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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen?
Autoren: A Larkin
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sich mit der Hand durch das Haar. Immer wieder fiel ihm eine helle Strähne in die Stirn. » Ich kann nicht, Van. Es ist zu…«
    » Alex…«
    » Kompliziert. Es ist zu kompliziert.« Er packte sein Haar mit beiden Händen und hielt es wie einen Pferdeschwanz zusammen. Die kürzeren Strähnen entglitten ihm und fielen ihm erneut ins Gesicht. Er verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. » Ich kann einfach nicht.« Er ließ seine Haare los und griff nach der Türklinke.
    Kurz bevor er die Tür schloss, platzte ich heraus: » Das ist doch ein Haufen Scheiße!«
    Er öffnete die Tür wieder und starrte mich entgeistert an. » Wie bitte?«
    » Es tut mir leid, aber das ist ein Haufen Scheiße. Alles im Leben ist kompliziert. Rechnungen zu bezahlen, Häuser zu kaufen, Lebensmittel zu besorgen. Nichts ist einfach.« Meine Stimme zitterte. » Wie kommst du darauf, irgendetwas könnte einfach sein? Lass dir eins von mir gesagt sein– das Leben ist hart und kompliziert und manchmal einfach zum Kotzen. Aber manchmal eben auch nicht.« Ich sah ihm direkt in die Augen und machte mir nicht die Mühe, seine Reaktion deuten zu wollen. » Du bist auch nicht das Gelbe vom Ei, aber ich denke, du bist einen Versuch wert. Und ich bin einen Versuch wert. Aber wenn du das nicht wahrhaben willst, wenn du es vorziehst, auch weiterhin in deiner verdammten Seifenblase zu leben, dann kann ich es nicht ändern.«
    Er starrte mich nur stumm an. Es kam mir vor, als seien Stunden vergangen, obwohl es kaum eine Minute gewesen sein konnte.
    » Hier.« Ich reichte ihm das Hemd. » Ich habe nicht vor, hier stehen zu bleiben und darauf zu warten, dass du etwas sagst.« Ich ging zu meinem Auto zurück, dabei achtete ich sorgfältig darauf, wo ich hintrat, um nicht zu stolpern. Ich meinte, Schritte hinter mir zu hören, aber als ich über meine Schulter spähte, stand Alex noch immer in der Tür, hielt das Hemd in den Händen und sah mich an, als hätte ihn gerade der Schlag getroffen.
    Als ich in das Auto stieg, versuchte Joe, auf meinen Schoß zu klettern, und betätigte dabei mit der Schulter die Hupe. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Ich schob Joe auf den Sitz zurück, drehte das Radio auf und setzte rückwärts aus der Auffahrt heraus, wobei ich dem Himmel dafür dankte, dass ich nicht Alex’ Briefkasten gerammt hatte.
    » O Gott, Joe, was habe ich da angerichtet? ›Du bist verdammt kompliziert. Ich bin verdammt kompliziert. Ich bin einen Versuch wert. Hier hast du dein Hemd. ‹ Großartig!«
    Joe war schon wieder dabei, möglichst viel frische Luft einzusaugen. Ich zog ihn leicht am Schwanz. Er drehte sich zu mir und presste seine kalte Nase an meine Wange.
    Sowie wir zu Hause waren, fragte ich Joe, ob er Eis wollte. Er spitzte die Ohren und rannte zum Kühlschrank. » Du hast schon viel gelernt, mein Freund.« Ich kraulte ihn mit einer Hand hinter den Ohren und griff mit der anderen nach dem Karton Vanilleeis. Joe wich bis zur Couch zurück, ohne den Blick von dem Eis abzuwenden.
    Nach jedem vierten oder fünften Löffel, den ich aß, gab ich Joe einen ab. Ich schmeckte das Eis kaum; ich schob es mir nur in den Mund und versuchte mit aller Kraft, die Szene vor Alex’ Haus nicht wieder und wieder vor meinem geistigen Auge abzuspielen. Es war unmöglich. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht vergessen. Seine Augen waren geweitet, seine Stirn gerunzelt. War es der Schock? Oder Widerwille? Schämte er sich für mich? Ich schämte mich ja für mich selbst. Ich hatte gefühlsmäßig so viel von mir preisgegeben, wie es mir möglich war, und er hatte nur dagestanden und mich einfach gehen lassen.
    Ich aß, bis der Karton leer war und ich Magenschmerzen bekam, dann stellte ich Joe den Rest zum Auslecken hin, ließ mich auf die Couch fallen und zog die Knie an die Brust. Joe sprang ebenfalls hinauf und kratzte an meinen Beinen, als wollte er mich auseinanderfalten. Als ich mich nicht rührte, sprang er von der Couch und rannte nach oben. Einen Moment später kam er zurück, hüpfte wieder auf die Couch und ließ seinen roten Gummiknochen, sein Lieblingsspielzeug, auf meinen Kopf fallen, als würde er versuchen, mich aufzumuntern.
    Ich machte Joe einen Partyhut aus Zeitungspapier und einem Gummiband, wie es meine Mom immer getan hatte. Joe rannte, wild den Kopf schüttelnd, durch den Raum und versuchte den Hut loszuwerden. Als ihm das endlich gelang, sprang er damit auf die Couch und zerfetzte ihn genüsslich. Wir blieben
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