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Koma

Koma

Titel: Koma
Autoren: Robin Cook
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Gesichtsmaske. Dann sah sie eine Infusionsflasche. Blasen tanzten durch die Flüssigkeit. Jemand stach eine Spritze in den Infusionsschlauch. Pentothal!
    »Alles in Ordnung. Entspannen Sie sich nur. Tief atmen … Alles in Ordnung, entspannen, tief atmen …«
     
    Um null Uhr sechsunddreißig am 27. Februar war die Atmosphäre im OP 8 auf das äußerste angespannt. Während des gesamten Eingriffs hatte der jüngere Assistenzarzt seine Linke nicht von der Rechten unterscheiden können, hatte sogar eine Klammer fallen lassen. Die Anwesenheit des berühmten Chefchirurgen war zuviel für den OP-Frischling.
    Die Handschrift des Anästhesisten war noch unleserlicher als sonst, als er die letzten Eintragungen im Narkoselogbuch machte. Er hatte keinen anderen Wunsch, als den Fall hinter sich zu bringen. Die plötzlichen Unregelmäßigkeiten im Herzschlag der Patientin mitten während der Operation hatten ihn völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Aber das war nur der Anfang gewesen. Zu allem Überfluß setzte der Sauerstoff aus. Das automatische Ventil an der Wandleitung hatte sich geschlossen. In den acht Jahren seiner Tätigkeit war ihm das noch nie passiert. Zwar war ihm die Umschaltung auf die grünen Notflaschen einigermaßen reibungslos geglückt, und er war eigentlich sicher, daß die Patientin keinen Sauerstoffmangel erlitten hatte. Trotzdem hätte er auf diese neue Erfahrung gut und gern verzichten können. Er wußte, das Leben der Patientin hatte auf des Messers Schneide gelegen.
    »Wie lange noch?« fragte er über seinen Schirm hinweg.
    Starks Blick tanzte zwischen der Uhr, der Tür und seiner Arbeit hin und her. Auch er machte einen gehetzten Eindruck. Dem ungeschickten Assistenten hatte er Nadel und Nadelhalter aus den Händen genommen. Er schloß die Naht jetzt selbst.
    »Fünf Minuten. Höchstens.« Mit seinen behenden Fingern zog er einen Knoten zu. Jawohl, Stark war nervös. Der Assistent hatte das längst gemerkt und glaubte, die Ursache dafür zu sein. Aber Stark war aus einem anderen Grund nervös. Er wußte: Irgend etwas stimmte nicht.
    Das Druckventil der Sauerstoffleitung hätte sich nicht schließen dürfen. Es bedeutete, daß der Sauerstoffdruck in der Hauptleitung auf Null gefallen war. Im Operationsteam wußte nur er, Stark, was die Herzunregelmäßigkeiten bei der Patientin bedeuteten. Zusammen mit dem Sauerstoff aus der Hauptleitung hatte sie Kohlenmonoxyd bekommen. Nachdem der Sauerstoff ausgefallen war, konnte er nicht mehr sicher sein, ob Susan genügend tödliches Gas eingeatmet hatte …
    Und dann der Lärm! Die Rufe, wenn auch gedämpft, waren dennoch so ungewöhnlich, daß die Assistenzschwester sogar in den Korridor gelaufen war, um nachzusehen. Nur Stark wußte, daß die Stimmen von oben kamen. Aus der Hohldecke.
    Und das war noch nicht alles. Als Stark den vorletzten Stich machte, bemerkte er durch das Fenster der OP-Tür Bewegung im Flur, der voller Leute zu sein schien. Und nachts um Viertel vor eins war das, milde ausgedrückt, ungewöhnlich.
    Stark zog den letzten Faden ein und ließ den Nadelhalter auf das Instrumententablett fallen. Als er die Enden aufnahm, um den Knoten zu binden, sprang die OP-Tür auf. Vier Leute kamen herein. Einer davon war Mark Bellows.
    Die unerwarteten Besucher trugen weiße Kittel. Starks Puls hämmerte wie wild, als er feststellte: Die meisten Eindringlinge hatten die Krankenhauskittel nur übergestreift. Darunter trugen sie blaue Uniformen. Im Operationssaal war es totenstill. Doch als sich Stark aufrichtete, wußte er, daß sein Traum zu Ende war.

 
Nachbemerkung des Autors
     
    Dieser Roman ist als Unterhaltungslektüre konzipiert, doch es handelt sich nicht um Science-fiction. Wenn manche Einzelheiten furchterregend wirken, so deshalb, weil es hier um mögliche, vielleicht sogar wahrscheinliche Entwicklungen geht. Nur ein Beleg: Am 9. Mai 1968 erschien in der San Gabriel Tribune (Kalifornien) unter den Kleinanzeigen folgendes Inserat:
     
    Transplantation benötigt?
    Körperteile aller Art an operationsbedürftige Personen gegen finanzielle Entschädigung abzugeben. Schreiben Sie an Box 1211-630, Covina.
     
    Dabei schlüsselt der Annoncierende weder auf, welches Organ oder welche Organe er meint, noch aus wessen Körper sie kommen sollen. Und es hat viele ähnliche Anzeigen in den verschiedensten Zeitungen im ganzen Land gegeben. Man konnte sogar spezifizierte Angebote über die Herzen noch lebender Personen finden!
    So makaber sich diese
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