kreidekreises, sieben Schritt vor dem Podest; das war der Platz für den Angeklagten, und dort stand sie nun. Allein.
    Drohend ragte der Richtertisch über ihr auf. Eine ganze Weile lang konnte sie nur ihren alten Lehrmeister ansehen. Er, der sie ohne Zögern verraten hatte, saß zur Linken ihres Vaters. Alles, was zu ihrer Verhaftung geführt haben musste, stand ihr in grausamer Klarheit vor Augen, und sie hörte kaum, wie ihr Vater, der Heros von Co-Lha, die einleitenden Formeln sprach, die das Verfahren gegen seine einzige Tochter eröffneten. Seine Stimme drang nur als ein undeutliches Summen an Riyalas Ohr.

    „Riyala Falken!“, donnerte der Heros endlich, und das riss sie aus ihrer Lähmung. „Ihr lasst es an Aufmerksamkeit fehlen! Seht mich gefälligst an, wenn ich mit Euch spreche!“
    Als sie das tat, fügte er mit erbarmungsloser Strenge hinzu: „Es geht um Euren Kopf, vergesst das nicht! Ihr seid des Hochverrats angeklagt, und die Strafe dafür ist der Tod! Das Gesetz gilt für jeden.“
    Riyala wusste das; Co-Lhas Gesetze waren streng, aber gerecht – jedenfalls hatte sie bis zum heutigen Tag daran geglaubt. Auch dieser Glaube geriet ihr nun ins Wanken ... Wer in Co-Lha schlecht und ehrlos war, wer böse Absichten hegte und Übles tat, der wurde hart bestraft.
    Aber ich bin doch nicht ... wird mein eigener Vater mich verurteilen? –
Sie spürte deutlich seinen tiefen Schmerz; er fühlte sich von seinem Kind verraten, und daraus entsprang sein Zorn. Riyala kannte ihn gut trotz der Aura von Unnahbarkeit, die er auch ihr gegenüber beibehalten hatte. Der Heros von Co-Lha war immer ein Krieger gewesen, und jetzt, wo sich die Notlage des Landes derart verschärfte, floss mehr Macht zu ihm. Er würde die Verteidigung der Stadt gegen das Landvolk anführen. Riyala bemerkte trotz ihrer eigenen Qual und Verwirrung, dass er den silbernen Kriegshelm mit der scharlachroten Feder trug, und sie wusste auch genau, was das bedeutete. Aber sie wusste ebenfalls, dass er sich stets gewünscht hatte, nie mehr in den Krieg ziehen zu müssen ... erst recht nicht in einen solchen, der das grässliche Antlitz eines Bürgerkrieges trug …
    Die Adern seiner Schläfen traten hervor und pochten bedrohlich. Mit seinen fünfzig Jahren war ihr Vater noch immer ein sehniger, kräftiger Mann, der ein Schwert ebensogut zu führen wusste wie der fähigste Soldat der Wache. Seine Augen besaßen die gleiche blaugrüne Färbung wie die seiner Tochter.
    Nun erst wagte Riyala es, auch ihre Mutter anzusehen, die zur Rechten des Heros saß. Sie wirkte vollkommen gebrochen, wie eine uralte Frau – sie hatte das Gesicht in ihren Händen vergraben, und entsetzt erkannte Riyala, dass das silbergraue Haar der Matriarchin schlohweiß geworden war.
    Als ob alle Lebenskraft sie verlassen hätte.
    Flüchtig dachte das Mädchen an ihr letztes Gespräch mit der Mutter, als diese ihr die Regentschaft übergeben wollte ... und nun stand die Tochter des Herrscherpaares als Hochverräterin auf der entgegengesetzten Seite. Die Augen aller Zuschauer im Weißen Saal waren voller Anklage und Verachtung auf Riyala gerichtet; vergebens hielt sie nach jemandem Ausschau, der von ihrer Unschuld überzeugt war. Sie kannte jeden einzelnen hier. Das einzige vertraute Gesicht, nach dem sie vergebens suchte, war das Lanias.
    Ich ertrage das nicht!,
dachte Riyala wild. Ihr ganzes bisheriges Leben lang hatte sie nur Verehrung, Respekt und Liebe erfahren, und nun ...
    Verstohlen tastete sich ihre gefesselte Hand in die Innentasche ihrer Jacke – der Spielraum, den ihr die Ketten ließen, reichte dafür gerade aus. Das Falkenauge würde ihr zur Flucht verhelfen ...
    Doch da erklang die spöttische Stimme des Edelstein-Magisters:
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