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Kommt Schnee

Kommt Schnee

Titel: Kommt Schnee
Autoren: Roger Aeschbacher
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Presseausweis. Die Polizei lässt mich immer durch. He, he. Hat wohl Schiss, ich könne bös über sie schreiben, wenn sie mich genauer untersuchen würden.« Der Journalist vom Blick ließ seine Worte wirken, dann fügte er sichtlich stolz an: »Ich bin quasi vogelfrei. Ich könnte dir helfen.«
    »Wie kommst du darauf, dass ich schmuggle?«, erwiderte der Portugiese, der in Hannover als Sohn eines portugiesischen Immigranten geboren war und der dadurch perfekt zweisprachig aufgewachsen war.
    »Schmuggelst du etwa nicht?«, forderte Danner den Portugiesen forsch heraus.
    Perez schwieg, schaute in sein Whiskeyglas. Er schwenkte den bernsteinfarbenen Alkohol, der milder als sein kleiner Bruder, der 10-jährige Laphroaig, nach Meeresbrise und Seetang schmeckte. Das weiße Licht von der Deckenbeleuchtung spiegelte sich in der Flüssigkeit und splitterte sich in eine Palette rostiger Farben auf. »Warum sollte ich dir trauen?«
    »Wer redet von Vertrauen«, meinte Danner verächtlich. »Ich rede vom Geschäft.«
    »Ohne Vertrauen kein Geschäft, Danner.«
    »Das ist schon klar. Ricardo, mein Freund. Versteh’ ich schon. Aber ich sage dir. Wenn mir einer die Chance gibt, Geld zu machen, bekommt er von mir so viel Vertrauen, wie er will.« Dann fügte er an. »Ich will Kohle machen. Richtig dick und fett. Nur das zählt.«
    »Und dafür tust du alles?«
    »Dafür tu ich alles. Ich mach jedes Risiko mit. Na ja. Fast. Aber sicher genug, um voll abzusahnen.« Er schnalzte verächtlich.
    »Wofür brauchst du denn die Kohle?«
    Danner tat sofort betrübt und verzog den Mund. Er war ein guter Schauspieler und in all den Jahren als Blick-Reporter wusste Danner, wie man das Vertrauen von Informanten gewinnt. Er sagte: »Ich habe eine Freundin. Eine Italienerin.« Rolf Danners Augen begannen zu leuchten. »Mamma mia, meine kleine Nina solltest du mal kennenlernen.«
    »Und für die brauchst du das Geld?«
    »Schau mich doch an, Ricardo«, verwarf Danner beide Hände. »Ich bin nur ein langweiliger Schweizer. Hab keine schwarzen Locken und keine geile Fresse wie du. Muss Geld ranschaffen, sonst haut sie ab.«
    Ricardo Perez, 34, Zugbegleiter auf dem Nachtzug von Lissabon nach Lyon, gesegnet mit fetten Lippen und arabischen Augen, schmunzelte. »Ja, die Frauen. Wollen immer mehr.«
    »Ah, ich sehe, du verstehst mich«, griff Danner geschickt auf und sagte dann zu Perez:»Ich kann dir helfen. Hilfst du mir auch, mein Freund?«
    »Mal schauen.«
    »Mal schauen?«, fragte Danner.
    »Ja, Danner, mein Freund. Mal schauen.«
    Danner hob sein Glas. Perez hob sein Glas.
    Sie stießen an.
    Die Gläser klirrten.

13
    Am nächsten Tag, sofort nach Ankunft von Danners Anschlusszug, der von Lyon über Genf weiter nach Basel gefahren war, fand eine Vollversammlung statt. Baumer, Heinzmann, Regazzoni und Danner trafen sich bei Ali. Der Journalist hatte noch aus dem Nachtzug von Lissabon heraus Baumer angerufen. Er war einen Moment allein gewesen, als Perez mit dem Schlichten eines Streites zwischen zwei ungewollten Abteilgenossen – Holland gegen Deutschland – beschäftigt gewesen war. Per Handy informierte Danner den Kommissar über seine Erkenntnisse. Der bot noch mitten in der Nacht die anderen Verschwörer für den nächsten Morgen, 9 Uhr, zu Alis Buvette auf.
    Nun waren Baumer, Heinzmann und Regazzoni bereits in Alis Zelt und warteten gespannt auf Danners Ankunft. Als der mit kleiner Verspätung in diesen Plastikkommandobunker neben der Buvette von Ali eintrat, stand Regazzoni auf und begrüßte ihn förmlich per Handschlag.
    »Gratuliere. Gut gemacht«, sagte der Professor zum sichtlich müden Danner. »Jetzt haben wir die Verbindung nach Portugal.«
    »Gratuliere Ihnen ebenfalls, Professor«, sagte Danner. Er konnte sich gerade noch zurückhalten, dem Mediziner auf die Schulter zu schlagen. »Sind Sie wirklich sicher?«
    Regazzoni schob sein Kinn nach vorn. »Ja. Wir sind absolut sicher. Ich habe zweimal Proben genommen und sie von unabhängigen Experten überprüfen lassen. Ha!«, stieß er urplötzlich hervor und machte eine Siegerfaust, die er kraftvoll aus dem angewinkelten Unterarm hervorschnellen ließ. Mit einer solchen Geste hätte er so gern einmal auf dem Tennisplatz in Allschwil seinen ewigen Gegner, den eidgenössischen Apotheker Dr. Freier, bedacht. Leider schlug ihn Dr. Freier immer. Regazzoni arbeitete einfach zu viel und verbrachte zu wenig Arbeitszeit auf dem Tennisplatz. Ein Fakt, der ihm für seine Karriere im kleinen
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