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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman
Autoren: Deborah Reed
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ihn mit ihr gesehen. Der kommt hier immer rein, bestellt sich eine Cola, und du kannst ihn fragen, warum er sie so ansieht. Als wäre sonst keiner im Raum.«
    Der Däne drehte den Kopf weg und kippte den Rest seines Drinks hinunter. Er griff nach unten und zog seine Socke fest über etwas, das Onkel Calder als Messer mit einem Zinngriff ausmachte. Ihre Blicke trafen sich.
    »Was glotzen Sie denn so? Ist was?«, fragte der Däne. »Gar nichts.« Onkel Calder spähte zum anderen Ende der Bar und befingerte den Rand seines Bierglases.
    Sally kletterte auf den Hocker zwischen den beiden.
    Kurz darauf beugte sich der Däne vor und musterte Onkel Calder mit trägem, trunkenem Blick. »Wie heißen Sie?«, fragte er.
    Onkel Calder zögerte. »Kearney«, sagte er. »Und Sie?«
    »Magnus.« Er hielt ihm hinter Sallys Rücken die Hand hin, und Onkel Calder schüttelte sie.
    »Warten Sie auf jemanden?«, fragte der Däne.
    Onkel Calder musste lachen. »Ich warte auf jemanden. Aber ich glaube nicht, dass sie jemals auftaucht.«
    Der Däne schien darüber nachzusinnen. Er beobachtete Sally, die an ihrer Frisur herumzupfte, während sie in den Spiegel hinter der Bar sah, der mit roten Weihnachtslichtern behängt war. »Ich weiß, was Sie meinen.«
    »Das werden wir ja sehen«, sagte sie.
    Onkel Calder rutschte vom Hocker und bahnte sich langsam einen Weg durch die Menschen, die für Getränke anstanden. Er warf zwei Münzen in das Telefon auf der anderen Seite des Raums. Es klingelte, bis Calders Mailbox ansprang.
    Er hängte ein, kehrte zum Barhocker zurück und bestellte noch ein Bier. Er trank es langsamer als das erste. Bei jedem Medikament, das man ihm verschrieb, warnte man ihn davor, Alkohol anzurühren. Die Liste der Nebenwirkungen war lang und abwechslungsreich. Manche waren schlicht und einfach
nicht bekannt
.
    Aus den Lautsprechern in den Ecken des Raums ertönte Bing Crosbys »White Christmas«. Jemand musste die Heizung aufgedreht haben. Überall, wo Onkel Calder hinkam, hantierten die Leute mit Thermostaten, versuchten, mit der Kälte klarzukommen. Die Stirn des Dänen glänzte. Er wischte sie mit einer Bierserviette ab, bis das Papier ganz durchgeweicht war.
    Onkel Calders eigener Kopf schwitzte auch, und er wischte ihn mit der Hand ab.
    »Haben Sie eine Frau?«, fragte ihn der Däne.
    »Nein. Ganz bestimmt nicht.«
    »Ich habe eine Frau.«
    »Schön«, sagte Onkel Calder.
    »Sie macht sich nichts aus mir.«
    »Tut mir leid, das zu hören.«
    »Das ist meine Schuld«, sagte der Däne.
    »Ist das so?«
    »Weil ich nämlich denke, dass sie eine Schlampe ist.«
    Sally brach in Lachen aus.
    Onkel Calder wurde rot vor Wut.
    »Ich hasse diesen Laden«, sagte der Däne. »Was ist denn bloß mit euch Leuten los? Das Wasser riecht nach Schwefel.«
    Der Däne wischte sich weiter das rosa Gesicht mit einer Serviette, die inzwischen auf die Größe einer Kaugummikugel geschrumpft war. Er bestellte noch einen Whiskey, kippte ihn hinunter, dann hielt er sich die Hand aufs Herz und rülpste. So wie er starrte, schien er besorgt, dass mehr als Luft hochkommen würde, und Onkel Calder bekam fast Mitleid mit ihm, so leicht konnte man sich ihn als kranken kleinen Jungen vorstellen, dessen Gesicht nie erwachsen werden würde und der deshalb immer eine Frau fände, die ihn entsprechend bemuttern würde.
    Der Däne rutschte vom Hocker, taumelte durch den Raum und stürzte zur Tür hinaus.
    Sally klatschte auf die Theke, als der Barkeeper ihr nichts mehr ausschenken wollte. Es war jetzt voller, und alle Blicke schienen auf ihr zu ruhen, als Onkel Calder von seinem Hocker glitt undan einem rothaarigen Mann in einer Nische vorbeiging, den er zu kennen glaubte. Von der Seite sah er Annies Jugendfreund ähnlich. Aber nicht so ähnlich, dass Onkel Calder sicher sein konnte.
    »Nur einen noch?«, hakte Sally nach. Der Barkeeper lehnte ab. Sie beschimpfte ihn als Arschloch, und er forderte sie auf zu gehen, als Onkel Calder den Rollator aufhob, den er in der Ecke geparkt hatte, und in die Nacht hinaustorkelte.
    Er fand den Dänen lachend auf dem dunklen Parkplatz hinter der Bar. In der Kälte stiegen Atemwölkchen aus seinem Mund. Sein Hinterteil lehnte an der Fassade, sein Kopf war nach vorn gebeugt, damit er nicht an das Toilettenfenster über ihm stieß. In der Toilette ging Licht an und nach kurzer Zeit wieder aus. Onkel Calder zerrte den Rollator durch den Kies hinter sich her. »Was sagst du, Hans Christian?«, fragte er.
    Drinnen stellte
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