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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out
Autoren: Andreas Eschbach
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Jahre alt, wirkte durchtrainiert und so, als würde er viel Zeit im Freien verbringen. Sein Kopf war so gut wie kahl geschoren, was ihm eine auffallende Ähnlichkeit mit dem Darsteller des Captain Picard aus der Fernsehserie Raumschiff Enterprise verlieh.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass es anders wäre. Aber die Kohärenz ist nicht nur real, sie ist auch unser Feind – «
    Der Kopf der Frau ruckte hoch. »Die Kohärenz!« Sie spuckte das Wort förmlich aus. »Wer hat sich diesen blöden Namen eigentlich ausgedacht?«
    »Das weiß ich nicht mehr«, sagte der Mann. »Der Name ist aufgekommen, weil jemand den Gleichtakt ihrer Gehirne mit dem Gleichtakt der Lichtwellen in einem Laserstrahl verglichen hat. Von einem Laser sagt man, es sei kohärentes Licht. Und weil sie sozusagen im gleichen Takt denken, nennen wir sie – «
    »Jaja, das hab ich verstanden«, unterbrach die Frau ihn ungehalten. »Aber wie soll das funktionieren? Okay, manche können das: fünf Sachen gleichzeitig erledigen. Aber ich bin ehrlich gesagt schon überfordert, wenn jemand auf mich einredet, während ich was aufschreibe. Wenn ich mir vorzustellen versuche, mit hunderttausend Leuten gleichzeitig in Verbindung zu stehen… Ich würde kollabieren. Jeder würde das. Das geht einfach nicht.«
    Jeremiah Jones nickte. »Ja, aber so funktioniert das auch nicht. Die Upgrader – das sind nicht hunderttausend Leute, die alle miteinander kommunizieren.«
    »Aber gerade hast du doch gesagt – «
    »Es sind hunderttausend Gehirne, die miteinander in Verbindung stehen. Das ist etwas völlig anderes.«
    Lilian Jones, die Mutter seiner Kinder und trotz ihrer Trennung, die nun schon Jahre dauerte, rechtlich immer noch seine Ehefrau, furchte die Stirn. »Ich sehe nicht, wo da der Unterschied sein soll.«
    »Es hat etwas damit zu tun, wie unsere Gedanken entstehen. Die Hirnforscher sagen, dass jedem unserer Gedanken, jedem unserer Entschlüsse die Bildung eines mehr oder weniger großen Musters von miteinander verbundenen, im gleichen Takt arbeitenden Neuronen vorausgeht. Dieses Muster entsteht, ehe uns der betreffende Gedanke bewusst wird – wie immer das mit dem Bewusstsein funktionieren mag«, fügte er mit einer Handbewegung zur Seite hinzu. »Was bei den Upgradern passiert, ist, dass sich solche Muster über mehrere Gehirne hinweg bilden. Sie sind auf der geistigen Ebene zu einer Gesamtheit verschmolzen, die zu Gedanken imstande ist, die wir uns gar nicht vorstellen können. Das meine ich, wenn ich von Kohärenz spreche: Im Grunde sind das nicht mehr hunderttausend Menschen wie du und ich, sondern es ist ein einziger, gigantischer Geist, der hunderttausend menschliche Körper bewohnt.«
    Lilian starrte ihn an, blinzelte ungläubig. »Das ist doch Unsinn. Wie soll dieser Geist das denn machen? Wie soll er mit so vielen Augen, Händen und so weiter zurechtkommen?«
    »Warum sollte er nicht damit zurechtkommen? Wenn du Auto fährst, dann bewegst du auch die Hände am Lenkrad, du schaltest nebenher, gibst mit dem einen Fuß Gas und kuppelst mit dem anderen… und nebenher kannst du dich unterhalten oder über irgendwas nachdenken. Das geht alles gleichzeitig. So ähnlich wird es die Kohärenz auch machen, schätze ich.«
    Das musste sie erst einmal sacken lassen, er sah es ihr an. Er sagte nichts, ließ ihr alle Zeit, die sie brauchte.
    »Also gut«, seufzte sie schließlich. »Meinetwegen. Ich hab dir schon so vieles geglaubt, dann werd ich dir das halt auch noch glauben müssen…« Sie griff nach einer Locke, die sich aus dem Gummi gelöst hatte, versuchte zerstreut, sie wieder festzumachen. »Und diese Kohärenz verfolgt dich also. Euch.«
    »Ja.«
    »Warum? Was hast du denen getan?«
    »Nichts. Mein einziger Fehler – wenn man das so bezeichnen will – war, dass ich, als eines Tages ein gewisser Bob Moore bei uns auf der Farm aufgetaucht ist und gefragt hat, ob er mitarbeiten kann, Ja gesagt habe.« Jones erinnerte sich noch gut an diesen Tag. Bob hatte einen sympathischen Eindruck gemacht – jemand, der sich lieber im Hintergrund hielt. Jemand, mit dem es wenig Probleme geben würde.
    Selten hatte er sich so sehr getäuscht.
    »Bob Moore, so hat sich vor Kurzem herausgestellt«, fuhr er fort, als Lilian ihn fragend ansah, »heißt in Wirklichkeit Dr. Stephen Connery. Er ist ein bedeutender britischer Neurologe, der vor ein paar Jahren erfolgreich Neuronen mit elektronischen Schaltkreisen gekoppelt hat.
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