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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como
Autoren: Steven Winn
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dem sie uns unsere Ignoranz vorhielt, was Popmusik, Parken, Jungs, Busstrecken und den einzigen asiatischen Hühnchensalat im West-Portal-Viertel betraf, der es wert war, dass man ihn aß. Man brauchte kein Diplompsychologe zu sein, um zu wissen, dass Sally und ich spürten, wie unser Leben ein Jahr später aussehen würde, wenn unser Kind das Haus verlassen und aufs College gehen würde. Phoebe redete viel über Schulen in Neuengland und sonst wo an der Ostküste– fünftausend Kilometer von uns entfernt. Es war kein wirkliches Geheimnis, warum wir Como ins Bett zerrten und uns seine Zuneigung mit Müsli erkauften.
    Sally und ich wussten beide, dass wir, was den Hund betraf, ein bisschen verrückt waren. Doch wir fühlten uns auch gesegnet, dass Phoebe uns (noch) nicht als völlig hoffnungslosen Anachronismus abgeschrieben hatte. Immer noch erzählte sie uns– wenn auch selektiv– von ihren Klassenkameraden und ihrem sozialen Leben in der Schule. Sie hatte nichts dagegen, sich mit uns auf der Straße oder sogar in einem Restaurant oder Kino sehen zu lassen, wo jemand aus ihrer Klasse sie in der womöglich erniedrigenden Begleitung ihrer Mutter und ihres Vaters erwischen könnte. Wir waren, wie Phoebe es ausdrückte, die » elterlichen Bestandteile«, ein Etikett mit einem gesunden Maß an reduzierendem Spott, der aber vor einem Schlag unterhalb der Gürtellinie entschieden haltmachte. Wir waren froh, sogar dankbar, uns damit abfinden zu können.
    Im Sommer und Herbst dieses Jahres waren ein Thema unseres anhaltenden Konsums von Zeitungen und Fernsehen die außergewöhnlichen politischen Ereignisse, die in der Wahl von Barack Obama zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gipfelten. Am Wahlabend bestellten wir Pizza und stießen um acht Uhr in einem dreistimmigen Chor unsere Freudenschreie aus, als die Sprecher offiziell verkündeten, was wir bereits wussten: Mit der Schließung der Wahllokale war überall klar, was in Kalifornien längst klar war: Obamas Einzug ins Weiße Haus. Phoebe, die den Tag als Wahlhelferin verbracht hatte, konnte nicht glauben, wie lange unser Land gebraucht hatte, um einen Schwarzen zum Präsidenten zu wählen. Sally und ich konnten nicht glauben, wie schnell es plötzlich gegangen war. Alle drei hatten wir Tränen in den Augen. Noch nie hatten Peperoni so gut gerochen.
    Drei Tage später sahen wir gemeinsam Obamas erste Pressekonferenz und grölten erneut, als er nach dem Hund gefragt wurde, den er und seine Frau Michelle ihren Töchtern Malia und Sasha versprochen hatten. Er stellte eine Verbindung her zwischen seinem eigenen Erbe und der Entscheidung seiner Familie, einen Hund zu adoptieren, und merkte an, dass » anscheinend eine Menge Hunde aus dem Tierheim genau wie ich Mischlinge sind«.
    Phoebe nahm Como auf den Arm und tanzte mit ihm um den Kochblock in unserer Küche herum. » Z!«, jubelte sie. » Du bist eindeutig als Präsidentenhund geeignet. Aber keine Sorge, die Obamas kriegen dich nicht. Wir haben dich zuerst gesehen.« Mit verträumtem Blick und halb geschlossenen Augen tanzte sie weiter mit dem Hund, der seine Augen weit aufgerissen hatte.
    März 2009 . Ein nebliger Nachmittag mitten in der Woche. Phoebe ist ins Sportstudio gegangen, da sie an diesem Tag keine Antwort auf ihre College-Bewerbungen erhalten hat. Sally ist beim Einkaufen. Ich hänge im Arbeitszimmer herum, um etwas zu schreiben, für das ich viel zu wenig Zeit habe. In meiner typischen, irrationalen Art, auf dieses Problem zu reagieren, suche ich alle möglichen Ablenkungen, um den näherrückenden Abgabetermin nicht beachten zu müssen. Ich spiele am Rechner ein bisschen Flipper, durchforste das Internet nach nichts Bestimmtem, greife zum sechsten Mal in einer halben Stunde zum Telefon, um zu überprüfen, ob ich auf dem AB eine Nachricht verpasst habe, was unmöglich ist, weil ich die ganze Zeit neben dem Telefon sitze, das nicht geklingelt hat.
    Mein Daumen bietet eine weitere Ablenkung, besonders der fleischige, untere Teil an meiner linken Hand. Dort hat Como mich gebissen, als er nach dem Unfall vor etwas mehr als fünf Jahren mitten auf der Kirkham Street lag. Wochen, vielleicht ein Monat oder mehr können vergehen, ohne dass ich an die kleine, weiße Narbe denke. Sie tut nicht weh, und man sieht sie kaum, es sei denn, man sucht nach ihr.
    Doch hin und wieder– wenn ich Auto fahre und zufällig auf meine linke Hand auf dem Lenkrad schaue, wenn ich Sellerie mit einem frisch geschärften Messer
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