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Koestlbachers erster Fall

Koestlbachers erster Fall

Titel: Koestlbachers erster Fall
Autoren: Paul Fenzl
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gleich
nach seinem Dienstantritt hier, wurde sehr bald darauf als aufgedunsene
Wasserleiche unterhalb der Wurstkuchl in der Donau von der Gisela gesichtet.
Dass der Köstlbacher die Wasserleiche, damals war sie freilich noch keine
Wasserleiche, dass der Köstlbacher den jetzt Toten vor ein paar Tagen auf dem
Revier wegen einer Aussage zu einer schweren Körperverletzung mit Todesfolge
im Rotlichtmilieu vernommen hatte, da kam man ja erst viel später drauf, als
ein Foto der Leiche im Revier hing und irgendwer sich erinnern konnte, dass die
Leiche unlängst noch quicklebendig aus dem Zimmer vom Köstlbacher
spaziert ist.
    Das Bergen der Leiche war gar
nicht so einfach gewesen. Weil man sie über die Ufermauern nicht schnell genug
zu fassen bekam, konnte sie die Wasserschutzpolizei mit Hilfe der Feuerwehr
erst zwei Kilometer stromabwärts aus der Donau ziehen. Hat übel ausgesehen.
Gut, dass um diese Jahreszeit kaum noch Schulklassen am Ufer zu
Unterrichtsgängen unterwegs waren, weil da hätte der Lehrer bestimmt seine
Not mit den Kindern gehabt, die ja alle noch nie eine echte Wasserleiche
gesehen haben und ganz wild darauf gewesen wären, der Wasserschutzpolizei mit
den zwei Tauchern der Feuerwehr zuzusehen. Die Wasserschutzpolizei
auf dem Polizeiboot allein wäre schon interessant gewesen, die Taucher
natürlich noch mehr. Aber eine echte Leiche! Das hatten sie noch nicht einmal
als Foto im Biologieunterricht. Das Grusligste, was der Lehrer
ihnen bisher im Biologieunterricht geboten hatte, war ein
menschliches Skelett. Aber als der Lehrer ihnen dann gesagt hat, dass das
Skelett nur aus Plastik ist, da hat auch keiner mehr so richtig hingeschaut.
Uncool!
    Bei der Wasserleiche, da hätten
sie aber bestimmt alle hingeschaut. Voll cool! Nicht nur, weil noch keiner
eine gesehen hatte. Die Wasserleiche war bis auf einen weißen Tennissocken
nackt. Der weiße Tennissocken wegen des schmutzigen Wassers der Donau
natürlich nicht mehr weiß, aber man konnte sich die ehemalige Farbe vorstellen.
Sie musste weiß gewesen sein. Jede andere Farbe hätte, eingefärbt vom
Schmutzwasser der Donau, anders ausgesehen. Auf den Socken achtete die
Wasserschutzpolizei aber gar nicht, als die Taucher der Feuerwehr die Leiche in
ihren Kahn gehievt hatten.
    So eine Wasserleiche bekommt die
Wasserschutzpolizei ja auch nicht gerade jeden Tag zu Gesicht. Die Donau in
Regensburg schließlich nicht die Seine in Paris, oder die Moskwa in
Moskau, wo so eine Leiche schon eher was Alltägliches ist. Darum drehte
sich dem jungen Polizisten, der gerade seine erste Einsatzfahrt auf dem Boot
machte, auch der Magen um. Zum Glück Windrichtung von vorne und Polizist
backbord. So nur Fischfütterung! Außer Mund abwischen keine weiteren
Reinigungsmaßnahmen nötig.
    Wäre für eine Schulklasse ein
zweites Erlebnis geworden, quasi ein Erlebnis im Erlebnis, so wie diese russischen
Figuren, von denen du eine in die nächste stecken kannst. Keiner hatte
vorher je einen Polizisten beim Kotzen beobachten können. Je nach Altersstufe
der Schulklasse wäre so eine Beobachtung bestimmt richtungsweisend für
eine Berufswahl geworden, bzw. für eine Nichtberufswahl. Die Polizeilaufbahn
hätte aus dieser Klasse dann wohl kaum noch einer einschlagen wollen, schon gar
nicht die der Wasserschutzpolizei.
    Wie gut das war, dass keine
Schulklasse Zeuge dieses Ereignisses wurde, darüber kann jede Schule froh
sein, Schüler und Lehrer, weil Schüler und womöglich auch Lehrer anschließend
geistliche und psychologische Betreuungen nötig. Heutzutage Standard!
    Das Besondere der Leiche war
nämlich nicht nur der eine von der Donau verschmutzte Tennissocken. Dass am
anderen Fuß kein Socken war, das lag am Fehlen desselben, nicht des
Sockens! Des Fußes! Samt Unterschenkel! Abgetrennt! Am Knie! Kann schon sein,
an dem fehlenden Gliedmaß war auch ein weißer Tennissocken, vielleicht sogar
ein sauberer, weil das fehlende Körperteil nie in der Donau.
    Wie die von der Zeitung so schnell
von der Wasserleiche erfahren konnten, ist mir ein Rätsel. Außer der Gisela hat
schließlich nur die Polizei etwas davon gewusst, weil eben keine Schulklasse
unterwegs und auch sonst kein Spaziergänger. Und die Gisela hätte auch gar
nichts von dem Fuß mit Tennissocken erzählen können, weil so genau hat sie die
Wasserleiche gar nicht gesehen. Und es ging auch alles viel zu schnell.
Donau schließlich gerade bei der Wurstkuchl nach den Donaustrudeln der
Steinernen Brücke kein müdes
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