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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como
Autoren: Steven Winn
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hin und her rennt, oft ohne auf die Leute zu achten, schlendert Oreo mit nach oben gerichtetem Blick neben uns her, um das, was uns begegnet, zu begrüßen. Wenn Como beschließt mitzumachen und sich die Leinen prompt verheddern, entwirrt Mark sie wieder. Er ist Grundschulrektor, dem man anmerkt, wie geübt er im Umgang mit Schülern, überarbeiteten Lehrern und fordernden Eltern ist.
    Ich liebe es, mir seine Geschichten über die komplizierten Verhandlungen anzuhören, die er bei seiner Arbeit führen muss, und er will immer wissen, woran ich gerade schreibe. Vielleicht kommen wir zu keinen befriedigenden Schlussfolgerungen über uns selbst, unsere Töchter oder unsere Zukunft, während wir um den glänzenden, sich kräuselnden See herumspazieren, doch stets habe ich das Gefühl, dass wir gemeinsam ein bisschen Musik gemacht haben, wir vier. Mark lässt Oreo von der Leine, wenn wir die Wiese in der Nähe der Autos erreichen. Dann rennt Oreo in weiten Bögen und Kreisen um uns herum, während Como, manchmal nur kurz, mitmachen will und an der Leine springt und zerrt. Doch genauso gerne bleibt er im schwindenden Spätnachmittagslicht sitzen und erfreut sich an dem Schauspiel eines Hundes, der anders ist als er.
    » Dann bis zum nächsten Mal«, verabschiede ich mich von Mark und Oreo und gehe mit Como zum Wagen, wo ich die hintere Tür öffne. Como hat sich bereits in Position begeben, mit den Vorderpfoten auf dem Armaturenbrett, bis ich um den Wagen herumgelaufen und eingestiegen bin. Seite an Seite fahren wir nach Hause. » Gut gemacht, Z«, lobe ich ihn, wenn wir in unsere Einfahrt biegen. » Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.«
    Phoebe genoss die Highschool und hatte– zumindest meistens– Spaß an ihrem Unterricht, ihren neuen Freunden, ihrer Bewegungsfreiheit und ihrer Freiheit im Allgemeinen. Eine Monatskarte in der Brieftasche, gelangte sie mit San Franciscos Bussen und Straßenbahnen überall hin, wonach ihr der Sinn stand. Nur noch selten– und auch dann murrte ich– mussten wir sie mit dem Auto zu Jeanne nach Hause, zu Mel’s Drive-in oder ins Zentrum ins Kino fahren. Selbst Berkeley und Oakland waren mit dem Zug locker zu erreichen. Eines Nachmittags klingelte das Telefon. Als ich abhob, wurde ich mit Lachen und seltsam deutlichen und einfallsreichen Flüchen bombardiert. Auch klingendes Glas war zu hören.
    » Phoebe, bist du das?« Sie hatte diese wahnsinnige Angewohnheit, uns zur Sicherheit per Handy anzurufen, dann aber, weil sie den Anruf als überflüssige Pflicht betrachtete, mit einer Freundin zu reden statt zu antworten, wenn wir uns meldeten. » Phoebe? Phoebe!«
    » Dad, meine Güte. Hör auf, so zu schreien. Jesses.«
    » Hey, du bist diejenige, die nicht redet.«
    » Tue ich doch jetzt. Was willst du von mir hören?« Es war erstaunlich, beinahe beeindruckend, wie schnell sie sich über mich oder Sally ärgern konnte, als wäre schon unsere bloße Existenz eine Beleidigung für sie.
    » Wo bist du?«
    » Bei Jack.«
    » Wer ist Jack?«
    » Du weißt schon. Jack.« Ich wusste es nicht, wollte aber nicht nachbohren.
    » Wann kommst du nach Hause?«
    » Warte. Bleib dran.« Der Hintergrundlärm wurde gedämpft, als sie das Handy an ihren Arm oder ihre Schulter drückte, wie ich es bereits bei ihr beobachtet hatte. » Was?«, fragte sie schließlich mit dem genialen Trick, Zeit zu schinden, bevor sie kurzerhand das Gespräch abbrach. » Ich weiß nicht. Ich ruf später noch mal an. Tschüss.«
    » Was war das?«, rief Sally von der Küche aus. » War das unser Mädchen? Was hat sie gesagt?«
    » Nichts«, antwortete ich. » Echt nichts. Ich gehe mit Como zum Strand.«
    Anders als bei den geplanten Spaziergängen mit Mark und Oreo um den Stow Lake, sind die Ausflüge zum Strand eher spontan. Manchmal breche ich gleich am Morgen mit Como auf, was oft auch eine Verzögerungstaktik ist, wenn ich einen Artikel schreiben muss. Spätnachmittags klappt es ebenfalls ganz gut, wenn die Sonne als glühende Messingscheibe in den Pazifik fällt. Häufig liegt dicker Nebel über dem westlichen Stadtrand, doch bei passender Stimmung sieht das Wasser aus, als läge ein nasses Tuch darüber, das ihm ein verlockend unheimliches Aussehen verleiht.
    Como sprang vom Rücksitz und weiter in den Sand. » Langsam«, nörgelte ich und zog ihn näher zu mir heran. Den Great Highway zu überqueren macht mich immer ein bisschen nervös. Nach dem Unfall wurden und blieben Como und Autos für mich eine unerfreuliche
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