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Koma

Koma

Titel: Koma
Autoren: Robin Cook
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Fahrstühlen eilte.
    Ein Lift stand gerade unten. Susan stieg ein und drückte Knopf 10. Die Halle verschwand immer mehr aus ihrem Blickfeld, während die Tür langsam zuging. Aber im letzten Moment schob sich eine Hand durch den Spalt. Susan starrte sie an, bis das Gesicht eines Wächters auftauchte.
    »Ich würd’ gern ein Wort mit Ihnen reden, Miss«, sagte er und hielt die Fahrstuhltür auf. »Bitte, kommen Sie heraus.«
    »Aber ich bin in großer Eile. Es geht um einen Notfall.«
    »Die Notaufnahme ist hier unten, Miss.«
    Widerwillig folgte Susan der Anordnung und trat aus dem Fahrstuhl. Hinter ihr schloß sich die Tür, und der Fahrkorb begann ohne Passagier seine Reise in den zehnten Stock.
    »Es geht um eine andere Art Notfall«, beschwor Susan den Mann.
    »Und die Sache ist so eilig, daß Sie Ihr Taxi nicht bezahlen konnten?« Die Stimme des Wachmanns schwankte zwischen Ermahnung und Besorgnis. Schließlich schien Susans Anblick ihre Worte zu bestätigen, daß es sich um einen Notfall handelte.
    »Lassen Sie sich seinen Namen und den des Taxi-Unternehmens geben; ich bezahle dann später. Hören Sie, ich bin Medizinstudentin. Mein Name ist Susan Wheeler. Ich habe im Moment einfach keine Zeit.«
    »Wo wollen Sie denn um diese Stunde hin?« Die Stimme des Wächters klang mittlerweile fast väterlich.
    »Nach Beard zehn. Ich muß dort einen Arzt sprechen. Es ist ungeheuer wichtig.« Susan drückte den Aufwärts-Knopf.
    »Wen?«
    »Dr. Howard Stark. Sie können ihn anrufen, wenn Sie wollen.«
    Der Wachmann war verwirrt und voller Zweifel. Schließlich entschied er sich. »Also gut. Aber kommen Sie auf dem Rückweg bitte im Wachraum vorbei.«
    »Das tu ich, bestimmt«, versprach Susan, und der Wächter drehte sich um.
    Im selben Augenblick kam der nächste Fahrstuhl unten an. Susan drängte sich an den wenigen Aussteigenden vorbei, die sie erstaunt ansahen. Während der Fahrt in den zehnten Stock lehnte sie sich gegen die Wand, dankbar für die Stütze.
    Oben sah die Welt so spät am Abend ganz anders aus, als Susan es von ihrem früheren Besuch in Erinnerung hatte. Kein Schreibmaschinengeklapper, keine Patienten. Es war still wie in einer Leichenhalle. Der dicke Teppich schluckte das Geräusch ihrer zögernden Schritte, als Susan sich auf ihr Ziel zubewegte, das für sie den sicheren Hafen bedeutete. Nur eine einsame Tischlampe in der Mitte des Flurs spendete Licht. Die Zeitschriften für die wartenden Patienten waren säuberlich gestapelt. An den Wänden bildeten die Ölbild-Gesichter der früheren Memorial-Größen nur undeutliche Flecke.
    Susan erreichte Starks Büro und blieb einen Moment stehen, um sich zu sammeln. Erst wollte sie anklopfen, dann drückte sie einfach auf die Klinke. Die Tür öffnete sich. Das Vorzimmer war dunkel, keine Sekretärin zu sehen, aber aus der halboffenen Tür zu Starks Privatbüro drang Licht. Susan stieß die Tür ganz auf und trat ein.
    Im selben Moment schloß sich hinter ihr die Tür. Susans überspannte Nerven reagierten mit Panik. Sie wirbelte herum, eines Angreifers gewärtig. Fast hätte sie ihre Angst laut herausgeschrien.
    Stark schloß die Tür ab. Er mußte hinter ihr gestanden haben.
    »Tut mir leid, wollte Sie nicht erschrecken. Aber wir sollten lieber alle Störungen vermeiden.« Plötzlich lächelte er. »Susan, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich bin, Sie hier zu sehen. Nach Ihren Erlebnissen, von denen Sie mir erzählten, hätte ich darauf bestehen sollen, Sie abzuholen. Na, jedenfalls sind Sie sicher hergekommen. Glauben Sie, daß Sie verfolgt wurden?«
    Susan gewann langsam die Fassung wieder, ihr Herzschlag normalisierte sich. Sie schluckte. »Ich glaube nicht, aber genau weiß ich es nicht.«
    »Kommen Sie, setzen Sie sich. Sie sehen ja aus, als hätten Sie einen Weltkrieg durchgemacht.« Stark nahm sie am Arm und geleitete sie zu einem Sessel vor seinem Schreibtisch. »Außerdem würde Ihnen ein Scotch sicher guttun.«
    Susan fühlte sich schrecklich erschöpft und leer: geistig, physisch und emotional. Sie folgte ihm wortlos und ließ sich in den Sessel sinken, wußte selbst nicht mehr, was sie alles durchgemacht hatte.
    »Sie sind wirklich eine erstaunliche Person.« Stark ging zur eingebauten Bar.
    »Das glaube ich nicht«, ließ Susan sich mit erschöpfter Stimme vernehmen. »Ich bin nur einfach in eine grauenvolle Sache reingestolpert.«
    Stark hatte eine Flasche Chivas Regal in der Hand. Er goß zwei Drinks ein und brachte die Gläser zum
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