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066 - Marionetten des Satans

066 - Marionetten des Satans

Titel: 066 - Marionetten des Satans
Autoren: Ann Loring
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    Horror im Film – 38
    ANDY WARHOLS FRANKENSTEIN
    Eine Filmkritik von Rolf Giesen, Berlin
     
    Italien 1973, Produktion Comp. Cinematografica Champion, Verleih: Cinerama, Regie und Buch: Paul Morrissey, Musik: Claudio Gizzi, Darsteller: Udo Kier, Joe Dallesandro, Arno Juering, Monique van Vooren; Farbe, 3D.
    Das muß doch einfach volle Kassen ergeben: Andy Warhol, Amerikas vielfach überschätztes Pop – “Genie“, und Baron Frankenstein, Mary W. Shelleys tragischer Wissenschaftler, in einem Filmtitel. Da dürfte es wohl niemanden interessieren, daß Andy Warhol und Mary Shelley nur wenig mit diesem Film zu tun haben. Verantwortlich für das Vorhandensein von Warhols Geist ist dessen ergebener Jünger Paul Morrissey, dem bundesrepublikanischen Kinopublikum durch die Filme FLESH und TRASH bekannt. Warhol selbst hat dann nur noch (wie es ja auch Walt Disneys Geschäftspraxis war) seinen Namen beigesteuert, was schließlich Geld bringt. Von der Shelley ist lediglich die Tatsache übriggeblieben, daß da ein Wissenschaftler den idealen Menschen zu erschaffen sucht. Den ganzen Film zeichnet überdies eine für Warhol ungewohnte, bisher „ungewollte“ (das gehört zu seinem Image) Routine und Perfektion aus, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, daß man in der „Factory“ den Kontakt mit dem Kommerzfilm sucht. Das Ganze wurde in Italiens Filmfabrik Cinecitta gedreht, und auch Produzent Carlo Ponti war mit klingender Münze an dem „Spaß“ beteiligt. Was beschert uns nun der „Horror-Hit des Jahres“? Ein wenig Sex und übermäßig viel Sadismus. Da experimentieren Udo Kier als Baron Frankenstein und sein Gehilfe Otto tief unten im Laboratorium, das kaum mehr den obligatorischen „Höllencharakter“ hat, sondern eher einem raffiniert ausgestatteten Schlachthaus ähnelt. Frankensteins Ziel ist die Erschaffung zweier perfekter Menschen, Mann und Frau (Adam und Eva), dem antiken Ideal würdig und dazu ausersehen, sich zu paaren und eine dem Forscher dienstbare „Rasse perfekter Menschen“ zu zeugen. Während die Frau bereits „fertig“ ist, fehlt dem Mann noch der Kopf. Laut Frankensteins Gebrauchsanweisung muß es ein „eindeutig auf Sex eingestellter“ Kopf sein. Doch versehentlich schneidet der Baron dem Falschen den Kopf ab: einem Jüngling, der eigentlich ins Kloster gehen wollte. So will’s denn auch mit der Zeugung nicht so recht klappen. Frankensteins Träume enden im Tod: Otto tötet das Frauengeschöpf, Frankenstein tötet Otto, das Männergeschöpf Frankensteins Schwester (gleichzeitig die Mutter seiner Kinder), schließlich Frankenstein und hernach sich selbst. Blutüberströmt liegen die Akteure auf einem Haufen. Man muß Morrissey zugestehen, daß er die für die Horrorliteratur des 19. Jahrhunderts typischen bürgerlichen Merkmale treffend herausgearbeitet hat: Frankenstein als der Prototyp des Bürgers alten Stils (trotz seines Adels bürgerlich), der das Volk, das er „Pöbel“ nennt, haßt, weil in ihm das „Individuelle“ untergeht, und der sich der Antike zuwendet, um nach deren Vorbild den neuen Menschen zu schaffen. Doch es zeigt sich, daß diese „Selbstverwirklichung“ des Bürgertums mit purer Perversität gekoppelt ist. Frankenstein, seine Schwester und Otto, sind alle auf der Suche nach neuen Möglichkeiten des Lustgewinns. Das färbt notwendigerweise auch auf Frankensteins Kinder ab: Ihr Lebensweg scheint vorgezeichnet – sie entarten zu kleinen Bestien. All das legt viel vom Geist der Warhol-Filme dar, die allesamt eine Gesellschaft in den höchsten Phasen ihrer Dekadenz und Perversität zeigen, trotzdem aber – und gerade das macht ihre Kleinbürgerlichkeit aus – keine kritischen Momente einbringen. So werden diese Darstellungen der Perversität selbst pervers, reiner Selbstzweck. Und das Frankenstein-Thema bietet neben dem einen Extrem, dem Sex, noch ein anderes: den Sadismus. Köpfe werden abgeschnitten, Eingeweide dem Körper entnommen, das Blut fließt in Strömen. Und wenn das Publikum zu diesen Szenen lachte, dann war es wohl nur ein gequältes Lachen!
     
     
     

     
    Szene aus „Andy Warhols Frankenstein“ (Foto: Cinerama)

 

     
     
     
       Marionetten des Satans
    Vampir Horror Roman Nr. 66
    von Ann Loring

An einem Apriltag wanderte Julie Wallace durch Greenwich Village. Die Bäume blühten, und die Sonne schien so warm, daß Julie ihre Jacke auszog und die schmeichelnden Strahlen auf ihren nackten Schultern genoß. Sie
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