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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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den Hahn zu und frottierte mit einem Badetuch den nassen Körper ab. „Schlaf nur weiter", rief er heiser durch die offene Tür. „Ich brauche dich nicht. Ich kann mir den Kaffee auch allein machen."
    Er nahm den grauen Anzug vom Bügel, den er immer trug. Nur nicht auffallen, dachte er. Es muß alles so sein wie sonst. Ich werde pünktlich um acht Uhr in der Bank erscheinen. Keine Minute eher und keine Minute später. Er kleidete sich sorgfältig an und ging dann in die Küche hinüber, um sich das Frühstück zu bereiten. Als er eben das Wasser zusetzen wollte, erschien Mary im Morgenmantel auf der Tür schwelle. Sie musterte ihn aufmerksam von unten bis oben.
    „Was ist denn mit dir?" fragte sie erstaunt. „Wie siehst du aus? Bist du krank?"
    Clark Dixon senkte hastig den Kopf. Ich muß mich besser zusammennehmen, dachte er. Sie sieht mir als erste die Unruhe an, die mich in Atem hält. Sie sieht auch, daß ich die ganze Nacht nicht geschlafen habe. Sie könnte mir gefährlich werden, wenn sie etwas ausplaudert. Man wird sie nach dem Überfall bestimmt verhören.
    „Es ist nichts", sagte er mit verkrampftem Lächeln. „Ich konnte nicht mehr schlafen. Anscheinend habe ich gestern Abend zuviel getrunken. Der Alkohol bekommt mir nicht."
    „War dieses Frauenzimmer dabei?" fragte Mary Dixon mit blassen Lippen.
    „Nein", sagte Clark mit unruhigem Blick. „Laß das jetzt! Du nimmst diese Frau viel zu wichtig. Ich habe einen schweren Tag vor mir. Ich kann mich nicht mit solchen Dingen befassen."
    Mary Dixon machte ihm das Frühstück zurecht und füllte eine Tasse mit dampfendem Kaffee. „Wann kommst du abends zurück?" fragte sie zaudernd.
    „Wie immer."
    „Und dann? Gehst du dann noch einmal weg?"
    „Kaum", sagte Clark Dixon einsilbig. „Ich habe nichts vor heute Abend."
    Das war alles, was sie miteinander redeten. Mary ging wieder ins Schlafzimmer hinaus und ließ sich nicht mehr blicken. Das konnte Clark Dixon nur recht sein. Er hatte jetzt Zeit, um seine Gedanken zu sammeln. Immer wieder blickte er auf die Uhr. Die Zeiger schritten unbarmherzig vorwärts. Sie erinnerten ihn ständig daran, was ihn in den nächsten beiden Stunden erwartete. Endlich war es so weit, daß er die kleine Wohnung verlassen konnte. Die Uhr zeigte genau zehn Minuten vor acht. Es war still im Flur. Aus dem Schlafzimmer kam kein Laut. Mary war anscheinend wieder eingeschlafen. Clark Dixon dachte nicht daran, sie zu wecken. Er stahl sich leise aus der Wohnung. Vorsichtig drückte er die Tür ins Schloß. Dann ging er die Treppe hinunter.
    „Guten Morgen, Mister Dixon", grüßten ihn die Hausbewohner respektvoll. Sie wußten, daß er in einer Bank beschäftigt war. Diese Tatsache verlieh ihm Ansehen und Würde. Er hatte auch nie einen Anlaß gegeben, sich über ihn zu beklagen, denn er war immer freundlich und höflich gewesen. Jeder hielt ihn für einen zuverlässigen Menschen, der getreu seine Pflicht tat. Das Haus, das Clark Dixon nun verließ, war am Pavement in Clapham gelegen. Gleich an der nächsten Ecke befand sich die Bushaltestelle. Aus alter Gewohnheit wußte Clark Dixon, daß er noch genau drei Minuten Zeit hatte. Er ging langsam auf die Bus-Station zu. Er sah die altbekannten Gesichter. Es waren immer die gleichen Menschen, die mit ihm fuhren. Als das zweistöckige Gefährt am Rinnstein hielt, stieg Clark Dixon ein und breitete seine Morgenzeitung aus. Er hatte sich inzwischen wieder gefaßt. Mühsam hielt er die flatternden Nerven im Zaum. Hart biß er die Zähne zusammen, aber es war ihm trotzdem unmöglich, auch nur eine Zeile zu lesen. Die Buchstaben tanzten vor seinen Augen. Das Zeitungsblatt verschwamm zu einem trüben Fleck.
    „Kennington Oval!" rief der Schaffner aus.
    Clark Dixon faltete rasch seine Zeitung zusammen und verließ den altertümlichen Kasten. Mit steifen Schritten ging er auf das prunkvolle Gebäude der Central Common Bank zu. Der Portier grüßte ihn höflich. Die große Uhr in der Empfangshalle zeigte genau die achte Morgenstunde an.
    Clark Dixon legte Hut und Mantel ab und nahm in der Scheckabteilung Platz, die ihm seit Jahr und Tag als Arbeitsbereich zugewiesen war. Es war wirklich alles wie sonst. Niemand kümmerte sich um ihn. Die ersten Kunden tauchten vor den Schaltern auf. Sie wurden höflich und korrekt abgefertigt. Zehn Minuten mochten vergangen sein, da summte plötzlich der Lautsprecher am Schreibtisch auf. „Mister Dixon zum Chef", tönte es aus der Klappe. „Ich wiederhole:
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