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Kommt Schnee

Kommt Schnee

Titel: Kommt Schnee
Autoren: Roger Aeschbacher
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vollends überkochen, und er kreischte: »Ja, ein dreckiges, kokainsüchtiges Schwein sind Sie, Windler.«
    Der Mann mit der Pistole zog beide Augenbrauen hoch. »Kokainsüchtig? Ich? Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Wir haben Sie getestet. Wir wissen das genau.«
    »Getestet?«
    »Ja. Wir haben Ihren Urin gesammelt. In Ihrer Saufkneipe, im Pissoir! Ha! Zweimal haben wir Urinproben aus dem Urimat geholt. Und glauben Sie ja nicht, dass wir so blöd sind, dort keine Gegenproben genommen zu haben, um ganz sicher zu gehen.« Regazzoni musste kurz nach Luft schnappen, dann fuhr er fort. »Getestet hat Ihren Urin mein Kollege Dr. Schäfer aus Freiburg. Sie sind schwer kokainsüchtig, Windler. Ein kokainsüchtiges Schwein sind Sie«, zischte Regazzoni.
    Windler schien es egal zu sein. »Kokainsüchtig? Ach, herrje. Wer ist das nicht in Basel?«
    »Ich bin es nicht«, mischte sich Baumer ein, der immer noch verdreht am Tisch saß. Er wusste, dass er die Diskussion zwischen Regazzoni und Windler entschärfen musste, sonst würde der Doktor vielleicht noch auf Windler losgehen. Das hätte katastrophal für alle enden können.
    »Ach, der Herr Baumer. Sieht man sich auch mal wieder. Sind Sie immer noch nicht über Ihre großen Füße gestolpert?«
    Baumer ignorierte diesen Spruch, der ihn bei anderer Gelegenheit tief getroffen hätte. Es gab Wichtigeres zu tun. Windler war eine kokainsüchtige Handgranate. Er war zwar in Baumers Augen schon immer ein Schwein gewesen, aber die Kokssucht hatte ihm die letzte Moral – wenn er denn je eine hatte – ausgetrieben. Baumer musste ihn irgendwie stoppen, denn der Chef der Kriminalpolizei war offenbar zu allem fähig. Wenn Regazzoni ihn weiter reizen würde, könnte Windler ganz durchknallen.
    Danner schaute derweil mit großen Augen in die Runde. Er hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt. Die Arme waren ausgestreckt, und die Hände lagen auf dem Tisch. Er drückte sie fest auf die Platte, aus Angst, sie könnten sich verselbständigen und eine falsche Bewegung machen.
    Heinzmann saß derweil scheinbar entspannt da. Zugleich suchte er verzweifelt nach Möglichkeiten, Windler zu entwaffnen.
    Es gab keine.
    Windler war einen weiteren vorsichtigen Schritt an die Gruppe herangetreten. Aber er hielt immer noch einen Abstand von drei Metern, war also nicht nahe genug, als dass man ihn hätte anspringen können. Auch seine eigene Pistole zu ziehen, war keine realistische Möglichkeit für Heinzmann. Er war kein Revolverheld. Bei seiner Arbeit musste er nur selten zur Waffe greifen, und äußerst selten in Rekordzeit. In seiner sitzenden Position wäre es auch schwierig gewesen. Windler hätte genug Zeit gehabt zu schießen.
    Was tun? Was tun?
    Reden!
    Baumer kam Heinzmann zuvor. »Woher wussten Sie von unserem Treffen?«
    »Mein lieber Freund Ricardo hat mich angerufen«, antwortete Windler. »Er hat mir von einem Journalisten erzählt, der sich dafür interessierte, neuer Kurier für uns zu werden.«
    Windler blickte Danner von der Seite an. Er konnte es sich nicht verkneifen, Danner anzumachen. »Auch ohne deine Scheißbrille bist du nur ein Zürcher Fötzel.« Er zog seinen Mund schief. »Aber mit ihr kann man deiner Spur ganz leicht folgen.«
    Danner schauderte kurz, blieb aber starr sitzen. Von seiner Beschattung hatte er nichts bemerkt.
    Baumer musste ablenken, wollte Zeit gewinnen. »Sie halten also Ihre Hand über die Organisation?«
    »Ja. Sicher«, kokettierte Windler, indem er seinen Kopf sachte zur Seite und nach oben drehte und seine Augenbrauen hob. »Einer muss ja schauen, dass wir in Basel keinen Engpass an gutem Stoff haben. Unsere vielen Promis dürfen doch darauf vertrauen, dass ihnen in Basel jederzeit ein sauberes Pülverchen gereicht wird.«
    Was tun? Was tun?
    Nichts tun.
    Weiterreden.
    »Was ist mit Rötheli. Gehört er dazu?«, fragte Heinzmann Er versuchte genauso wie Baumer, Zeit zu gewinnen. Zeit für was?
    »Rötheli? Dieser Dackel? Nein, nein. Mit solch wichtigen Aufgaben kann man diesen Trottel nicht beauftragen. Den rufe ich erst her, wenn ich mit euch hier abgerechnet habe. Der ist grad gut genug, um mir ein Alibi zu liefern und den Dreck hier aufzuwischen.«
    Regazzoni erbleichte. Angst vermischte sich mit seinem Zorn und verzerrte sein Gesicht vollends zur Fratze.
    Danner erstarrte. Er näherte sich der Bewegungsfreudigkeit einer Leiche in Totenstarre an.
    Auch Baumer wurde von einer eiskalten Hand gewürgt. Wollte Windler alle Brücken hinter sich
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