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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen?
Autoren: A Larkin
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auf, um im Fernsehen die Zeiger der großen Uhr vorrücken zu sehen. Wenigstens hatte ich meinen Hund, dachte ich und umarmte ihn fest, als die Leute am Times Square » Frohes neues Jahr« schrien und Konfetti warfen.

42
    Als ich ein paar Tage später mit einigen leeren Kartons, die ich mir aus dem Spirituosenladen geholt hatte, nach Hause kam, parkte Janies kleiner silberner Audi in meiner Auffahrt. Janie saß auf dem Fahrersitz. Sie trug eine riesige schwarze Jackie-O-Sonnenbrille und trank ihren üblichen gefrorenen Karamellmacchiato durch einen Strohhalm.
    Ich hielt neben ihr. Sie nahm einen zweiten Macchiato aus der Halterung und hielt ihn hoch. Ich lächelte ihr zu, öffnete die Garage, parkte das Auto, stieg aus und ging zu ihr.
    Sie sprang aus dem Audi und tänzelte in die Garage.
    » Als ich nach Weihnachten zu Hause war, habe ich mit Mom gesprochen.« Sie reichte mir den zweiten Kaffee und schob sich die Sonnenbrille auf den Kopf.
    Sie trug schwarze Lederhandschuhe, aber meine Hände waren ungeschützt und bereits eiskalt. Ich gab ihr den Becher zurück.
    » Kannst du den mit reinnehmen?«, bat ich. » Ich muss noch ein paar Kartons holen.« Ich war noch nicht bereit, gleich zur Sache zu kommen.
    » Na klar«, nickte sie.
    Ich kam mir furchtbar unbeholfen vor, als ich versuchte, so viele Kartons auf einmal wie möglich ins Haus zu schaffen. Auch ohne hinzusehen, wusste ich, dass Janie mich beobachtete.
    » Tja… es tut mir leid.« Sie trank einen weiteren Schluck. » Sie hat mir von dem Scheck erzählt.«
    » Tatsächlich?« Ich schloss die hintere Autotür mit einem Tritt und bedeutete Jane, mir die Küchentür aufzumachen.
    » Peter hat darauf bestanden, dass ich sie frage.« Sie balancierte ihren Kaffee in der Armbeuge, während sie die Tür aufriss.
    » So?« Ich zwängte mich mit den Kartons durch die Tür und ließ sie fallen.
    » Sie sagte, es wäre Geld, das sie im Lauf der Jahre für dich gespart hätte. Damit du einen Notgroschen hast. Sie sagte, sie hätte das für eine gute Idee gehalten. Aber dann fragte ich sie, ob ihr der Zeitpunkt, zu dem sie dir das Geld gegeben hat, nicht ein bisschen zu gut in den Kram gepasst hätte, ob sie es, obwohl sie es gut gemeint hätte, benutzt hatte, um dich in dem Glauben zu lassen– oh, Van, es tut mir so leid.« Sie reichte mir meinen Kaffee. Ihre Augen waren feucht. » Ich fragte sie, und sie wurde ganz still. Dann fragte sie mich, ob mir das Hotel in Neapel gefallen hätte, das sie für uns ausgesucht hatte. Du kennst sie ja. Diese Frage war das, was einem Eingeständnis, etwas falsch gemacht zu haben, am nächsten kam.« Sie sog an ihrem Strohhalm. » Ich hasse die Vorstellung, dass sie– sie hätte das nicht tun dürfen.«
    » Schon gut«, beruhigte ich sie. » Realistisch betrachtet kann ich mich nicht beklagen– verdammt, Diane hat mir einen sehr großzügigen Scheck gegeben.«
    » Lass das!«, zischte Janie. » Tu nicht so, als ob alles in Ordnung wäre. Sie hätte dich nie so behandeln dürfen.«
    » Was soll ich denn nun tun?«
    » Dich vor allem nicht von uns fernhalten.« Janie streifte sich mit den Zähnen die Handschuhe ab und ließ sie auf die Küchentheke fallen.
    » Ich habe schon einen ziemlich großen Teil von dem Geld ausgegeben.« Ich kam mir vor wie ein kleines Kind, das mit seinem Taschengeld nicht ausgekommen war.
    » Van, du verdienst dieses Geld. Du hast es dir verdient. Und egal wozu sie es benutzt hat– sie wollte, dass du es bekommst. Ich weiß, dass es für dich nicht leicht gewesen sein kann.« Sie betrachtete ihre Schuhe. Auf dem linken prangte ein Salzfleck. Sie rieb ihn an ihrem rechten Bein ab. » Ich habe viel darüber nachgedacht. Ich meine, deine Mom wurde dafür bezahlt, dass sie sich um uns gekümmert hat.« Sie hob den Kopf und sah mich an. » Du nicht.«
    » Ich habe ja auch nichts getan. Meine Mom hat die ganze Arbeit gemacht.«
    » Du hast dich um mich gekümmert.« Kaum hatte sie das gesagt, rollten ihr murmelgroße Tränen über die Wangen.
    » Das habe ich nicht.«
    » O doch. Du hast mir Selbstvertrauen eingeflößt. Du hast mir beigebracht, so zu sein, wie ich bin und das zu tun, was ich will. Mit dem Ballett aufzuhören. Pfadfinderin zu werden. Einen Bikini zu tragen. Mich bei Brown einzuschreiben. Kunstgeschichte zu studieren.«
    » Das hast du doch alles aus eigenem Antrieb getan.«
    » Aber ohne dich wäre ich nie von dem großen Driscoll-Plan abgewichen.« Sie lachte. » Dad wollte nicht, dass ich
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