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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como
Autoren: Steven Winn
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Meine Mutter, die selbst sehr mitgenommen war, übernahm die Aufgabe, uns einige Monate später die ganze Geschichte zu erzählen– die Fahrt zum Tierarzt, die schreckliche Nachricht, die Asche, die sie in einer Kaffeedose mit nach Hause nahmen, um sie im Garten zu vergraben.
    Woran ich mich am meisten erinnere, einen Klang, den ich in Wirklichkeit nie gehört habe, ihn aber trotzdem ständig höre, ist das Schluchzen meines Vaters, wie es meine Mutter beschrieb. Drei Nächte hintereinander saß mein Vater vornübergebeugt auf dem Bettrand, den Kopf in seine Hände gestützt, und weinte um Gengy. Der Gedanke an seine unverfälschte, raue Stimme im dunklen Schlafzimmer von Ohio holte ihn in meine Gegenwart zurück. Dies war der hilflose, offenherzige Vater, den ich in der Ferne nur flüchtig erblickte, derjenige, den nur Hunde und Babys richtig kannten. Er starb 2002 , eineinhalb Jahre, bevor wir Como adoptierten.
    » Gehen wir, Z.« Ich wandte mich von den Klippen ab und begab mich auf den Weg, der durch den trockenen, weißen Sand zum Parkplatz führt. » Zeit, nach Hause zu gehen.«

Zu guter Letzt
    Der Hund an der Tür
    A m 11 . September 2008 feierten wir Comos sechsten Geburtstag zu Hause in traditioneller Weise– mit einem Hamburger und einem Schuss Steaksoße für das Geburtstagskind und einem Karottenkuchen, mit der passenden Anzahl von Kerzen, als Nachtisch für uns. Eigentlich hatten wir keine Ahnung, ob unser Hund an diesem Tag wirklich Geburtstag hatte. In unserem Kalender markierten wir seit 2003 jedes Jahr diesen Tag, an dem wir ihn angeblich als Einjährigen unter seinem damaligen Namen Gandalf adoptiert hatten.
    » Auf Z.« Ich leerte mein Glas mit Prosecco, der ebenfalls an diesem Tag zur Tradition geworden und eine Erinnerung an Venedig war, wo wir Phoebe an ihrem zwölften Geburtstag eröffnet hatten, ihr einen Hund schenken zu wollen.
    » Auf Z«, kam Sallys Echo. Sie stellte ihr Glas ab, hob Como auf ihren Schoß und fütterte ihm Kuchenkrümel von ihrem Teller. Noch vor ein oder zwei Jahren wäre dies nicht passiert, auch nicht an seinem Geburtstag. Mit der Zeit war eine Hunderegel nach der anderen aufgeweicht, unter anderem auch der eiserne Grundsatz, dass er nicht in unserem Bett schlafen durfte. In dem Punkt war Sally besonders hinterlistig gewesen und hatte den Hund unter ihre Decke geschmuggelt, als ich nicht hinsah. » Er wärmt mich«, lautete ihre schwache Entschuldigung, als ich unter der Decke aus Versehen mein Knie in seinen Bauch rammte.
    Unser Gespräch beim Geburtstagsessen handelte wie immer von Comos letzten Höhepunkten, Schwachpunkten und Bravourstücken. Wir spielten den Tag, an dem wir ihn gefunden hatten, und den Tag seines Unfalls noch einmal durch. Sally beschwor Miss Spitznase herauf, die geschickte junge Frau mit den scharfkantigen Gesichtszügen, die uns unseren zukünftigen Hund vorgeführt hatte, und Sarah, Comos harte, aber freundliche Lehrerin bei der Grundausbildung im Tierheim.
    » Wisst ihr noch, dieser Jake?«, fragte ich. » Und seine Unmengen an geräuchertem Truthahn?«
    » Na, du musst reden«, meinte Sally. » Du bist doch genauso schlimm mit deinen Müslibrocken.« Sie hatte recht. Etwa einen Monat zuvor war mir eines Morgens zur Freude unseres Hundes ein wenig von meinem Müsli auf den Boden gefallen. Ab da passierte mir das jeden Tag. Bald schon saß Como jeden Morgen, wenn ich aufstand, wie ein treuer Gefolgsmann neben meinem Bett. Sally und ich hatten, was das betraf, beide versagt.
    Phoebe, die zu unseren Erinnerungen nur minimale Beiträge geleistet hatte, leckte den Rest ihres Karottenkuchens mit Frischkäseglasur von ihrer Gabel und fummelte an etwas auf ihrem Schoß herum.
    » Kann ich den Wagen haben?«, fragte sie. Sie schien unter dem Tisch eine SMS geschrieben zu haben.
    » Wohin willst du?«, fragte Sally.
    » Zu Nora.« Pause, um zu sehen, ob wir weitere Informationen anforderten. » Und später vielleicht noch zu Jonah. Ich rufe euch an.« Sie erhob sich, ich reichte ihr den Schlüssel.
    » Um zehn bist du zu Hause«, verlangte Sally.
    » Halb elf«, rief Phoebe zurück.
    » Zehn«, wiederholte Sally.
    » Zehn«, kam mein Echo. Die Eingangstür knallte zu und vibrierte noch einen Moment.
    Phoebe besuchte die letzte Klasse in der Highschool und wurde mit jedem Tag unabhängiger und selbstsicherer. Sie war ganze zehn Zentimeter größer als ihre Mutter und mit einer schnellen Auffassungsgabe und einem vernichtenden Verstand gesegnet, mit
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