Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Koestlbachers erster Fall

Koestlbachers erster Fall

Titel: Koestlbachers erster Fall
Autoren: Paul Fenzl
Vom Netzwerk:
sitzt und nicht merkt, wie einen halben Meter weiter ein
Mensch gewaltsam ins Jenseits befördert wird!«, meinte der Kommissar.
    »Ein halber Meter kann einiges
bewirken, wenn eine mit Marmor verkleidete Wand dazwischen ist, von der
Steingeister herausstarren!«, versuchte sich der Albert aus der Klemme zu
ziehen.
    In dem Augenblick, wo der Albert
das gesagt hat, da wusste er es schon, dass er das nicht hätte sagen sollen.
Das mit den Steingeistern. Weil jetzt war’s dem Polizeihauptkommissar
Köstlbacher klar: Mit dem Albert, da stimmt was nicht! Wahrscheinlich
meschugge!
    Der Albert hätte sich auf die
Zunge beißen können, aber dazu war’s jetzt schon zu spät.
    Aber der Köstlbacher ganz andere
Interpretation!
    »Steingeister? Reden Sie von
Monika Steingeister? Woher kennen Sie diese Frau?«
    Monika Steingeister war der
Regensburger Polizei keine Unbekannte. Gegen sie ist schon mehrfach Anzeige erstattet
worden. Es waren immer aufgebrachte Ehefrauen, die bei der Polizei angerufen
hatten, um sie zum Vorgehen gegen diese Frau zu bewegen. Aber was sollte gegen
eine Frau wie die Monika Steingeister unternommen werden? Schließlich tat sie
nichts Unrechtmäßiges. Als angemeldete Prostituierte durfte sie
selbstverständlich unbehelligt ihrem Gewerbe nachgehen.
    Heutzutage sogar Rentenanspruch!
Ob Arbeitslosengeld möglich, weiß ich nicht. Harz IV vermutlich auf alle Fälle!
    Auch wenn sie sich in einem Hotel
einquartierte, dann war das nicht strafbar. Sollten die vom Hotel doch besser
aufpassen, wem sie ein Zimmer geben! In eine Straftat, eine richtige,
keine aus der Sicht von Ehefrauen, war sie jedenfalls noch nie verwickelt
gewesen.
    Der Köstlbacher oder einer seiner
Kollegen vom Dezernat hatten mit der Monika bisher noch nichts zu tun gehabt.
Sie war ihnen höchstens vom Hörensagen bekannt, weil spezielle Berufe
immer größerer Bekanntheitsgrad.
    Der Albert wurde jetzt aber erst
einmal noch weißer, Schneewittchen nun fast Sonnenbank dagegen, was dem
Köstlbacher natürlich nicht entging und ihn sofort Witterung aufnehmen
ließ.
    Im Internet hatte sich die Monika
immer ›Monika Stein‹ genannt. Hätte
der Albert gewusst, dass sie das ›Steingeister‹ zu ›Stein‹ verkürzt hatte, dann hätte
er schon zwei Mal nicht der Polizei gegenüber was von den Steingeistern
erzählt, die ihn auf dem Klo so gefesselt hatten. Wenn der Albert erst nur
gemeint hatte, der Köstlbacher würde ihn wegen seiner Steingeistergeschichte
für abgedreht halten, dann jetzt noch viel schlimmer! Prostituierte und Mord
oft nicht unbedingt zusammenhanglos. Sieht man doch in jedem Krimi!
    »Die Monika?«, sagte der Albert
gedehnt, um sich für eine plausible Antwort noch etwas Zeit zu verschaffen,
eine Antwort, die ihn aus dem drohenden Schlamassel vielleicht noch würde
heraushalten können. »Die Monika Steingeister? Mit den ›Steingeistern‹ meinte ich doch die Gesichter, die so ein toller
Marmor wie der in den Toiletten des ›Ratisbona‹ hervorbringt, wenn man ihn nur lange genug betrachtet.«
    Klar, dass der Albert mit so einer
blöden Antwort einem Polizeihauptkommissar wie dem Köstlbacher damit nur dumm
gekommen ist und erst recht sein Interesse angefacht hat. Quasi vielleicht
erste Spur! Jetzt alle Register ziehen!
    »Und das sollen wir Ihnen
abnehmen? Wir denken, Ihre Geschichte von den ›Steingeistern‹ und der Steingeister, die stinkt doch!«, meinte der
Köstlbacher. Jetzt richtig in seinem Element! Wechselte absichtlich vom ›Ich‹
ins ›Wir‹, wegen mehr Gewicht!
    Albert jetzt Schweißausbruch.
Nicht weil besonders heißer Tag, aber weil Bedenken, sich da in was
reinmanövriert zu haben, was sehr unangenehm. Bild von wutentbrannter Irmi
taucht auf. Viel schlimmer, als nicht vorhandene Verbindung zu Mord, auch
wenn’s der Hauptkommissar Köstlbacher momentan anders sah.
    Da ist’s einfach wieder, das
schlechte Gewissen. Du bekommst es immer wieder, wenn du allgemein
überhaupt ein Gewissen hast. Das schlechte ist freilich viel dominanter. Du
brauchst bloß so einem Typen wie dem Köstlbacher gegenüber zu sitzen und
seinen Blickwechsel mit dem Kommissar am anderen Tischende zu beobachten, und
schon hast du es, dein schlechtes Gewissen. Um so heftiger, wenn dir im Kopf
dann noch die Irmi umgeht, die eh schon komisch geschaut hat, weil sie es dir
nicht ganz geglaubt hat, dass du heuer schon wieder ein Klassentreffen hast und
sie in all den Jahren noch kein einziges.
    »Zufall, Herr Kommissar!«,
versuchte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher