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Koestlbachers erster Fall

Koestlbachers erster Fall

Titel: Koestlbachers erster Fall
Autoren: Paul Fenzl
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Selbsterfahrungen zu sammeln, quasi um lebensechter
schreiben zu können, und schon bist du in einen Mordfall verwickelt, auch
wenn’s nur als Zeuge ist.
    Dabei war der Albert vermutlich
tatsächlich nur auf den Toiletten des ›Ratisbona‹ gewesen.. Aus dem Treffen mit der Monika war ja nichts geworden. Schon vor
seinem Gang zu den Toiletten hatte der Albert in der Hotellobby doch diese SMS
von der Monika erhalten.
    HEUTE ZU GEFÄHRLICH! KOMME MORGEN!
    Gut, dass der Köstlbacher nichts
von dieser SMS mitgekriegt hat. Der hätte da bestimmt wieder ein riesen
Zinnober draus gemacht!

Gedankensprünge
    Kapitel 2

     
    Genau betrachtet sind
Gedankensprünge richtige Sprünge, nur dass du die eben nicht mit deinen Beinen
und Füßen machst, sondern deine Gedanken von einer Synapse im Hirn zur einer
oft recht entfernten hüpfen. Und im Gegensatz zum Dreisprung bei den Sportlern
sind da weit mehr Sprünge möglich, unendlich viele, wenn du so willst.
Höchstens der eine, von dem du neulich in der Zeitung lesen konntest, der nur
eine Hirnhälfte hat und, auch wenn’s die Wissenschaftler noch so wundert, damit
gut zurecht kommt, der eine kann in Gedanken nicht gar so viel rumspringen.
Weil der hat ja quasi eine begrenzte Sprunggrube.
    Im Gegensatz zu dem einen mit der
nur einen Gehirnhälfte scheinen manche Politiker gleich drei Hälften zu haben.
Der Verdacht zumindest liegt nahe, wenn so ein ›Homo politicus‹ am Rednerpult steht und wild gestikulierend sagt:
    »Nehmen wir einmal an, dass, aber
nicht immer, die Entfernungen sind ja zu groß, falls die Finanzen es
erlauben, eine Erhöhung haben wir im Wahlkampf ausgeschlossen, unsere Soldaten,
und in diesem Zusammenhang sind mir die Proteste der Opposition völlig
unverständlich, und dazu stehen wir!«
    Untersucht hat das ja noch keiner,
das mit den drei Gehirnhälften, weil, wer interessiert sich schon für die
Gehirnhälften von einem Politiker. Aber wenn’s stimmen würde, dann wäre
das ein eindeutiger Beweis dafür, das mehr oft auch weniger sein kann.
    Der Albert ist zwar kein
Politiker, auch wenn er ab und zu mal einen politischen Gedanken in seinen
Büchern aufgreift, aber unsinniges Zeug hat er trotzdem gefaselt, als ihn seine
Irmi am Abend nach der Vernehmung neugierig gefragt hat, wie er den Tag verbracht
hat und ob das Klassentreffen wohl schon zu Ende sei. Dabei wollte die Irmi auf
gar nichts Spezielles hinaus, einfach nur mit ihrem Albert reden. Quasi
partnerschaftlicher Smalltalk!
    »Ich seh’ schon,« sagte die Irmi.
»Ihr habt euch über tausend Dinge gleichzeitig unterhalten. Kannst mir ja
ein anderes Mal Einzelheiten erzählen. Oder auch nicht! Ich kenne ja
sowieso kaum jemanden aus deiner Schulzeit! Übrigens, ich geh’ heute Abend noch
weg!«
    »Aha! Hast mir ja gar nicht
gesagt, dass ich den Abend alleine verbringen muss!«, schmollte der Albert.
Zumindest spielte er den Schmollenden recht gut.
    »Ich war der Meinung, du bist
heute Abend noch mit dem Klassentreffen beschäftigt. Normalerweise findet so
etwas doch am Abend statt!«, sagte die Irmi.
    »Normalerweise schon!«,
wiederholte der Albert. »Aber in meiner Klasse war anscheinend niemand normal!
Zuerst, da hieß es, dass wir uns heute am Vormittag zum Bratwurstessen in
der Wurstkuchl treffen, zumindest die, die schon da sein können. Am Abend
wollten wir uns dann gemütlich im Hofbräuhaus zusammensetzen.«
    »Und, warum macht ihr das dann
nicht so?«, fragte die Irmi.
    »Weil heute nur wenige da waren!
Die anderen haben gedacht, das Freitagsdatum auf der Einladung sei ein
Versehen, weil wir uns bisher immer samstags getroffen haben. War übrigens
wirklich ein Fehler!«, erklärte der Albert und entwickelte mit seinen
Lügen dabei eine ganz schön kriminelle Energie.
    »Und wie habt ihr das geregelt?«,
fragte die Irmi.
    »Handy! Wie sonst! War ein ganz
schönes Durcheinander! Mir kann’s ja egal sein, ob heute oder morgen!«, fügte
der Albert mit perfekt rüber gebrachter Gleichgültigkeit in seiner Stimme
hinzu.
    »Dann bin ich also morgen am
Samstag alleine zu Hause?«, fragte die Irmi.
    »Red’ doch mit der Rosi!
Vielleicht hat die Lust mit dir ins Kino zu gehen!«, schlug der Albert vor.
    »Mal sehen!«, beendete die Irmi
die Unterhaltung, weil das Telefon läutete und sich eine alte Freundin aus
München meldete.
    Dem Albert war klar, dass die Irmi
jetzt längere Zeit abgelenkt sein und auf das Thema ›Klassentreffen‹ heute kaum noch mal zurückkommen würde. Zudem ging
es
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