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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out
Autoren: Andreas Eschbach
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davon bin ich überzeugt.«
    Lilian schloss die Augen, holte einmal tief Luft, öffnete sie wieder. »Ganz bestimmt«, sagte sie dann leise, jedes Wort betonend, »werde ich nirgendwohin gehen, wo ich eine deiner Freundinnen treffe. Ganz bestimmt nicht.« Sie griff nach dem Zündschlüssel, ließ den Motor an. »Ende der Diskussion. Und jetzt lass mich bitte wieder in Frieden. Geh und schick Serenity nach Hause. Das ist alles, was ich von dir will.«
    Jeremiah wollte noch etwas sagen, aber der Blick, den sie ihm zuwarf, nahm ihm jeden Mut, wirklich jeden. Also verabschiedete er sich nur und stieg aus. Dann blieb er stehen und sah ihr nach, wie sie davonfuhr.

5 | Serenity fuhr sich mit den nassen, gespreizten Fingern durch die Haare. Das hieß, sie versuchte es, aber sie kam nicht weit. Sie war mit einer Löwenmähne gesegnet, die selbst mit den speziellen Kräutershampoos, die sie nach langem Experimentieren entdeckt hatte, und viel heißem Wasser kaum zu bändigen war. Hier im Camp, wo sie sich und ihre Haare nur in kaltem Flusswasser waschen konnte, verwandelte sich das alles allmählich in einen Wischmopp. Irgendwann würde ihr nichts anderes mehr übrig bleiben, als sich den Kopf zu rasieren, von vorne anzufangen und das Beste zu hoffen.
    Im nächsten Moment fiel ihr wieder ein, warum sie überhaupt hier war, und sie ließ die Hand seufzend wieder sinken. Ach ja, richtig. Das Ende der Menschheit stand bevor. Und sie machte sich Sorgen um ihre Haare!
    Missmutig wandte sie sich wieder dem T-Shirt zu, das sie gerade wusch. Auch so was machte man hier mit kaltem Wasser. Man hockte am Ufer, die Knie in den Kieselsteinen, und schrubbte stundenlang – mit enttäuschenden Resultaten, wie Serenity fand. Aber Waschmaschinen waren ein ferner Traum, wenn man vor den Polizeibehörden in die unzugänglichen Wälder Montanas flüchtete. Oder wo immer sie sich gerade befanden; sie hatte es aufgegeben, das so genau zu verfolgen.
    Wie unwirklich das alles inzwischen schien! Klar, sie erinnerte sich daran, wie Christopher aufgetaucht war, wie sie mit ihm und ihrem Bruder Kyle hergekommen war, daran, wie sie verfolgt worden waren. Dann die Aktion mit Christophers Vater…
    Ja, klar. War alles passiert. Aber trotzdem – wenn man nach alldem ein paar Wochen hier in den Wäldern lebte, nur damit beschäftigt, zu schlafen, sich morgens zu waschen und anzuziehen und ansonsten die Zeit mit Essen und Reden zu verbringen, Reden über alles Mögliche, während ringsum die Bäume rauschten und der Fluss freundlich plätscherte und silbern-kühl dahinströmte, wie er es bestimmt schon getan hatte, als hier die Urindianer unterwegs gewesen waren, und wenn man abends am Lagerfeuer saß, satt von einem Wildbraten und dann, eine Tasse Tee in der Hand, zuhörte, wie ein paar von Dads Leuten Musik machten… da wurde die ganze Sache mit dieser Kohärenz schon verdammt irreal. Da kam einem das nur noch vor wie ein ziemlich bescheuerter Albtraum, den man am besten einfach vergaß.
    Sie tauchte das T-Shirt ein letztes Mal ins Wasser, wrang es dann aus, so gut sie konnte, und legte es zu der restlichen nassen Wäsche.
    Beladen mit dem Korb stapfte sie durch das trockene, hüfthohe Gras zurück zu den Zelten, dorthin, wo Wäscheleinen zwischen die Bäume gespannt waren. Hier hing eigentlich immer etwas, aber sie fand noch eine freie Stelle, wo ihre Sachen Platz hatten.
    Sie war noch nicht ganz fertig mit dem Aufhängen, als sie Christopher bemerkte, wie er auf das Zelt zuging, in dem sein Vater lag.
    Wie immer wirkte er in dieser Umgebung wie ein Fremder. Man sah ihm an, dass er in seinem Leben nicht viel Zeit in der Natur verbracht hatte. All die Insekten und die Pflanzen überall, der unebene Boden schienen ihn völlig zu irritieren. Wie er sich den Weg bahnte, mit tapsenden Schritten über das Unterholz, fortwährend Mücken verscheuchend, immer kurz vor dem Stolpern – er war es eindeutig nur gewöhnt, sich durch Zimmer zu bewegen, ein Dach über dem Kopf zu haben, feste Wände um sich herum, mit Fenstern darin, die ihm Insekten vom Leib hielten.
    Computer Kid eben. Man wurde nicht der beste Hacker der Welt, ohne viel, viel Zeit an einem Schreibtisch vor einem Computer zu verbringen.
    Und nun musste er hier leben, mitten in der Wildnis, ohne Internet und elektrischen Strom. Nicht mal Handys funktionierten im Camp; sie befanden sich weitab vom nächsten Funkmast, in einer der vielen »weißen Zonen«, die es trotz allem noch gab.
    Wenn Christopher
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