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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen?
Autoren: A Larkin
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ist, hast du nicht mehr viel mit ihr zu tun gehabt.« Sie schüttelte den Kopf. » Sie ist nie richtig damit fertiggeworden. Sie scheint so zu sein wie immer, nur ein bisschen mehr als früher, wenn das einen Sinn ergibt.«
    Das ergab allerdings einen Sinn. Meine Mutter war Dianes Halt gewesen. Ohne sie kam sie mit ihrer Rolle im Leben nicht mehr zurecht.
    » Wie soll man mit so einem Schlag fertigwerden?« Ich dachte an die vielen Male, die ich zu viel getrunken oder so geweint hatte, dass meine Augen am nächsten Morgen zugeschwollen waren.
    » Ich weiß es nicht«, gab Janie zurück. » Vielleicht sollte man zu einem dieser Gruppentreffen gehen, wo sie alle im Kreis sitzen und über ihre Probleme sprechen.«
    » Ha«, machte ich. » Ich sehe Diane förmlich dasitzen, qualmen wie ein Schlot und jedem zu raten, über das hinwegzukommen, was ihm auf der Seele liegt, und sich endlich vernünftig die Haare schneiden zu lassen.«
    Janie lachte. » Ich kann es mir lebhaft vorstellen. Irgendeine Frau weint, weil ihr Mann sie verlassen hat, und Mom macht ihr klar, dass er gegangen ist, weil sie mit diesen nachgemachten Designerschuhen niemanden täuschen kann.«
    Der Gedanke an eine Diane in Gruppentherapie reizte uns immer wieder zum Lachen, sodass wir ohne größere Panikattacken oder Nervenzusammenbrüche durch die Stadt und auf das Driscoll-Haus zufuhren. Doch als wir den Laster vor dem Kutschhaus parkten, begann mein Magen Purzelbäume zu schlagen.
    » Was, wenn sie da drin ist?«, fragte ich beklommen.
    » Na und?«, winkte Janie lässig ab, klang aber nicht übermäßig zuversichtlich.
    » Ich will ihr nicht begegnen.« Ich blickte aus dem Fenster; suchte nach Hinweisen auf Dianes Gegenwart.
    » Soll ich zuerst hineingehen?«
    » Nein! Wenn du das tust, bleibe ich hier draußen alleine, dann könnte sie herauskommen, und du bist nicht…«
    » Das ist doch albern«, schalt Janie. » Sie ist kein Ungeheuer.« Trotzdem hatte auch sie es mit dem Aussteigen nicht eilig. Sie blieb sitzen und starrte durch die Windschutzscheibe, bis ich aus dem Laster kletterte.
    Der Schnee auf der Treppe war nicht geschippt, Fußspuren führten die Stufen hinauf– Dreiecke, gefolgt von winzigen Kreisen. Eine Spur führte nach oben, die andere hinunter. Diane war vermutlich fort. Aber sie konnte auch im Kutschhaus gewesen sein, als es geschneit hatte, gegangen und dann zurückgekommen sein.
    Ich zog meinen Schlüssel hervor. Ich hielt es für durchaus möglich, dass sie das Schloss hatte auswechseln lassen, damit ich an die Tür des Haupthauses klopfen musste, aber zum Glück passte der Schlüssel noch, und die Tür ließ sich problemlos öffnen.
    Drinnen schlug mir eine Wolke schalen Zigarettenrauchs entgegen. Janie verzog das Gesicht.
    Die Badezimmertür war geschlossen, und unter dem Türspalt drang ein Lichtstrahl hervor. Die Dusche lief.
    » Sie ist da drin«, stöhnte ich.
    » Mom?«, fragte Janie.
    » Schsch!«
    » Van, wir können unmöglich die ganzen Möbel wegschaffen, bevor sie aus dem Bad kommt. Sie weiß ohnehin, dass du kommst.«
    » Warum duscht sie hier?«
    » Ich habe nicht die geringste Ahnung«, erwiderte Janie.
    » Sie ist deine Mutter.«
    » Das heißt nicht, dass ich aus ihrem Verhalten schlau werden muss.« Janie strich mit der Hand über die Couchlehne. » Das hat nur deine Mom getan.«
    Überall standen halb geleerte Bourbongläser, die als Aschenbecher gedient hatten. Der Tisch war mit leeren Camel-Schachteln und Zeitschriften übersät.
    Ich ging in das Zimmer meiner Mom. Jemand hatte in dem Bett geschlafen. Auf dem Nachttisch stand ein weiteres mit Kippen gefülltes Bourbonglas. Ich fuhr mit der Hand über eine Delle in der Bettdecke und glättete das Laken. Das Kopfkissen starrte vor Mascaraflecken, daneben lagen ein paar zerknüllte Papiertücher.
    » O mein Gott!«, rief Janie aus der Küche. » Sieh mal, was am Kühlschrank hängt!«
    Ich rannte in die Küche. Janie hielt den pinkfarbenen Sombrero-Magnet in die Höhe. » Ich hatte mich schon gefragt, wo der hingekommen ist.«
    Wir hörten, wie das Wasser abgedreht wurde. Janie erstarrte.
    » Es wird noch eine Weile dauern«, sagte ich. » Sie weiß, dass wir hier sind, sie wird nicht herauskommen, bevor sie sich perfekt frisiert hat.«
    Ich war trotzdem nervös. Diane würde irgendwann aus dem Bad kommen. Und dann? Würde es Streit geben? Würden wir in Tränen ausbrechen? Würden wir uns aussprechen? Würde sie mir verbieten, die Sachen meiner Mom
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