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Koma

Koma

Titel: Koma
Autoren: Robin Cook
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Schreibtisch, gab eines davon Susan. »Ich glaube, jetzt sind Sie aber zu bescheiden.« Er setzte sich auf seinen Platz hinter dem Schreibtisch, den Blick unverwandt auf Susan gerichtet. »Sie sind doch nicht etwa verletzt?«
    Susan schüttelte den Kopf. Das Glas zitterte in ihrer Hand, das Eis klirrte. Sie nahm die zweite Hand zu Hilfe. Dann trank sie einen tiefen Schluck und ließ die feurige Flüssigkeit die Kehle hinabrinnen.
    »Also, Susan, haben Sie seit unserem Telefonat mit irgend jemandem darüber gesprochen?«
    »Nein.« Susan nahm einen zweiten Schluck.
    »Das ist gut, sehr gut.« Stark machte eine Pause und beobachtete Susan. »Hat außer Ihnen noch jemand auch nur eine Ahnung von der Sache?«
    »Nein. Niemand.« Der Scotch zeigte bereits Wirkung, und eine gelassene Ruhe durchströmte Susan. Über das Glas hinweg sah sie Stark an.
    »Okay, Susan. Also, wie kommen Sie darauf, daß sich hinter dem Jefferson-Institut ein Umschlagplatz für den Schwarzhandel mit menschlichen Transplantationsorganen verbirgt?«
    »Ich hab’ sie darüber reden hören. Und ich sah sogar, wie sie die Kartons mit den Organen abtransportierten. Mit eigenen Augen!«
    »Aber Susan, ich finde es gar nicht so außergewöhnlich, daß ein Krankenhaus, belegt ausschließlich mit chronischen Intensiv-Fällen und komatösen Patienten, eine Quelle für Transplantationsorgane ist, wenn diese Patienten sterben.«
    »Das mag ja sein. Aber die Wahrheit ist doch, daß die Leute, die hinter dieser Sache stehen, zumindest einen Teil dieser Patienten überhaupt erst in komatösen Zustand versetzt haben. Außerdem lassen sie sich für diese Organe bezahlen, und wie!« Susan merkte, daß ihr die Lider zufielen. Sie mußte sie fast gewaltsam offenhalten. Sie fühlte sich in einer Art Betäubungszustand. Das kam sicher von der Erschöpfung. Sie setzte sich gerade in ihrem Sessel auf, nahm noch einen Schluck Scotch und versuchte, nicht an D’Ambrosio zu denken. Wenigstens fühlte sie sich jetzt behaglich warm.
    »Susan, Sie sind ein Wunder, ich kann es nicht oft genug wiederholen. Ich meine, Sie waren doch nur ganz kurz dort. Wie, um alles in der Welt, haben Sie in der knappen Zeit soviel rausbringen können?«
    »Ich hatte mir Stockwerksgrundrisse aus der City Hall besorgt. Da waren OPs eingezeichnet, aber das Mädchen, das mich rumführte, sagte, es gäbe dort keine. Also hab’ ich mich selbst auf die Suche gemacht. Und als ich sie gefunden hatte, da war die ganze Sache klar, auf furchtbare Weise klar.«
    »Aha. Verstehe, das war sehr clever von Ihnen.« Stark nickte, sah Susan bewundernd an. »Und sie haben Sie wieder rausgelassen? Könnte mir vorstellen, daß sie alles drangesetzt hätten, Sie dort zu behalten.« Er lächelte wieder.
    »Ich hatte Glück. Außerordentliches sogar. Ich bin sozusagen auf dem Versandweg rausgekommen, zusammen mit einem Herzen und einer Niere. Richtung Flughafen.« Susan unterdrückte ein Gähnen. Stark sollte sie nicht gähnen sehen. Aber sie war so furchtbar müde!
    »Das ist alles hochinteressant, Susan, und ich glaube, ich habe jetzt sämtliche Informationen, die ich brauche. Aber vor allem verdienen Sie ein großes Lob, Susan. Ihre Aktivitäten in den letzten Tagen sind ein Paradebeispiel für Weitsicht und Durchhaltevermögen. Trotzdem möchte ich noch ein paar Fragen an Sie richten. Sagen Sie mir doch …« Stark verschränkte die Hände und drehte sich mit seinem Sessel, bis er hinaus auf die dunklen Gewässer des Hafens sehen konnte. »Sagen Sie mir doch, ob Ihnen noch irgendwelche anderen Motive für dieses Unternehmen einfallen, das Sie auf so clevere Weise aufgedeckt haben.«
    »Meinen Sie, andere Motive als Geld und Gewinnsucht?«
    »Genau. Andere als Geld.«
    »Ja, ich weiß nicht. Vielleicht ist es eine gute Möglichkeit, unliebsame Personen zu beseitigen.«
    Starks lautes Lachen erschien Susan etwas unangebracht.
    »Nein, ich meine wirkliche Vorteile. Können Sie sich außer finanziellen nicht noch andere Vorteile ausmalen?«
    »Ja, vielleicht, ich nehme an, die Empfänger der Organe haben einen Vorteil davon, sofern sie nicht wissen, woher das gespendete Organ kommt und wie es beschafft wurde.«
    »Also sagen wir mal nicht Vorteil. Sprechen wir lieber von Wohltaten. Von Wohltaten für die Gesellschaft.«
    Susan versuchte nachzudenken, aber ihre Augen wollten nicht offenbleiben. Sie riß sich noch einmal zusammen. Wohltaten? Unsicher sah sie Stark an. Das Gespräch hatte nach ihrem Empfinden eine
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