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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como
Autoren: Steven Winn
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gestreiften Leggins eines Morgens. Ihr großer, schwarzer Schäferhundmischling umkreiste uns.
    » Er«, antwortete ich, » Terrierbastard.«
    » So was dürfen Sie nie sagen«, schalt mich die Frau. » Bastard ist so ein schreckliches, unanständiges, gemeines Wort für einen Hund.« Und schon stapfte sie los mit ihrem Schäferdudel oder wie auch immer ihr Hund korrekt bezeichnet wurde.
    Man muss alles so nehmen, wie es kommt. Menschen sind verrückt, nostalgisch, ehrfurchtsvoll, besessen, gelegentlich grausam, voller Bewunderung und doktrinär, wenn es um Hunde geht. An diesem Tag war ich weiter gegangen, als ich gedacht hatte. » Komm, Z«, sagte ich und drehte mit Blick auf die Uhr um. Auf dem Rückweg wurde mir bewusst, dass die Strandspaziergänge eigentlich nicht das waren, wofür ich sie hielt. Ich kam immer hierher, um mit meinen Gedanken allein zu sein, fühlte mich aber zu guter Letzt ein bisschen weniger allein. Wir wollten gerade den Abhang zum Great Highway wieder hinaufgehen, als Como einen leuchtend grünen Riementang fand, der so dick und schleimig wie eine Schlange war.
    Ich hatte es eilig, hatte noch Arbeit zu erledigen, doch ich hielt mich zurück. » Schnapp ihn dir, Z«, forderte ich ihn auf. » Das ist vielleicht der beste und schönste Riementang, den du je gefunden hast.«
    Phoebe sagte kein Wort, als ich im November 2006 mit ihr von der Schule direkt ins Krankenhaus fuhr. Wir hatten ihr zwar versichert, dass Sallys Unterleibsoperation reine Routine war, doch sie wollte sich erst beruhigen, wenn sie sah, dass ihre Mutter alles gut überstanden hatte. Als begeisterter Fan von Grey’s Anatomy – Die jungen Ärzte betrachtete Phoebe medizinische Eingriffe immer als eine dramatische Angelegenheit. Meine ersten Versuche einer lockeren Unterhaltung, als wir vom Klinikparkhaus aus mit dem Fahrstuhl in den fünften Stock fuhren, blieben erfolglos.
    » Ist dir eigentlich klar, dass du genau hier in diesem Gebäude geboren wurdest?«, fragte ich auf dem Weg nach oben.
    Das war der Auslöser. Phoebe konnte eine solche dumme Bemerkung nicht auf sich beruhen lassen. » Nun, Vater«, erwiderte sie, » so genau erinnere ich mich nicht daran.«
    » Stimmt, da hast du wohl recht.« Zumindest hatte ich sie zum Reden gebracht.
    Phoebe blieb ein Stück zurück, um deutlich zu machen, dass ich Sallys Zimmer zuerst betreten sollte. Die Patientin saß aufrecht im Bett und grinste schwach, als sie uns hörte.
    » Rein mit dir, du«, rief sie ihrer Tochter zu. Phoebe eilte an mir vorbei und stellte sich so nah an Sallys Bett, wie sie konnte, ohne sich dazuzulegen.
    » Mommy, ist alles in Ordnung mit dir? Wie ist es gelaufen? Wie geht’s dir?«
    » Mir geht’s gut, Schatz. Hat alles bestens geklappt. Und ich freue mich, dich zu sehen.«
    » Das ist mehr, als ich aus ihr herausbekommen habe«, warf ich ein. » Alles, was sie mir heute Morgen gesagt hat– jedenfalls das, was ich verstanden habe–, war, dass sie Durst hat.« Mit dieser Bemerkung erntete ich von Sally nur einen ihrer liebevoll tödlichen Blicke, bevor sie sich wieder Phoebe widmete. Eigentlich verdeckte mein Versuch zu theatralischem Humor die tränennahe Dankbarkeit und Erleichterung, die ich spürte, nachdem Sally in den Aufwachraum geschoben worden war und der Arzt den Daumen nach oben hielt. Wie Phoebe glaubte ich erst, dass diese Operation reine Routine gewesen war, als sie vorbei war.
    Phoebe und ich verbrachten an diesem Nachmittag mehrere Stunden im Krankenhaus. Sally aß etwas Suppe und Wackelpudding mit Zitronengeschmack. Wir lachten, als Phoebe das Essen als » widerlich« bezeichnete. Sally war eindeutig auf dem Weg der Besserung. Eineinhalb Tage später richteten wir zu Hause auf dem Wohnzimmersofa ihr Krankenlager mit Como als ständigem Begleiter. Mit schweren Lidern und verträumten Augen saß er auf der Decke wie ein verwöhnter Pascha. Nach mehreren Tagen ging mir seine Dumpfheit auf die Nerven, zudem hatte ich zugegebenermaßen genug davon, meine Pflegedienste anbieten und Verbände anlegen zu müssen. Sally stellte fest, als sie über sein Fell strich, dass jetzt bei ihr und Como Wiederherstellungsmaßnahmen am Becken durchgeführt worden waren.
    » Er braucht einen ausgedehnten Spaziergang«, sagte ich ihr eines Nachmittags. » Ich dachte, ich gehe mit ihm zum Fort Funston. Ist das für dich in Ordnung?« Ich war davon ausgegangen, dass sie meinem Plan zustimmen und nichts dagegen haben würde, ein paar Stunden allein zu
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