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Koestlbachers erster Fall

Koestlbachers erster Fall

Titel: Koestlbachers erster Fall
Autoren: Paul Fenzl
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Gewässer. Weil die Leiche mit dem Rücken nach
oben in der Donau an der Wurstkuchl vorbeigetrieben ist, gerade als die Gisela
zu einer Zigarettenpause am Ufer gestanden hat, konnte die Gisela auch gar
nicht sagen, ob Leiche Mann oder Frau. Erst der junge Neuling von der Wasserschutzpolizei,
der später das Einsatzprotokoll schreiben musste, beschrieb die Leiche als eine
männliche Leiche, was er aber auch erst, nachdem er gekotzt hatte, bewusst
registriert hat.
    Sein Kollege war von dem Anblick
zwar auch nicht gerade begeistert, aber als alter Hase steckte er die
Wasserleiche leichter weg, weil er während seiner Laufbahn bei der Wasserschutzpolizei
schon ein paar Mal so einen ›Fund‹ bearbeiten musste. Schön war so etwas
nie, weil Wasserleichen, vor allem wenn sie schon länger im Wasser gelegen
haben, aufgebläht wie ein Frosch und bestialischer Geruch. Das ist ja auch
der Grund, warum sie oben schwimmen, wegen dem Verwesungsgas, das sich in ihnen
bildet und das sie wie einen Ballon nach oben drückt. Vorher ist jede
Wasserleiche ja erst einmal untergegangen. Waren ja noch keine Auftriebsgase
drin, von den paar Blähungen von der letzten Malzeit mal abgesehen.
    Wenn einer nicht ertrunken ist,
wenn er quasi schon vorher umgebracht worden ist, dann hat er kein Wasser
in der Lunge und war dann oft auch gar nicht so lange unter Wasser. Die in der
Gerichtsmedizinischen, die haben da ein Auge drauf. Sind Experten auf diesem
Gebiet. Können sogar feststellen, was du als Wasserleiche zuletzt gegessen
hast, natürlich nicht wirklich als Wasserleiche, weil die isst ja nichts
mehr.
    Da haben sie die von der Gisela
gemeldete Wasserleiche auch hingebracht, in die Gerichtsmedizinische. Weil
wegen des bis zum Knie abhanden gekommenen Beins mit dem weißen Tennissocken
war ein Kapitalverbrechen nicht auszuschließen. Dass in der Lunge
kein Wasser sein würde, davon ging man bei der Kripo fast vor einer Obduktion
in der Gerichtsmedizinischen schon aus. Weil, dass einer ein halbes Bein
verliert und dann im Wasser ertrinkt, das erschien denen eher
unwahrscheinlich. Nach so einer Verwundung verblutest du ja so schnell,
dass du gar nicht mehr zum Ertrinken kommst.
    Außer der Tote hat sein Körperteil
im Wasser verloren. Schiffsschraube oder so. Kann aber in der Gerichtsmedizinischen
auch ziemlich sicher festgestellt oder ausgeschlossen werden. Vorab jedenfalls
kam gar niemand auf den Gedanken, das Bein könnte im Wasser abhanden
gekommen sein, weil niemand im Wasser eines gefunden hat, auch später nicht
oder weiter Donau abwärts. Und die Gerichtsmedizinische sah auch keine
Anhaltspunkte für Schiffsschraube oder so.
    Aber da bin ich jetzt schon etwas
voraus!
    Als der Albert seine Aussage
machte, da kam es jedenfalls niemandem in den Sinn, dass ein Zusammenhang
zwischen dem Verbrechen in den Toiletten des 4**** Nobelhotels und der
Wasserleiche bestehen könnte, außer vielleicht der, dass die Leiche dort auch
männlich war und Tennissocken trug. Aber sie war nicht nackt und hatte auch
nicht im Wasser gelegen, sondern nur neben der Kloschüssel im Nachbarklo vom
Albert, als der gerade seine Steingeister bewunderte und von denen so abgelenkt
wurde, dass er ganz vergessen hatte, warum er eigentlich auf dem Klo gesessen
hat. Wie sollte er sich da noch an etwas erinnern können, was im Nachbarklo
passiert sein könnte, während er fasziniert seine Steingeister begutachtete?
Außerdem, wer konzentriert sich schon auf das Nachbarklo? Das macht doch
höchstens ein Spanner! Und so einer ist der Albert schon dreimal nicht.
    Wäre das Klo in dem 4**** ›Hotel Ratisbona‹ nicht videoüberwacht
gewesen, natürlich nicht das Klo selbst, aber der Gang zum Klo, dann wäre die
ermittelnde Mordkommission gar nicht darauf gekommen, dass der Albert, der zur
vermuteten Tatzeit im Nachbarklo auf die Verrichtung eines größeren
Geschäftes gewartet hat, aus dem wegen den Steingeistern dann ja nichts
geworden ist, dass der Albert was mit der Sache zu tun haben oder zumindest
Zeuge der Sache sein könnte.
    Eigentlich wollte der Albert ja
heute in dem Regensburger Nobelhotel nur die Monika, eine
Internetbekanntschaft, treffen. Um 12.00 Uhr war der Albert mit ihr in der
Hotellobby verabredet. Eventuell sogar Techtlmechtl und so. Erst mal
abwarten. Auf alle Fälle Recherchen! Dann unerwartet SMS von der Monika. Sagte
kurzfristig ab!
    HEUTE ZU GEFÄHRLICH! KOMME MORGEN!
    Und nun auch noch zusätzlich
Ärger, weil Vernehmung als Zeuge von weiß Gott was.
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