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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen?
Autoren: A Larkin
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in die Länge ziehen. Er enthielt eine Schachtel mit roten Rosenblüten, Vanilleduftkerzen in kleinen Kristallleuchtern, Streichhölzer und ein Satinbanner mit der Aufschrift ›Just Married ‹ .
    Ich verteilte die Rosenblüten auf dem Bett, dem Boden und dem Sessel und befestigte das Banner an den Bettpfosten. Peter hätte auch den Portier damit beauftragen können, grollte ich stumm.
    Ich wusste nicht genau, ob ich die Kerzen anzünden sollte oder nicht. Wahrscheinlich war genau das der Grund dafür, dass jemand das Zimmer herrichten sollte– Peter konnte Janie dann über die Schwelle in einen in Kerzenlicht getauchten Raum tragen. Aber da sicher nicht von mir erwartet wurde, die Hochzeitssuite abzufackeln, arrangierte ich sie in einem Kreis auf dem Toilettentisch und legte die Streichhölzer daneben.
    Auf dem Boden des Kartons lag das weiße Satinnachthemd. Ich riss die Etiketten ab und breitete es auf dem Bett aus, dann ging ich ins Bad, wo Janies roter Slip an einem Haken hing. Ich nahm ihn ab und stopfte ihn ganz unten in ihren Koffer.

2
    Da ich mit Janie in der Limousine zur Kirche gefahren war, stand mein Auto immer noch auf dem Parkplatz des Castle. Es war der einzige Kleinwagen dort. Der Parkplatzwächter reichte mir die Schlüssel und rauschte davon, bevor ich mich bedanken konnte. Er hatte mich wesentlich respektvoller behandelt, als ich in Normans Wagen aufgekreuzt war, abgesehen davon, dass es viermal so teuer war wie mein eigenes, stank Normans Auto auch nicht nach alten Pommes frites und schalem Kaffee.
    Ich nahm mir für die Rückfahrt viel Zeit. Anfangs hatte ich wirklich vorgehabt, bis zum Ende des Empfangs durchzuhalten, aber jetzt graute mir davor, mich wieder unter die Gäste zu mischen. Ich fuhr an der Highschool vorbei, zu der seit meinem Abschluss drei neue Gebäude hinzugekommen waren.
    Hinter der Schule lag die Sackgasse, in der Kevin Ritter und ich immer geparkt hatten. Damals hatten die Bauunternehmer schon begonnen, hier neue Häuser zu errichten. In warmen Nächten pflegten wir aus dem Auto auszusteigen und die Hausskelette zu erkunden. Diese hatten sich jetzt in richtige Häuser mit Briefkästen und Türklopfern aus Messing verwandelt. Ich fuhr langsam an dem Haus mit der in Leuchtfarbe auf den Briefkasten gemalten Nummer fünfzehn vorbei. Im Wohnzimmer flackerte das blaue Licht eines Fernsehers.
    Ich wäre zu gerne die Auffahrt hochgefahren, hätte mit dem Türklopfer gegen die rote Vordertür gehämmert und der Familie drinnen entgegengeschleudert: » Wusstet ihr eigentlich, dass ich auf eurem Wohnzimmerfußboden zum ersten Mal Sex hatte?« Dabei stellte ich mir eine entsetzte Frau mit spießiger Perlenkette vor, die ihrem kleinen Jungen die Ohren zuhielt, während ihr Mann mir die Tür vor der Nase zuschlug. Ich wendete in der Sackgasse und fuhr weiter.
    Ich steuerte den Gedney Park an, den Mom und ich oft mit Campingstühlen und einer Jutetasche voller Liebesromane aufgesucht hatten, um dort am Teich zu sitzen und die Seele baumeln zu lassen, stellte das Auto auf dem Parkplatz ab und ging um den künstlich angelegten Teich herum. Meine Absätze sanken in den noch nicht ganz gefrorenen Boden ein. Endlich fand ich unseren Platz– die Stelle, wo das Land in den nierenförmigen Teich hineinragte. Er lag ein kurzes Stück von dem Pavillon entfernt, der in unserer Fantasie unser Haus war.
    Diane konnte nie begreifen, warum wir uns nicht lieber an den Pool setzten. Aber wenn wir es uns am Pool der Driscolls bequem gemacht hätten, hätte Mom keine Ruhe gehabt. Selbst wenn sie eigentlich freihatte, kam immer irgendetwas dazwischen. Gedney Park lag ziemlich weit von allem entfernt, was mit den Driscolls zu tun hatte, und das gab uns ein gutes Gefühl– ein so gutes, dass es uns egal war, ob wir mit unseren Baseballkappen, den Ein-Dollar-Flipflops und den abgeschnittenen Jogginghosen lächerlich aussahen. Wir saßen am Teich, fütterten die Enten mit altem Brot und fragten uns gegenseitig, wer welches Buch bereits gelesen hatte, bevor wir begannen.
    Meine Mom las immer ein paar Kapitel, wandte sich dann zu mir und fragte: » Was gibt’s Neues, Kiddo?« Sie setzte sich quer in den Stuhl, hakte die Füße um die Beine und lauschte mir, als wäre ich der einzige wichtige Mensch auf der Welt.
    Zu Hause war meine Mutter sozusagen ständig in Bereitschaft. Alles, was ich ihr erzählte, konnte von dem Koch unterbrochen werden, der kurzfristig gekündigt hatte, oder dem Gärtner, der die
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