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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como
Autoren: Steven Winn
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Kombination. » Und jetzt los, Z«, forderte ich ihn auf, als die Straße frei war und die Fußgängerampel auf Grün schaltete. In Sandalen rannte ich ihm den leichten Abhang hinterher auf den breiten Sandstrand, der sich vom Cliff House im Norden bis nach Fort Funston im Süden erstreckt.
    Como und ich haben unterschiedliche, aber durchaus miteinander vereinbare Vorstellungen von einem Strandspaziergang. Ich ziehe gerne meine Sandalen oder Schuhe aus und platsche in knöcheltiefem Wasser am Meer entlang, er zieht es vor, seine Pfoten im Trockenen zu halten. Verbunden durch eine acht Meter lange Automatikleine, kommt jeder auf seine Kosten. Ich muss nur dafür sorgen, dass niemand über die Leine stolpert und ich Como rechtzeitig zurückreiße, bevor er sich in irgendwelchem klebrigen, vergammelt riechenden Zeug aus dem Meer wälzt. Ansonsten kann ich meine Gedanken schweifen lassen und vergessen, wie weit wir marschiert sind. Abseits des Netzes aus Straßen und eng stehenden Gebäuden verlieren Entfernung und Zeit ihre Bedeutung.
    Die ersten paar hundert Meter an diesem Tag spielte ich das Telefonat mit Phoebe noch einmal durch, ermahnte mich, mich nicht nerven zu lassen und mir keine Sorgen zu machen, sonst könnten wir den Kontakt zu ihr verlieren. Dann erinnerte ich mich daran, dass nichts, was Sally und ich an einem Tag über Phoebe dachten, notwendigerweise am nächsten Tag noch Gültigkeit hatte. Ja, sie konnte furchtbar ablehnend und grob zu uns sein. Doch sie war auch liebevoll und zärtlich, bedürftig und freundlich. Obwohl sie auf die fünfzehn zuging, kuschelte sie sich immer noch zwischen Sally und mich, wenn wir im Schlafzimmer fernsahen, und mochte es immer noch, abends ins Bett gebracht zu werden– zumindest dann, wenn sie die Tür nicht bereits vorher zugeknallt hatte. Sie zeigte uns immer noch– manchmal– ihre Englisch- und Geschichtsarbeiten und legte Wert darauf, was wir dachten. Sie nannte uns immer noch » Mommy« und » Daddy«, sofern sie uns nicht leise flüsternd mit anderen Namen bedachte.
    Sally und ich hätten gern ein zweites Kind gehabt. Unser Scheitern und unsere Entscheidung, kein Kind zu adoptieren, öffneten in den ersten Jahren unserer Ehe einige schmerzvolle Wunden. Wir waren von uns selbst und unserem biologischen Pech enttäuscht. Wir gaben den Ärzten die Schuld, als die Fertilitätsbehandlung keine Ergebnisse zeigte. Wir gaben– manchmal heimlich und manchmal direkt– uns gegenseitig die Schuld, weil wir zu lange gewartet hatten, nicht früher zusammengekommen waren und unterschiedliche Ansichten über Adoption hatten. Dann, als es tatsächlich zu spät war, beendeten wir die Schuldzuweisungen und begannen, dankbarer für das zu werden, was wir hatten.
    Plötzlich spürte ich, wie sich die Leine anspannte. Como stemmte seine Beine in den Sand, um eine beeindruckende Sandburg zu untersuchen, die mit Seeigeln gesäumt und von einem Graben umgeben war. Normalerweise ist das, was seine Aufmerksamkeit fesselt, entweder widerlich, oder es stinkt oder ist völlig belanglos. Diesmal hatte er etwas von echtem, allgemeinem Interesse gefunden.
    » Hey, die sieht ja richtig gut aus«, sagte ein Surfer, der auf dem Weg Richtung Wellen war. » Hat er das allein gebaut?«
    » Er wollte sich von mir nicht helfen lassen«, spielte ich weiter. » Er ist da ganz eigen.«
    Der Surfer nickte. » Wie heißt er?«
    » Como, aber wir nennen ihn Z.«
    Der Mann in seinem glänzend schwarzen Anzug verlangte keine weiteren Erklärungen. Am Strand herrscht eine Atmosphäre, die den Dingen ein freies Fließen, ein » Komme was wolle« gestattet. Begegnungen, die sonst wo etwas Besonderes sein können, sind hier völlig natürlich. » Bis später«, verabschiedete sich der Surfer, wandte sich ab und rannte mit seinem Brett unterm Arm ins Wasser. Como hob den Kopf und blickte ihm hinterher.
    Z und ich erlebten am Strand mehrere solcher Zufallsbegegnungen. Eine Muschelsammlerin blieb stehen, um zu sagen, wie sehr Como einem Hund aus ihren Zeiten in Irland ähnelte. Ein kleines Kind mit großen Augen kniete sich in den feuchten Sand und wartete geduldig, bis mein ängstlicher Hund nahe genug war, um sich streicheln zu lassen, während sein Vater und ich uns über Vorschulen unterhielten. Ein alter Mann beachtete Como nicht, sondern stellte nur Vermutungen über den Inhalt eines Containerschiffs am Horizont an.
    » Was ist er für eine Rasse? Oder sie?«, fragte eine Frau mit Kapuzenhemd und rot-weiß
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