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Koma

Koma

Titel: Koma
Autoren: Robin Cook
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innerlich. Dann würde er sich das blöde Ventil an der Sauerstoffleitung eben selbst mal ansehen, während Susan operiert wurde. Sehr intelligent war diese Absicht wohl nicht. Aber Bellows blieb bei seinem Entschluß, und wäre es nur, um sein Gewissen zu beruhigen.
     
    Mitten in der Finsternis explodierte eine Phantasmagorie aus Farben, geometrischen Figuren und wirren Bewegungsabläufen. Die Figuren stießen aneinander, zerplatzten in tausend bunte Fetzen und fügten sich zu neuen, ebenso sinnlosen Formationen zusammen. Dann entstand ein Bild aus der Wirrnis: Eine blutige Hand, von einer riesigen Schere durchbohrt, gab das Signal für eine wilde Verfolgungsjagd. Der Autopsieraum im Memorial erschien, überscharf, komplett mit Geräuschen und Geruch. Jetzt stand eine Wendeltreppe im Vordergrund, dann ein langer Flur mit nichts drin als D’Ambrosios sadistisch grinsender Fratze. Sie kam langsam näher. Aber auch D’Ambrosios Gesicht löste sich in tausend Bestandteile auf, die wirbelnd im schwarzen Tunnel verschwanden. Der Korridor drehte sich immer schneller, der Strudel kam …
    Susan gewann ihr Bewußtsein stufenweise zurück. Schließlich ging ihr auf: Sie sah gegen eine Raumdecke. Es war die Korridordecke, und die bewegte sich. Nein, sie selbst bewegte sich. Susan versuchte, den Kopf zu drehen, aber er schien zwanzig Zentner zu wiegen. Dann probierte sie es mit den Händen, aber auch die waren unglaublich schwer. Sie mußte ihre ganze Kraft aufwenden, um sie nur leicht anzuheben. Susan lag auf dem Rücken und bewegte sich durch einen Flur, soviel stand fest. Nun nahm sie Geräusche auf. Stimmen … nicht zu verstehen. Jemand faßte ihre Hände und drückte sie wieder herunter. Aber sie wollte doch aufstehen! Wollte wissen, wo sie war. Und was mit ihr geschah. Schlief sie? Nein, sie war betäubt worden. Plötzlich war ihr das bewußt. Sie kämpfte mit den Nachwirkungen der Droge, kämpfte, um sich ihrem Zugriff zu entziehen. Langsam lichtete sich ihr Gehirn. Jetzt verstand sie auch die Stimmen.
    »Blinddarm ist das. Notoperation. Offenbar in allerletzter Minute. Und so was will Medizinstudentin sein. Da sollte man doch meinen, die könnte früher aufkreuzen.«
    Eine zweite Stimme, tiefer als die erste: »Soviel ich hörte, hat sie sich heute morgen im Büro des Dekans krank gemeldet. Also hat sie wohl gewußt, daß was im Busch war. Vielleicht hatte sie Angst, sie wäre schwanger.«
    »Kann schon sein. Aber der Test war negativ.«
    Susans Mund wollte Worte formen, doch ihre Stimmbänder gaben keinen Ton von sich. Aber sie merkte, daß sie jetzt den Kopf nach links und rechts drehen konnte. Die Wirkung der Droge ließ nach. Dann hörte die Bewegung auf. Susan erkannte ihre Umgebung. Sie war im OP-Waschraum. Als sie den Kopf zur Seite wandte, sah sie rechts das Waschbecken. Ein Arzt wusch sich die Hände, ein Chirurg.
    »Wollen Sie einen oder zwei Assistenten, Sir?« fragte eine der Stimmen hinter Susan.
    Der Mann am Waschbecken dreht sich um. Er trug Haube und Gesichtsmaske, aber Susan erkannte ihn. Es war Stark.
    »Einer reicht doch allemal für einen einfachen Blinddarm. Den haben wir in zwanzig Minuten draußen.«
    »Nein, nein!« wollte Susan schreien, aber es zischte nur Luft zwischen ihren Lippen hervor. Dann bewegte sie sich wieder, in Richtung OP. Die Tür ging auf. Sie sah die Nummer über der Tür. Nummer 8.
    Die Wirkung der Droge ließ weiter nach. Susan konnte jetzt den Kopf und den linken Arm heben. Sie sah die riesigen Operationslampen. Das grelle Licht blendete sie. Sie mußte aufstehen … fortrennen …
    Starke Arme packten sie an Taille, Füßen und Kopf. Dann spürte sie Hände unter sich. Wie ein leichtes Bündel wurde sie auf den Operationstisch gelegt. Susan hob suchend den linken Arm, fand einen Ärmel, packte zu.
    »Bitte, bitte … nicht … ich bin …« Die Worte kamen langsam heraus, fast unhörbar. Sie versuchte, sich aufzusetzen, trotz des enormen Gewichts, das auf ihr lag.
    Ein starker Arm legte sich über ihre Stirn, ihr Kopf wurde zurückgedrückt.
    »Keine Angst. Alles ist okay. Nur ein paarmal tief einatmen.«
    »Nein, nein!« rief Susan mit langsam kräftigerer Stimme.
    Aber eine Narkosemaske fiel über ihr Gesicht. Dann fühlte sie plötzlichen Schmerz im rechten Arm … eine Infusion! Die Flüssigkeit drang in ihre Vene. Nein, nein! Sie versuchte, den Kopf zu schütteln, aber kräftige Hände hielten sie. Sie sah hoch, und ihr Blick fiel auf ein Augenpaar über einer
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