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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out
Autoren: Andreas Eschbach
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Dann war es ausgerechnet Jeremiah Jones gewesen, der versucht hatte, ihm einzureden, dass sie eine Chance gegen die Kohärenz hätten und dass er, Christopher Kidd, diese Chance sei, und zwar gerade weil er den Chip trug und damit als einziger Mensch imstande war, sich nach Belieben in die Kohärenz ein- und auszuklinken.
    Okay und jetzt hatte er seine Meinung eben geändert. So what?
    Man konnte genauso gut sagen: Jones hatte endlich eingesehen, dass er, Christopher, von Anfang an recht gehabt hatte.

4 | Auf einmal wusste Jeremiah Jones, dass er es nicht schaffen würde, Lilian zu überzeugen. Schwer zu sagen, woher – es war etwas in der Art, wie sie schwieg und dabei hinaus auf den Parkplatz starrte. Wie sie den Leuten zusah, die hoch bepackte Einkaufswagen zu ihren Autos schoben, unter der nachmittäglichen Sonne des anbrechenden kalifornischen Sommers. Lilian und er waren so lange zusammen gewesen, dass es manchmal war, als könne einer die Gedanken des anderen lesen. Immer noch.
    »Das ist doch alles Unsinn, Jeremiah«, sagte sie schließlich leise. »Was soll ich bei euch? Im Wald sitzen und mich verstecken? Für wie lange? Für den Rest meines Lebens? Werd vernünftig.«
    »Lilian«, erwiderte er und wusste schon, dass nichts, was er sagen konnte, sie umstimmen würde, aber er musste es zumindest versuchen. »Ich hab’s dir erklärt. Sie werden dich verfolgen. Sie werden – «
    »Wenn mich jemand verfolgt, rufe ich die Polizei.«
    »Sie haben auch die Polizei unter Kontrolle.«
    »Na klar. Wie konnte ich das vergessen.« Sie atmete auf einmal heftig. »Ehrlich, Jerry – ich könnte schreien bei der bloßen Vorstellung, mit dir irgendwohin ins Niemandsland zu gehen, um darauf zu warten, dass der Himmel einstürzt.«
    »Lilian – «
    »Ich hab hier ein Leben, Jeremiah. Ich leite eine Stadtbibliothek. Ich stecke bis zum Hals in Arbeit. Ich kann nicht einfach die Koffer packen und ohne ein Wort verschwinden, wie stellst du dir das vor? Ich habe Verantwortung übernommen.«
    »Ich hab nicht gesagt, dass du ohne ein Wort – «
    »Ah, toll. Nächste Woche ist die Sitzung des Haushaltsausschusses. Wenn ich da fehle, kürzen sie uns den Etat, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Was soll ich denen sagen? ›Tut mir leid, ich kann nicht kommen, ich werde von Männern mit Computerchips im Hirn verfolgt?‹ Da könnte ich auch gleich behaupten, kleine grüne Männchen hätten mich entführt, damit ich Elvis treffe.« Sie krallte die Hände um das Lenkrad. »Und jetzt hast du auch noch unsere Tochter da mit reingezogen. Nicht genug, dass Serenity die ganzen Ferien über keine Zeile gelernt hat, inzwischen hat sie schon fast zwei Wochen Unterricht verpasst, in acht Wochen sind die Abschlussprüfungen und mir fallen bald kein Ausreden mehr ein, mit denen ich sie entschuldigen könnte!«
    »Sie wird nicht zurückkommen«, erklärte Jeremiah knapp. »Nicht, wenn ich es verhindern kann.«
    »Das hast du nicht zu bestimmen, Jeremiah Jones.« Sie sah ihn mit funkelnden Augen an. »Ich habe das Sorgerecht für unsere Kinder, bis sie volljährig sind, das weißt du ganz genau. Und Serenity ist erst siebzehn. Du wirst sie, sobald du zurück bist, bitte schön in einen Bus nach Hause setzen, verstanden? Ich will, dass Serenity spätestens am Wochenende wieder da ist, sonst schrei ich Zeter und Mordio, und das wird dir nicht gefallen.«
    »Lilian, sei vernünftig. Du kannst nicht den Kopf in den Sand stecken und so tun, als sei nichts.«
    Sie war nicht mehr zu bremsen. »Den Kopf in den Sand stecken? Das ist eine Beschreibung, die ja wohl eher auf dich zutrifft. Dein Kopf steckt schon seit Jahren im Sand; du merkst es schon gar nicht mehr. Erst hast du dich in deinen Gemüsegärten vergraben und geglaubt, du rettest die Welt, und jetzt versteckst du dich im Wald und glaubst, du rettest die Welt. Immer rettest du die Welt! Weil die ja zu blöd ist, selber zu wissen, wie sie sich drehen muss.« Sie ballte die Faust, schlug damit gegen das Lenkrad. »Ich hab so genug davon, Jerry, so genug. Dauernd gibst du die Zukunft verloren, dauernd…« Ihr Atem ging nur noch stoßweise; sie war kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    Jeremiah Jones hob die Hand, um sie zu berühren, ließ es dann aber wohlweislich. Das war nicht der Zeitpunkt.
    »Wir können uns gern weiterstreiten und alles ausdiskutieren«, sagte er leise, »aber wir sollten das bei uns im Camp machen. Bitte hör auf mich, nur dieses eine Mal. Dir droht Gefahr,
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