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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Er setzte seinen Hut auf und verließ die Schalterhalle durch den Hauptausgang. Draußen auf der Straße empfing ihn milder Sonnenschein. Es war ein heller Sommermorgen, friedlich und glückverheißend. Fröhliches Vogelgezwitscher erfüllte die Luft. Vom Kennington Park wehte der betörende Geruch blühender Blumen herüber. Clark Dixon merkte nichts davon. Mechanisch wie eine aufgezogene Puppe ging er seinen Weg. Schritt für Schritt, Meter um Meter. Seine Blicke klebten am Pflaster. Er brachte einfach den Kopf nicht hoch. Sein Herz hämmerte in qualvollen Schlägen. Je näher er der Ecke der Clayton Street kam, desto schleppender wurden seine Schritte. Eine Minute noch, dachte er in fiebernder Erregung. Dann wird es geschehen. Sie werden mir die Tasche entreißen und unerkannt entkommen. Mich aber wird man mit einer harmlosen Platzwunde auffinden und in das nächste Hospital schaffen. Es ist kein Fehler in meinem Plan. Die Rechnung muß aufgehen. Jetzt bog er um die Ecke. Er näherte sich der Stelle, die er in seiner Planskizze mit einem Kreuz bezeichnet hatte. Links gähnte der dunkle Torbogen. Drei Schritte noch. Er stockte unwillkürlich, als aus dem Dämmerdunkel der Toreinfahrt ein paar harte Arme nach ihm griffen. Es ging alles so rasch, daß Clark Dixon kaum Zeit hatte, den Ablauf des dramatischen Geschehens mit klaren Sinnen zu verfolgen. Er spürte einen zerrenden Schmerz im linken Arm und gleichzeitig einen brutalen Schlag im Gesicht. Ächzend sank er in die Knie. Ein krachender Hieb sauste auf seinen Schädel nieder. Er spürte klebriges Blut und das dumpfe Dröhnen der nahenden Ohnmacht. Mit letzter Kraft zerrte er die Pistole aus der Tasche.
    „Hilfe!" schrie er gellend. „Hilfe!"
    Er sah noch, daß zwei, drei Passanten auf ihn zuliefen. Er hörte auch noch die gehetzten Schritte der flüchtigen Geldräuber, die sich irgendwo im dunklen Hof entfernten.
    „Was ist denn geschehen, Sir?" fragten aufgeregte Stimmen. „Hat man Sie niedergeschlagen? Wurden Sie beraubt? Reden Sie doch!"
    Clark Dixon konnte nichts mehr sagen. Die schwarzen Schatten einer tiefen Bewußtlosigkeit hielten ihn umfangen.

    3

    Als Clark Dixon wieder zu sich kam, lag er in einem blütenweißen Bett des Fever Hospitals. Mit verschleierten Blicken starrte er in das freundliche Krankenzimmer. Er sah ein paar Herren in der Nähe seines Lagers stehen. Aber er kannte sie nicht. Er wußte im Moment überhaupt nicht, wo er war. Ächzend richtete er sich in den Kissen auf.
    „Was ist denn?" lallte er mit stockender Stimme. „Wo bin ich? Ist etwas passiert?"
    Ein schlanker Herr mit klugem Gesicht trat auf ihn zu. Es war Ashley Bienheim, der zweite Direktor der Central Common Bank. Er versuchte zu lächeln.
    „Beruhigen Sie sich, Mister Dixon", sagte er tröstend. „Der Arzt hat die Kopfwunde bereits untersucht. Sie ist weiter nicht gefährlich. Ich glaube, Sie können noch heute nach Hause entlassen werden. Wenn Sie sich eine Woche lang schonen..."
    Jetzt auf einmal wußte Clark Dixon wieder Bescheid. Er schloß die Augen. Hinter seiner Stirn kreisten die unsteten Gedanken wie flatternde Nachtvögel.
    „Was ist passiert?" stöhnte er.
    Ashley Bienheim drückte ihn sanft in die Kissen nieder. „Sie brauchen sich keine Vorwürfe zu machen, Mister Dixon," sagte er gutmütig. „Sie haben getan, was in Ihrer Macht stand. Wir fanden noch die entsicherte Pistole neben Ihren schlaffen Händen. Sie wollten schießen, aber Sie kamen nicht mehr dazu. So war es doch, nicht wahr?"
    Die Freundlichkeit seines Vorgesetzten bereitete Clark Dixon schmerzende Qualen. Er schämte sich in den Boden hinein. Stöhnend griff er nach der Wunde am Hinterkopf.
    „Die Versicherung wird den Schaden decken", murmelte Ashley Bienheim beruhigend. „Machen Sie sich keine Sorgen deshalb, Mister Dixon. Die Polizei wird versuchen, die Täter noch einzufangen. Können Sie uns eine Beschreibung dieser Burschen geben?"
    Ein anderer Herr trat an das Lager heran. Er war schlank und hochgewachsen wie der Direktor. Nur seine Augen blickten etwas strenger. Die forschenden Blicke machten Clark Dixon unruhig.
    „Hilfsinspektor May von Scotland Yard", stellte sich der Fremde vor. „Erzählen Sie uns bitte den Hergang des Überfalles, Mister Dixon!"
    Clark Dixon hatte sich seine Aussage in vielen Nächten genau überlegt. Deshalb konnte er auch jetzt Rede und Antwort stehen, ohne erst lange nachdenken zu müssen. Plastisch und anschaulich schilderte er die verhängnisvollen
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