Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen?
Autoren: A Larkin
Vom Netzwerk:
waren.
    Alles war perfekt– bis auf zwei Dinge. Die Brautjungfernkleider aus Satin, die in einem dunklen, satten Zimtton bestellt worden waren, waren zwei Tage vor der Hochzeit geliefert worden und leuchteten so orange wie ein Halloweenkürbis. Und statt dem Bräutigam strahlend gegenüberzustehen, stand ich an der Seite seines Cousins Norman und lächelte so geisterhaft wie ein Irrlicht.
    Außerdem hätte ich mich höchstwahrscheinlich nicht für braune Rosen entschieden. Ich hatte versucht, sie Janie auszureden.
    » Braun ist die Farbe welker Blumen, Janie.«
    » Aber sie sehen nicht wie welke Blumen aus, Van. Sie wirken elegant.«
    Ich kämpfte auf verlorenem Posten. In Martha Stewarts Hochzeitskatalog waren Sträuße in Herbstfarben abgebildet gewesen, und Janies Mom war daraufhin zigmal nach Connecticut zu genau demselben Floristen gepilgert, um genau dieselben Sträuße für Janies Hochzeit anfertigen zu lassen.
    Aus dem Augenwinkel heraus erhaschte ich einen Blick auf Janies Cousine Libby, die neben mir stand und sich mit einem spitzengesäumten Taschentuch die Augen betupfte. Sie zeigte nicht nur das angemessene gerührte Lächeln, sondern brachte es auch noch irgendwie fertig, in Hellorange fantastisch auszusehen. Bethany, Janies Collegefreundin, konnte ich von meinem Platz aus nicht sehen, aber ich war sicher, dass sie ebenfalls leise schniefte. Sie schien mir der Typ dafür zu sein. Wenigstens stand ihr das abscheuliche Kleid genauso wenig wie mir.
    Ich überstand die ganze Zeremonie mit um meinen Strauß aus Bittersüß und roten Rosen geklammerten Händen und grub meine Nägel durch meine orangefarbenen Satinhandschuhe in den Rücken meiner anderen Hand.
    Das Blabla über Gründe, weshalb diese beiden nicht in den heiligen Stand der Ehe treten sollten, entging mir ebenso wie das ›Ich will ‹ und all der andere Mist. Ich stand nur da und konzentrierte mich darauf, genug Druck auf meinen Handrücken auszuüben, um durch zwei Lagen dicken Satin hindurch Schmerz zu empfinden.
    Ich versuchte, nicht zu Peter hinüberzuschielen, der in seinem schiefergrauen Smoking und den auf Hochglanz polierten Schuhen so perfekt wie der Porzellanbräutigam aussah, den Janie als Dekoration für ihre Hochzeitstorte bestellt hatte. Und ich versuchte, nicht zu Janie hinüberzuschielen, die im Licht des sich in den Kristallen, mit denen der Halsausschnitt ihres Kleides besetzt war, widerspiegelnden Kerzenscheins förmlich zu glühen schien. Stattdessen starrte ich die braunen Rosen an und versuchte den Eindruck zu erwecken, als würde ich eingehend über die Bedeutung der Ehe und des Versprechens nachdenken, das soeben direkt vor meinen Augen abgegeben worden war.
    Dann küssten sie sich, und alles war vorüber. Janie presste eine Hand gegen Peters Brust, um ihn daran zu hindern, sie zu lange oder zu innig oder auf eine Art zu küssen, die zu unschicklich war, um von dem Fotografen festgehalten zu werden. Ich an ihrer Stelle hätte ihn so lange wie möglich und so fest wie möglich an mich gedrückt, aber ich versuchte, diesen Gedanken energisch zu verdrängen. Also setzte ich mein Irrlichtlächeln wieder auf und überreichte Janie ihre braunen Rosen.
    Norman und ich folgten dem Brautpaar den Gang hinunter. Meine Hand ruhte knapp über der Beuge seines Ellbogens, so wie es Vanessa, die die Hochzeit geplant hatte, mir gezeigt hatte, und wir verfuhren nach der ›Schritt-Pause ‹ -Regel. Norman streckte seinen anderen Arm aus und legte seine Hand über die meine, was mich veranlasste, ihn während der ›Pause ‹ -Phase gegen die Wade zu treten und zu zischen: » Komm nicht auf dumme Ideen, Normy«, wobei ich immer noch unverwandt lächelte. Er ließ seine Hand hastig sinken.
    Bei dem Empfang im Kittle House ließ Norman eine lange und peinliche Rede vom Stapel, die damit begann, dass Peter und er als Kinder gedacht hatten, alle Mädchen hätten Kopfläuse, und mit einer gehässigen Schilderung seiner Scheidung und der Beteuerung endete, dass er diese Zeit ohne Peter nicht durchgestanden hätte. Wir hoben unsere Champagnergläser, bevor wir zu dem zum Erntedankfest traditionellen, gewürzten Wein übergingen, der so reichlich ausgeschenkt wurde, dass man sich an das Bild wilder Ausschweifungen zu den Zeiten von Königen und Rittern erinnert fühlte.
    Ich war dankbar dafür, dass Janies Vater die Ansicht vertrat, es sei geschmacklos, wenn auch die erste Brautjungfer das glückliche Paar hochleben ließ, obwohl er diese
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher