Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen?
Autoren: A Larkin
Vom Netzwerk:
Marc-Jacobs-Reisetasche in der anderen Hand vor meinem Haus auf. Für sechs Uhr morgens wirkte sie geradezu unerträglich fröhlich, und ich dachte schon daran, sie in den hinteren Teil des Lasters zu sperren, als sie zu ihrem Auto ging und mit einem zweiten Becher Kaffee für mich zurückkam.
    » Glaubst du, ich steige zu dir in dieses Ungetüm, wenn du keinen Kaffee getrunken hast?« Sie schüttelte den Kopf. » Ich bin doch nicht lebensmüde.«
    Die Sitze in dem Laster waren zu hart und zu glatt, und die Stoßdämpfer schienen ihren Geist komplett aufgegeben zu haben. Ich wartete darauf, dass Janie sich beklagte, aber das tat sie nicht. Sie hielt sich nur an dem Türgriff fest und hantierte an der Heizung herum. Der Schalter war kaputt; die Heizung ließ sich nur voll aufdrehen oder ausstellen. Lief sie mit voller Kraft, kam man sich vor wie in einem Hangar voll dröhnender Jets. Wir drehten sie nur gelegentlich auf, um die Kabine zu heizen, damit wir uns zwischendurch unterhalten konnten.
    » Einen anderen hatten sie nicht mehr«, erklärte ich, ohne zu erwähnen, dass ich noch nie ein so großes Gefährt gesteuert hatte und mich vor jedem Mal fürchtete, das ich zurücksetzen oder wenden musste. Janie sollte nicht das Vertrauen in meine Fahrkünste verlieren, solange sie mit mir in dieser Todesfalle gefangen war.
    » Schon okay«, winkte sie ab. » Das gehört zum Abenteuer dazu.«
    » Wer bist du, und was hast du mit Janie gemacht?«
    » Wer bist du, und was hast du mit Van gemacht?«, lachte sie. » Du fährst einen LKW . Wirklich und wahrhaftig.«
    Kurz vor Syracuse begann es zu schneien. Ich schaltete die Scheibenwischer ein. Sie quietschten so laut, dass es in den Ohren wehtat.
    » Von schlimm zu ganz schlimm«, stellte Janie vergnügt fest. Ihr Kaffeebecher ratterte in der Halterung.
    » Was ist los mit dir?«, erkundigte ich mich. » Du trägst Jeans. Du beschwerst dich nicht über diese Schrottkiste. Du wischst den Sitz nicht mit einem Desinfektionstuch ab, bevor du dich daraufsetzt. Stimmt etwas nicht?«
    » Ich bin mit meiner besten Freundin auf einem Roadtrip«, grinste sie. » So etwas habe ich noch nie gemacht.« Sie hielt den Kaffeebecher fest, und das Rattern erstarb.
    » Du bist zig Mal zwischen Chappaqua und hier hin und her gefahren.«
    » Aber entweder alleine oder mit Peter, nicht mit dir. Peter weigert sich, an Raststätten oder kitschigen Souvenirshops zu halten, und wenn ich alleine unterwegs bin, habe ich immer ein bisschen Angst davor. Ich habe so oft zugesehen, wie du und Nat euren alten Rabbit mit Campingstühlen, Kühltaschen und Wäschekörben voller Kleider statt Koffern vollgeladen habt, und ich hätte jedes Mal alles dafür gegeben, mitfahren zu dürfen. Du kamst mit den lustigsten Geschichten und Unmengen von diesen grässlichen Magneten wieder. Wenn wir in den Urlaub fuhren, wohnten wir in langweiligen Hotels und besuchten langweilige Museen. Wir machten Ausflüge. Du und Nat, ihr habt Abenteuer erlebt.«
    Sie griff nach ihrem Kaffeebecher und trank einen Schluck. Just in diesem Moment fuhren wir durch ein Schlagloch, und der halbe Inhalt des Bechers ergoss sich über ihren Schoß.
    » Hiermit bist du getauft.« Ich reichte ihr die Küchenrolle, die ich neben den Fahrersitz gesteckt hatte. » Jetzt bist du offiziell ein Krieger der Straße.«
    Janie lachte und wischte die Bescherung auf. Sie verlor kein Wort über ihr ruiniertes Shirt oder ihre nassen Jeans.
    Als wir Syracuse erreichten, nahm ich die Route 81, statt auf der Autobahn zu bleiben, damit wir in Roscoe zu Mittag essen und durch die Catskills weiterfahren konnten, was den Reiz des Abenteuers noch erhöhte.

44
    Den größten Teil der Fahrt über fühlte ich mich wohl. Janie erzählte mir von der Gondelfahrt in Venedig und dem Besuch des Ponte Vecchio in Florenz, und ich gestand ihr, Joe zufällig erworben zu haben, wir lachten so laut, dass wir kaum noch Luft bekamen. Sie war wieder die alte Janie aus unseren Kindertagen, aber zugleich standen wir im Begriff, etwas Neues aufzubauen.
    Als wir in die Saw-Mill-Allee einbogen, begann mein Herz zu rasen, und mir brach der Schweiß aus, obwohl wir die Heizung schon lange nicht mehr aufgedreht hatten.
    » Du bist leicht grün im Gesicht«, stellte Janie fest. » Wirst du reisekrank?«
    » Ich glaube, ich werde eher dianekrank.«
    » Mir geht es genauso«, seufzte Janie.
    » Wirklich?«
    » Tu nicht so überrascht. Du weißt doch, wie sie ist. Und seit– seit Nat gestorben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher