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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como
Autoren: Steven Winn
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bedeuteten, die vor uns lagen. Phoebes Rückzug in ihr Zimmer war der erste einer Reihe unvermeidlicher taktischer Schritte, die sie schließlich von zu Hause fort aufs College führen würden. Highschool, Obdachlose, die sie » Zuckerpüppchen« nannten, und ihre geschlossene Zimmertür– all das deutete in dieselbe Richtung.
    Auch wenn uns Phoebe als hoffnungslose Fälle betrachtete, ging sie noch mit uns zum Abendessen, ins Kino und auf Reisen. Im Frühling ihres ersten Highschool-Jahres besuchten wir unsere Freundin Leana in Nicaragua. Como brachten wir zu seinem bisher längsten Aufenthalt von einer ganzen Woche bei Marianna unter. Die Fahrt von Leanas kleinem Dorf in das weitläufige Managua, in die wundervolle Kolonialstadt Granada, zu einem immer noch rauchenden Vulkan und einer an einer Steilküste gelegenen Ferienanlage war grandios. Phoebe beeindruckte uns mit ihren Spanischkenntnissen, die sie bei Kellnern und Ladenbesitzern zum Besten gab. Wir mochten die Menschen, das Essen und die Wandgemälde in Esteli.
    Erpicht darauf, Como gleich nach unserer Rückkehr abzuholen, bat uns Phoebe, den Taxifahrer auf dem Weg vom Flughafen bei Marianna vorbeifahren zu lassen. Verstaubt von seinen städtischen Spaziergängen, aber anscheinend ganz und gar nicht aus der Puste, schleckte Z mit nasser Zunge Phoebe und Sally ab und vergaß in der allgemeinen Euphorie auch mich nicht ganz. Am nächsten Morgen übergab er sich auf der Treppe, hatte Durchfall beim Spazierengehen und versteckte sich fast den ganzen Tag unterm Küchentisch. Als Sally von der Schule nach Hause kam, gingen wir mit ihm zum Tierarzt– in dieselbe Praxis, in die ich mit Como nach seinem Unfall gestürmt war.
    » Geh du doch mit ihm rein«, schlug ich vor, als ich vor dem Gebäude hielt. » Ich suche einen Parkplatz und hol dich nachher wieder ab.« Nachdem gut ein Jahr vergangen war, verspürte ich noch immer keine große Lust, den Ort wiederzusehen, den ich das letzte Mal im Bademantel beehrt hatte. Ich hatte immer noch allzu deutlich den leise blubbernden Springbrunnen am Empfang und die Blutflecken vor Augen, die ich an den Wänden und auf dem Boden hinterlassen hatte.
    Vierzig Minuten später kam Sally mit dem Hund auf dem Arm wieder heraus. Sie hatten ihn gründlich untersucht, ihn mit einer Wasserinjektion unter die Haut seines oberen Rückens » hydriert« und ihm eine Zweiwochenration Tabletten gegen einen möglichen Magenvirus verschrieben. Die Rechnung belief sich auf zweihundertsechzig Dollar.
    » Das ist perfekt«, sagte ich. » Wir fahren eine Woche lang nach Mittelamerika, wo niemand von uns krank wird. Wir kommen nach Hause, und er hat diesen Scheiß mit dem Magen.«
    Z blickte mich von Sallys schützenden Armen aus hasserfüllt an. Er hatte seinen Platz in unserem Leben und in unseren Herzen gefunden, doch Überraschungen hatte er immer noch für uns parat.

Siebzehn
    See, Strand und Klippen
    M it neu erwachtem Optimismus und sozialem Engagement begann ich, ausgedehntere und ehrgeizigere Spaziergänge mit Como zu unternehmen. Statt mit ihm nur die Twelfth Avenue bis zur Lawton Street hinaufzugehen, beschloss ich, mehr Zeit für Ausflüge an den Stow Lake im Golden Gate Park, nach Ocean Beach und zum Hundemekka nach Fort Funston zu opfern. Die drei Ziele erreichte ich jeweils mit einer kurzen Autofahrt.
    Ein Teil meiner Motivation lag in meiner Selbstlosigkeit oder zumindest Halb-Selbstlosigkeit. Hunde brauchen mehr Auslauf, als Como bekam, und es war an der Zeit, seinen Bedürfnissen gerecht zu werden. Sally erledigte ihren Teil bereits am Wochenende, indem sie länger durchs hügelige Viertel und hinunter zu den Baseball-Feldern im Park streifte. Como, der nach seiner Operation rasch und überraschenderweise zu alter Form genesen war, nahm die Herausforderung mehr als bereitwillig an. Sobald ich mit der Leine winkte und ihn » Zum See oder zum Strand?« fragte– er schien das Angebot zu verstehen–, sprang er vor Begeisterung herum.
    » Schon gut, Z. Beruhig dich. Wir gehen ja.« Er umkreiste so schnell meine Füße, dass ich Schwierigkeiten hatte, die Leine festzumachen. Andere Male erinnerte er sich an sein Misstrauen mir gegenüber und wand sich, bis er sich außerhalb meiner Reichweite befand.
    Während der Autofahrt musste er das Gefühl haben, auf die Folter gespannt zu werden. Er saß auf dem Beifahrersitz, die Vorderpfoten auf dem Armaturenbrett abgestützt, und spähte aufmerksamer und intensiver durch die
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