Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine schwierige Mission (German Edition)

Eine schwierige Mission (German Edition)

Titel: Eine schwierige Mission (German Edition)
Autoren: Simon Rhys Beck
Vom Netzwerk:
C.I. Rayk betrachtete den Gefangenen nun schon seit geraumer Zeit. Er kannte jeden Quadratzentimeter seiner Haut, jede Narbe – jede alte und neu hinzugekommene –, jede der außergewöhnlichen Tätowierungen, die Captain Bill Jandors Körper zierte. Und doch faszinierte der Mensch ihn immer wieder aufs Neue.
    Es war nicht so, dass die Menschen grundsätzlich anders waren als seine eigene Rasse. Sie unterschieden sich nur in wenigen Details. Aber Rayk wusste sehr wohl, warum es ihn immer wieder zu Jandors Zelle zog. Und das war alles andere als gut, denn er hatte den Vorsitzenden des Komitees in der Krisensitzung an diesem Morgen einen absurden Vorschlag unterbreitet.
     
    „Sie sind sicher, dass Sie dieses Wagnis eingehen wollen?“ Master Colgron sah ihn aufmerksam an. „Bill Jandor war Captain eines Piratenschiffes. Er ist bekannt für seine Unberechenbarkeit, seine Brutalität und selbst die Gefangenschaft hat ihn nicht verändert.“
    Rayk nickte langsam. Er hatte lange darüber nachgedacht. Jandor war ein erfahrener Captain, er hatte ein kleines, wendiges Langstrecken-Shuttle, das den Schiffen seines eigenen Volkes in vielen Dingen überlegen war, und er war wagemutig genug, diese Mission zu begleiten – wenn auch nicht ganz freiwillig, wie Rayk sich eingestand.
    „Die Konvulianer werden uns angreifen, wenn wir nicht auf ihren Vorschlag reagieren. Sie sind ein aggressives Volk ...“ Rayk zögerte. „Ich befürchte, niemand von uns kann diese Verhandlungen führen.“
    „Sie sind unser bester Mann für so eine Verhandlung, C.I. Rayk.“
    „Ich kann nicht allein nach Konvul fliegen“, warf Rayk ein.
    „Aber Bill Jandor hasst uns“, gab Master Colgron zu bedenken. „Immerhin waren wir es, die ihn gefangen genommen haben.“
    „Das Kopfgeld der interstellaren Jurika war immens – ebenso der Schaden, den Jandor verursacht hat“, sagte C.I. Lago ernst. „Jandor ist erst seit einem Erdenjahr in unserer Gewalt, eine viel zu kurze Zeit, um eine Verhaltensänderung bei ihm zu bewirken.“
    „Die Umerziehungsmaßnahmen werden ihn niemals wirklich verändern“, brummte Rayk leise. „Er ist ein Mensch.“
    Master Colgron nickte bedächtig. „Ich schätze Ihren Vorschlag, C.I. Rayk. Aber das Risiko, dass er nicht Ihren Anweisungen folgt, ist hoch. Ich sehe nur eine Möglichkeit, auch vor dem Hintergrund, dass ich Bill Jandor nicht in die Freiheit entlassen werde … Er muss sich Ihnen vollkommen unterwerfen.“
    Rayk spürte, wie seine Gesichtszüge entgleisten. Er wusste, was das bedeutete, und doch erklärte Master Colgron: „Sein Körper wird Ihnen gehören, C.I. Rayk, sein Wille dem Ihren unterstellt sein, und er wird weiterhin die Fußfessel tragen, die es Ihnen ermöglicht, ihn zu kontrollieren.“
    „Sind Sie damit einverstanden, C.I. Rayk?“
    Rayk nickte, noch immer wie betäubt.
    „Wir werden alles für die Übergabe vorbereiten. C.I. Rayk?“
    Rayk wandte sich an O.T. Pal, der ihn neugierig ansah. In seinen Augen blitzte gutmütiger Spott. „Sind Sie in der Lage, ihn zu nehmen oder brauchen Sie etwas Unterstützung?“
     
    Unterstützung – pah! Als wenn er es nötig hätte, Pillen einzuwerfen. Wenn er Jandor betrachtete, wurde er immer sofort hart. Aber hier ging es nicht um eine romantische Nacht, nicht um ein heißes Liebesabenteuer. Rayk begann zu zweifeln, und wahrscheinlich hatte Pal das geahnt.
    Er musste Jandor besteigen, ihn in Besitz nehmen, vor den Augen seiner Vorgesetzten, und Jandor durfte nicht einen winzigen Augenblick der Gegenwehr zeigen. Erst dann würden sie der Übernahme zustimmen.
    Die Mirilaner waren ein friedliches Volk, das gewalttätige Auseinandersetzungen weitestgehend vermied. Was passierte, wenn Jandor der Übergabe nicht zustimmte? Wenn er sich gar wehrte? Jandor war durch die Umerziehungsmaßnahmen nicht sanftmütig geworden – wie sie insgeheim erhofft hatten. Und Rayk wusste, dass er Jandor körperlich unterlegen war, wenn es zu einem Kampf kam. Auch wenn Rayk einem alten Kriegergeschlecht entstammte und einer der wenigen Mirilaner war, die in ihrer Ausbildung auch die alten Kampftechniken studiert hatte.
    Was ihm fehlte, war die Aggression. Er erschauderte leicht. Wenn es zu einem Kampf kam …
     
    Bill Jandor spürte die Blicke des Mirilaners auf sich ruhen. Er wusste, dass C.I. Rayk ihn beobachtete. Bill streckte sich auf seiner Liege, damit Rayk ihn besser ansehen konnte. Er hatte bereits früh erkannt, dass er den Mirilaner reizen konnte. Rayk
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher