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Kommt Schnee

Kommt Schnee

Titel: Kommt Schnee
Autoren: Roger Aeschbacher
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Trick.
    »Davon hab ich gehört. Ja«, ließ sich der Doktor vernehmen, und es schien, als würde er den Zweitsemestern dozieren. Die Drei ließen Regazzoni für einmal dieses Vergnügen. Also erklärte dieser: »Man verhört zwei Verdächtige separat. Beiden sagt man, dass sie mit einer geringen Strafe davonkommen, wenn sie als Erste die Tat zugeben. Wenn sie das Verbrechen hingegen leugneten und der andere dann alles zugäbe, würden sie als Alleinschuldige besonders hart bestraft werden.«
    »Richtig, Professor«, nickte ihm Danner scheinbar bewundernd zu und gab ihm damit die Erlaubnis, weiter zu dozieren.
    Regazzoni fuhr daher fröhlich fort. »Und dann beeilt sich jeder der Angeklagten noch rasch ein Geständnis abzulegen, um mit einer geringen Strafe davonzukommen.«
    Danner blickte wissend in die Runde. »Ich bin sicher, dass Ricardo Perez singen wird, denn er kann Gomez nicht trauen. Perez weiß, dass Gomez ein ausgebuffter Geschäftsmann ist, der immer nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Gomez würde nicht zögern, dem Schaffner die ganze Scheiße anzuhängen.«
    »Also muss Perez sich wiederum gegen Gomez absichern und wird so schön und laut singen wie ein Gondoliere in Venedig«, kicherte Regazzoni.
    »So ist es«, schloss Baumer. »Beide werden darum kämpfen, als Erster singen zu dürfen. Und dann wird dieser Drogenhandel eingestellt werden.«
    Heinzmann führte eine Hand an die Nase, drückte die Nasenflügel mit Daumen und Zeigefinger zusammen. »Lissabon! Endstation! Alles aussteigen, bitte«, ahmte er krächzend eine Bahnhofsdurchsage nach.
    Baumer schmunzelte. Danner lachte herzlich. Regazzoni kicherte in hoher Stimmlage. Heinzmann wurde von Regazzonis Kichern angesteckt und lachte herzlich los. Sein Lachen kullerte aus seiner breiten Brust wie schwere Kugeln, die beim Kegeln auf die Bretter poltern. Alle vier lachten nun und schauten von einem zum anderen und wieder zum einen und schaukelten sich gegenseitig hoch. Baumer sah Danner in die Augen. Zumindest versuchte er es, doch er konnte die Augen des Journalisten nicht recht erkennen. Danner hatte seine Fliegenaugenbrille aufgesetzt. Er hatte bereits Entzugserscheinungen gehabt und war froh, endlich wieder in seiner gewohnten Identität auftreten zu können.
    Als das Lachen schließlich verebbte, räusperte sich der Blick-Journalist mit der großen Brille.»Und die andere Endstation? Das andere Ende von Lissabon-Basel?«
    »Windler, dieses Schwein, den haben wir jetzt auch!«, entfuhr es dem Professor, der wie irre aufgesprungen war und ein Gesicht machte wie Roger Federer beim Erkämpfen des Matchballs im fünften Wimbledonfinal.
    »Noch nicht!«, sagte der Mann, der die Plane des Zelteingangs beiseitegeschoben hatte und ins Zelt trat. Er trug einen edlen Anzug. In der Hand hielt er eine mattschwarze Pistole, die er hässlich auf die Gruppe richtete.

    Windler.

    *
    Der große Mann mit dem Hermès-Schal stand im Eingang des Buvettezeltes und richtete eine Waffe auf die Gruppe der vier Verschwörer. Er lächelte triumphierend.
    Der Doktor sackte in seinen Stuhl und saß da wie Federer in der Kabine, nachdem er den sechsten Wimbledonfinal verloren hat. Danner erstarrte. Baumer zuckte herum und blickte schaudernd in das Böse. Heinzmann verschlug es den Atem.
    »Sie haben sich ein bisschen zu früh gefreut, lieber Herr Professor. Und ein Schwein soll ich sein? Na, na, na. Das sagt man doch nicht«, höhnte der Chef der Basler Kriminalpolizei, der, beinahe schon auf französischem Gebiet, eine unregistrierte 9mm-Glock auf vier unbescholtene Schweizer Bürger hielt. »Ich habe schon gewusst, warum ich Hörbi davon abriet, Sie zum Professor zu machen.«
    Regazzoni begriff nicht, schaute den Mann mit der Waffe nur ungläubig an.
    Also fügte Windler süffisant an: »Herbert Aschwanden, von Freunden Hörbi genannt, ein guter Freund des Vorsitzenden Ihrer Berufungskommission und ein guter Freund von mir.« Windler verdrehte die Augen nach oben, als wäre er erstaunt darüber, dass der Mediziner diesen Sachverhalt erst jetzt verstand.
    Regazzoni zuckte. Die Erkenntnis, dass Windler seine Beziehungen eingesetzt hatte, um seine Berufung zum Professor zu hintertreiben, traf ihn wie eine echte Gewehrkugel und warf ihn beinahe um. Der Tessiner verlor die Contenance und japste. »Ich wusste es. Da steckten Sie dahinter. Sie dreckiges Schwein.«
    »Jetzt bin ich auch noch dreckig. Aber, aber, Herr Professor .«
    Diese erneute Demütigung ließ Regazzoni
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