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Kontrollverlust - Kontrollverlust

Kontrollverlust - Kontrollverlust

Titel: Kontrollverlust - Kontrollverlust
Autoren: Christian Gude
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Dieser Ermittler schien nicht der Hellste zu sein und fraß ihm aus der Hand, er sah keinen Grund, mit seinem Zugang zu diskreten Personalinformationen hinter dem Berg zu halten. Und der blöde Kommissar musste ja nicht wissen, dass Weiler großes persönliches Vergnügen daran hatte, diesem Brecker eins reinzuwürgen.
    »Ja, hier haben wir die Daten. Die Ergebnisse des Assessment-Centers sprechen für sich, beziehungsweise gegen ihn. Social Skills, Reliability, Commitment – alles weit im roten Bereich. Und von den zwei Dutzend Disziplinarverfahren, die er in den letzten zehn Dienstjahren angesammelt hat, möchte ich gar nicht erst reden. Wenn Ihrem Chef und Ihnen an der Glaubwürdigkeit der Marke ›Polizei Hessen‹ irgendetwas liegt, müssen Sie Leute wie diesen Brecker von der Straße holen. Der hat am Point of Contact nichts verloren.«
    Dieser Kommissar schaute drein wie ein angeschlagener Boxer, den der Gong gerade noch über die Runde rettet.
    »Sie wollen Klaus Brecker in den Innendienst versetzen?«
    Was soll dieses gespielte Entsetzen, fragte sich Weiler. Als hätte er vorgeschlagen, Godzilla als Haustier zu halten! Ich kann noch ganz andere Sachen machen, dachte er. Ich habe bei Hoven so einen dicken Stein im Brett, ich kann dafür sorgen, dass du bis zur Pensionierung Verkehrserziehung im Kindergarten machst. Ich bin der ›Master of the Universe‹.
    Dann summte das Handy des Kommissars. Der Ermittler nahm das Gespräch an, kniff die Augen zusammen und legte die freie Hand auf das freie Ohr, um alle Nebengeräusche fernzuhalten. Hier in der Frankfurter City boten alle Mobilfunkanbieter hervorragende Netzqualität, der Anrufer musste also irgendwo im Urwald oder inmitten einer Straßenbautruppe stehen. Rünz hörte nur zu, rief ab und zu ›was‹ und ›wie bitte‹, während Weiler versuchte, vom Gesichtsausdruck des Ermittlers auf den Gesprächsinhalt zu schließen. Dann stand der Kommissar auf, ging mit dem Handy am Ohr durch den Raum Richtung Fenster und starrte auf die andere Straßenseite.
    »Sagen Sie, Taunusanlage 13, ist das da auf der anderen Seite irgendwo?«, erkundigte sich Rünz plötzlich, und Weiler brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass er mit der Frage gemeint war. Er machte eine Vierteldrehung auf seinem Chefsessel.
    »Klar. Der alte GE-Turm, direkt gegenüber. Da wo die beiden Fensterputzer an der Fassade hängen. Steht schon seit Jahren leer, die Bude. Wieso fragen Sie?«
    Aber der Kommissar starrte schon wieder aus dem Fenster und versuchte, sich mit seinem Gesprächspartner zu verständigen. Dann ging die Tür auf und Weiler stöhnte genervt auf. Kevin. Und hinter ihm im Türrahmen Katja Lebert, achselzuckend und mit bedauerndem Gesichtsausdruck, in dem auch eine Spur Schadenfreude mitzuschwingen schien.
    »André – deine blöde Sekretärin sagt, ich soll die PSPgo leiser stellen. Gran Turismo macht keinen Spaß so leise.«
    Weiler wollte gerade aufstehen, um die beiden Störenfriede mit Nachdruck hinauszukomplimentieren, hielt aber inne. Warum starrte Kevin den Kommissar so an? Und warum starrte der Kommissar zurück, offensichtlich seinen Gesprächspartner auf dem Mobiltelefon völlig vergessend?
    »Onkel Karl, bist du das?«, fragte Kevin ungläubig. Unvermittelt fing er lauthals an zu lachen. »Du siehst ja zum Schießen aus. Woher hast du denn die komischen Klamotten?«
    »Verdeckte Ermittlungen, Kleiner. Alles Tarnung«, stotterte Rünz ratlos. Weiler schaute Rünz an, dann Kevin, dann an Rünz vorbei Richtung GE-Turm. Verdammt, was lief hier ab, wieso kannten sich die beiden? Klar, weil Brecker und dieser Rünz Kollegen waren, hätte er sich denken können. Aber warum sprach Kevin den Ermittler mit ›Onkel‹ an? Und was hatte das alles mit dem GE-Turm gegenüber zu tun? Das war ja wie Ohnsorg-Theater, dachte Weiler. Oder ›Versteckte Kamera‹. Diesen ganzen Auftritt würde er Hoven gesondert in Rechnung stellen.

     

     

     

     

42

    Wedel geriet am anderen Ende der Leitung langsam in Panik, Rünz musste schnell eine Entscheidung treffen, sonst würde sein Assistent ein SEK alarmieren. Rünz drehte sich wieder zu Weiler, die beiden schauten sich wortlos an, und irgendetwas in Rünz’ Gesichtsausdruck schien den Consultant zu beunruhigen. Der Ermittler erinnerte sich plötzlich, woher er Weiler kannte   – der Auftritt in der Privatschule in Langen, ein Jahr zuvor. Rünz versuchte, seine Gedanken zu sortieren, aus den wirren Ideen und Fakten in seinem
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