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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out
Autoren: Andreas Eschbach
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erzählte, wie es war, sich durch die großen, geheimen Computer und Netze dieser Welt zu hacken, dann klang das immer kinderleicht; so, als ob es jeder könnte. Doch wenn man ihm einmal dabei zugesehen hatte – mit welcher Geschwindigkeit seine Finger über die Tasten rasten, wie sein Blick starr auf den Monitor gerichtet blieb und förmlich damit zu verschmelzen schien, wenn einem irgendwann auffiel, dass Christopher nie irgendetwas aufschreiben, nie irgendetwas nachschlagen musste –, dann dämmerte einem ziemlich rasch, dass das alles wohl doch nicht so leicht war und dass es einen Grund hatte, warum dieser siebzehnjährige Junge von Fachleuten als der beste Hacker der Welt betrachtet wurde. Auch wenn Christopher außer seinen Fingern, seinen Augen und seinen Gedanken nichts bewegte, hatte das, was er tat, doch am ehesten Ähnlichkeit mit Leistungssport.
    Tja, und außerdem hatte er diesen Chip im Kopf. Denselben Chip, den die Upgrader im Kopf trugen, wie er die Leute in der Kohärenz nannte.
    Nur dass Christopher diesem Chip nicht ausgeliefert war, sondern ihn unter Kontrolle hatte und sich nach Belieben darüber ins Internet, in lokale Netze oder eben auch in die Kohärenz einklinken konnte. Das kostete ihn endgültig keine körperliche Aktivität mehr.
    Er musste einfach nur denken – und alles, was dann passierte, geschah in rasender Geschwindigkeit. Serenity hatte einmal erlebt, wie Christopher kaum eine Minute lang die Augen zugemacht und in der Zeit Dutzende von Systemen geknackt hatte, um…
    Aber daran erinnerte sie sich nur sehr ungern. Sie war immer noch überzeugt, dass sie in dieser Minute hätte sterben können, wäre Christopher nicht gewesen.
    Allerdings wäre sie ohne Christopher auch nie in diese gefährliche Situation geraten.
    Serenitys Vater war der Überzeugung, dass Christopher als einziger Mensch eine Chance hatte, die Kohärenz zu besiegen. Christopher, das wusste sie, teilte diese Überzeugung nicht, aber er versuchte zumindest, etwas zu tun.
    Serenity war sich immer noch unschlüssig, was sie von ihm halten sollte. Irgendwie faszinierte Christopher sie – sie konnte nicht anders, als ihn zu beobachten und darüber nachzudenken, was wohl in ihm vorgehen mochte – und irgendwie fand sie ihn auch ziemlich schräg. Entschieden nicht das Material, aus dem man Boyfriends machte, jedenfalls.
    Andererseits waren die Jungs, mit denen sie bisher gegangen war, einfach nur langweilig gewesen.
    Ach, sie wusste auch nicht!
    Sie zupfte die feuchten Kleidungsstücke noch einmal zurecht, blieb noch einen Moment unschlüssig stehen. Nicht, dass sie nichts zu tun gehabt hätte; zu tun gab es im Camp ständig etwas. Nein, sie war unruhig. Und seltsamerweise hatte das damit zu tun, dass die Schule schon seit fast zwei Wochen wieder angefangen hatte und sie immer noch hier war. Nie im Leben hätte sie erwartet, sich je nach der Schule zu sehnen; gesehnt hatte sie sich immer nur nach dem Tag, an dem sie endlich ihren Abschluss hatte und davonrauschen konnte.
    Und nun musste sie jeden Morgen, wenn sie aufwachte, als Erstes denken: Die Schule hat angefangen. Ich verpasse den Unterricht. Ich verpasse die Abschlussprüfungen.
    Sie zerrte unglücklich an ihren Haaren, versuchte vergeblich, sie in Form zu bringen.
    Natürlich, sie konnte nicht einfach zurückgehen und so tun, als sei alles nicht passiert, das mit der Kohärenz, mit Christopher, mit Dad. Das verstand sie schon. Dad war der Überzeugung, dass die Kohärenz sie verfolgen würde, und das leuchtete ihr ein.
    Aber tatsächlich nicht in die Schule zurückzukehren nach dem Spring Break – das machte die ganze Sache so schrecklich real!

6 | Als Christopher in ihr Zelt zurückkam, schlief sein Vater immer noch. Er schlief auch seelenruhig weiter, als Christopher die Plane über dem Eingang mit einem klatschenden Geräusch zurückfallen ließ und sich in den quietschenden, knarrenden Klappstuhl warf, der neben dem Bett stand.
    Es war kein normaler Schlaf, den Dad schlief. Es war kein Schlaf, auf den man Rücksicht nehmen musste. Ob sein Vater aufwachte, hatte nichts damit zu tun, ob um ihn herum Lärm herrschte oder Stille.
    Wobei er allmählich ruhig mal wieder hätte aufwachen können. Dr. Lundkvist hatte vor ein paar Tagen den Verband über der Nase abgenommen. Nun lag der vernarbte Schnitt offen, durch den er und Dr. Connery den Chip entfernt hatten, der seinen Vater an die Kohärenz gefesselt hatte.
    Die Wunde war kein schöner Anblick. Selbst
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