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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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schon überlegt, wie das mit uns beiden werden soll?"
    Nein, das wußte Clark Dixon nicht. Er hatte sich auch noch gar keine Gedanken darüber gemacht. Sein Hirn war mit wichtigeren Dingen beschäftigt.
    „Ich gehe jetzt", sagte er tonlos. „Du brauchst nicht auf mich zu warten. Es wird spät werden."
    „Beeil' dich", sagte Mary Dixon mit bitterem Spott. „Olga Marat wird schon warten. Ein aufmerksamer Liebhaber muß immer pünktlich sein."
    Clark Dixon hatte schon die Türklinke in der Hand, da drehte er sich noch einmal um. „Ich gehe nicht zu Olga Marat", knurrte er unfreundlich. „Ich habe eine geschäftliche Besprechung. Das darfst du mir ruhig glauben. Gute Nacht!"
    Sein Gruß wurde nicht erwidert. Es blieb still im Zimmer. Er sah keine Tränen und er hörte auch keine gehässigen Vorwürfe. Mary sah ihm mit leeren Blicken nach. Ihre Lippen blieben fest geschlossen. Wie gut, daß bald alles vorüber ist, dachte Clark Dixon, als er die Treppe hinunterging. Wenn alles klappt, bin ich am Freitag schon nicht mehr in London. Es wird die schönste Reise meines Lebens werden. Hoffentlich bleibt Olga bei ihrem Wort. Auf keinen Fall darf sie mich jetzt im Stich lassen ...
    An der Straßenecke bestieg Clark Dixon einen Bus und löste ein Ticket nach Stepney. Müde ließ er sich in die Polster zurücksinken. Geistesabwesend starrte er durch die Scheiben des zweistöckigen Kastens auf die Fahrbahn hinaus. Es ging ihm viel zu langsam. Er fieberte vor Ungeduld. Nach zwanzig Minuten endlich durfte er aussteigen. Der Londoner Osten nahm ihn auf. Enge Gassen und düstere Häuserreihen glotzten ihm entgegen. Da Clark Dixon noch nie in dieser Gegend gewesen war, fand er sich nur mühsam zurecht. Er zog einen Zettel aus der Tasche. Hastig überflog er die Anschrift. „Jebb Mackolin", stand da zu lesen, „39 Salmon Lane, Stepney."
    Es wurde fast neun Uhr, bis Clark Dixon die finstere Straße hinter den Docks erreichte. Mit geheimem Abscheu betrachtete er den roten Backsteinkasten, der die Nummer 39 trug. Die meisten Fenster besaßen nicht einmal Vorhänge. Grell strahlten nackte Glühbirnen auf die Straße hinaus. Im Hausflur roch es nach billigem Essen und muffiger Wäsche. Eine steile Stiege führte in die oberen Stockwerke.
    Clark Dixon machte Licht und studierte die Namensschilder an den Türen. Er mußte bis in den zweiten Stock hinaufklettern. Dort endlich fand er ein Schild mit dem Namen Jebb Mackolin. Laut und blechern schlug die Glocke an. Aus dem Innern der Wohnung kam das heisere Kläffen eines Hundes und das quäkende Geschrei eines Säuglings. Eine Sekunde später öffnete sich die Tür. Eine schlampige Frau in nasser Schürze erschien im Türspalt. Sie hatte die Ärmel ihres Kleides hochgekrempelt und die Haare hochgesteckt. „Was wollen Sie?" fauchte sie unfreundlich.
    Clark Dixon konnte einen Blick in die enge Küche werfen. Er sah einen billigen Herd und eine Badewanne, die mit dampfendem Wasser gefüllt war. Feuchte Schwaden strichen durch den Korridor. „Ich möchte Jebb Mackolin sprechen", sagte Clark Dixon heiser. Die Aufregung würgte ihn im Hals. Sein Gesicht war blasser als je zuvor.
    „Was wollen Sie von ihm?" fragte das schlampige Frauenzimmer mißtrauisch.
    „Ich brauche ihn für ein Geschäft. Er kann eine Menge Geld verdienen. Sagen Sie ihm das."
    Die Frau blieb noch immer argwöhnisch. „Das wird wohl was Rechtes sein", brummte sie abfällig. „Sicher soll er wieder ein krummes Ding drehen, wie? Eines Tages werden sie ihn für immer im Knast behalten. Ich habe ihm das längst prophezeit."
    Sie brach plötzlich ab. Hinter ihr erklangen schwere Schritte. Ein bulliger Kerl mit fettem Stiernacken tauchte aus dem Dämmerlicht des Flurs. Er schob die Frau derb zur Seite.
    „Scher dich in die Küche", knurrte er kurz. „Laß uns allein. Und mach die Tür zu, hörst du?"
    Er knipste das Flurlicht an und nahm dann den unbekannten Besucher scharf aufs Korn. „Wüßte nicht, daß wir uns kennen", brummte er mundfaul. „Mit wem habe ich denn die Ehre?"
    Clark Dixon nannte seinen Namen. Er leierte ein paar törichte Worte herunter. „Kommen Sie mit", bat er drängend. „Es ist sehr wichtig, was ich Ihnen zu sagen habe. Hier hören vielleicht zu viele Ohren zu."
    Jebb Mackolin legte den Kopf schief. In seinem Gesicht arbeiteten diie Muskeln, und seine Augen liefen flink hin und her.
    „Gleich unten an der Ecke ist eine kleine Kneipe", meinte er gedehnt. „Wie steht's, Mister Dixon? Geben Sie
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