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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Marat heran. Er verschlang sie beinahe mit den Augen.
    Sie sah auch wirklich verführerisch aus. Die schwarzen Haare, die zu koketten Locken gedreht auf ihrer weißen Stirn klebten, waren ganz dazu angetan, einen Mann vom Schlage Clark Dixons zu betören. Ihre Figur war weder schlank noch mollig, sondern besaß jene straffe Fülle, die seit jeher ein Wunschtraum aller Männer ist.
    „Du kommst doch mit", drängte Clark Dixon hastig. „Willst du nicht endlich ja sagen?"
    „Ja", sagte Olga Marat mit einem verschleierten Seitenblick. „Warum regst du dich so auf? Natürlich werde ich dich begleiten."
    Ihre trägen Worte warfen Clark Dixon beinahe um. Er geriet völlig aus dem Häuschen. Wie ein kleiner Junge griff er nach ihren Händen und preßte sie an seine Lippen.
    „Ich werde dir jeden Wunsch erfüllen", flüsterte er mit schwankender Stimme. „Du sollst dich wie eine Königin fühlen. Wir werden nie mehr nach London zurückkehren, nie mehr. Wir bauen uns ein weißes Haus, irgendwo im Süden ..."
    Olga Marat lächelte über seine törichten Worte. Lässig entzog sie ihm ihre Hände. Sein albernes Getue fiel ihr bereits wieder auf die Nerven.
    „Geh jetzt", sagte sie ungeduldig. „Ich glaube, wir haben alles besprochen. Ich bin übermorgen um halb zwölf Uhr an der Liverpool Station. Wir treffen uns vor der Sperre. So long, Clark!"
    Clark Dixon hatte noch tausend Worte auf den Lippen. Es verdroß ihn, daß er so kühl und abfällig behandelt wurde. Er hatte gehofft, diese Nacht bei Olga Marat bleiben zu können, doch daraus wurde also nichts. Man schickte ihn wieder einmal weg wie einen billigen Dienstboten. Aber dann tröstete sich Clark Dixon damit, daß es ja nur noch zwei Tage dauern würde, bis diese Frau für immer an seiner Seite war. Sein Geld würde sie gefügig machen, und seine reichen Geschenke würden sie blenden. Überdies war sie im Ausland völlig auf ihn angewiesen.
    „Übermorgen Nacht also", murmelte Clark Dixon, während er sich erhob. „Ich kann den Zeitpunkt kaum noch erwarten. Ich freue mich wie ein Kind."
    Er wartete auf eine Antwort, auf irgendein nettes Wort und einen zärtlichen Abschiedsgruß. Aber Olga Marat sagte nichts. Keine Silbe kam über ihre Lippen. Sie blickte ihm aus schmalen Augen nach, als er sich entfernte.

    2

    Die Nacht zum Freitag dehnte sich unerträglich für Clark Dixon. Er lag wach und konnte nicht schlafen. Zum zehnten Male arbeitete sein Hirn den ganzen Plan durch. Er hatte an alles gedacht. Jede Einzelheit war genau vorbereitet. Wenn Jebb Mackolin und Lucas Turbin rechtzeitig auf ihrem Posten waren, dann mußte der kühne Streich gelingen. Clark Dixon drehte sich auf die andere Seite. Durch die Vorhänge drang graues Dämmerlicht herein. Er konnte Mary erkennen, die ahnungslos neben ihm in den Kissen lag. Sie schlief. Sie wußte nicht, daß es die letzte Nacht war, die er an ihrer Seite verbrachte. Morgen um diese Zeit würde ihn der Nachtexpreß nach Schottland bringen. Wenn es nur erst soweit wäre, dachte Clark Dixon in fiebernder Unruhe. Es ist doch alles viel schwerer, als ich gedacht habe. Ich tue so etwas zum ersten Male. Hoffentlich lassen mich die Nerven nicht im Stich. Ich muß ruhig bleiben und morgen früh von hier Weggehen, als begänne für mich ein Tag wie jeder andere. Ich darf weder zu gedrückt noch zu fröhlich sein. Die geringste Veränderung in meinem Wesen könnte mich bereits verraten. Seine Gedanken wanderten zu Olga Marat und kamen nicht mehr von ihr los. Er hatte Mary schon fast vergessen, obwohl er doch deutlich ihre Atemzüge hören konnte. In berauschenden Farben malte er sich die große Reise aus, die ihn geradewegs in den siebenten Himmel führen sollte.
    Als sich das erste Frühlicht durch die Vorhänge stahl, hielt es Clark Dixon nicht länger im Bett aus. Sein Blut pulste heiß und ungestüm durch die Adern. In seinem gequälten Hirn zuckten und wirbelten die Gedanken. Er war krank und elend vor Aufregung und Angst. Mit leisen Schritten ging er ins Badezimmer hinüber. Er stellte sich unter die Brause und drehte den Hahn auf. Das kalte Wasser erfrischte und belebte ihn. Die gespenstischen Träume der Nacht verblaßten, und neue Energie erfüllte ihn. Es wird alles gut gehen, redete er sich ein. In vier Stunden ist alles vorüber.
    „Hallo, Clark", hörte er plötzlich die Stimme Marys aus dem Schlafzimmer rufen. „Was ist denn? Wir haben doch noch über eine Stunde Zeit. Es ist erst halb sechs Uhr."
    Clark Dixon drehte
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