Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen?
Autoren: A Larkin
Vom Netzwerk:
langweiliges Geschwafel anhören zu müssen. » Wir haben viel aufzuholen«, raunte sie mir jetzt zu. » Erzähl mir alles über alles, Liebes.«
    » Ehrentanz.« Ich deutete auf die Tanzfläche, auf der Peter und Janie aufeinander zuschritten und in der Mitte stehen blieben. » Ich sollte jetzt besser gehen, immerhin bin ich die erste Brautjungfer.« Ich bedachte sie mit einem schmallippigen Lächeln, erhob mich und bezog am Rand der Tanzfläche Posten. Ich konnte nicht sagen, welche der beiden Foltern schlimmer war.
    Während ich inmitten der Menge stand und zusah, wie das glückliche Paar zu ›The Way You Look Tonight ‹ tanzte, kam Diane Driscoll zu mir und legte mir einen Arm um die Taille. Dann lehnte sie sich gegen mich und barg den Kopf an meiner Schulter.
    » Bei unserem kleinen Mädchen haben wir ganze Arbeit geleistet, findest du nicht, Vannie?«, fragte sie.
    Ich wusste nicht, ob sich das auf den heutigen Abend bezog oder allgemein gemeint war. Ich konnte auch nicht sagen, ob ich in dem ›wir ‹ mit einbezogen war oder ob sie nur sich und Charles meinte.
    Doch dann fuhr sie fort: » Ich wünschte, Natalie könnte heute hier sein«, und da begriff ich, dass mit dem ›wir ‹ sie und meine Mom gemeint waren. » Weißt du, du siehst genauso aus wie sie, als ich ihr zum ersten Mal begegnet bin.« Sie hob den Kopf, um mich auf die Wange zu küssen, und legte ihn danach wieder auf meine Schulter, sodass ich ihre Tränen an meinem Arm herabrinnen spürte, während wir verfolgten, wie Janie und Peter ihren Tanz mit der komplizierten Drehung beendeten, die Vanessa ihnen beigebracht hatte.
    Diane wischte sich hastig über die Augen, wandte sich zu mir und packte mich bei den Armen. » Du bleibst doch über Nacht hier, nicht wahr? Ich habe im Kutschhaus Junkfood und ein paar Filme bereitgelegt. Ich dachte, wir könnten feiern wie in alten Zeiten.«
    Meine Mutter und ich hatten im Kutschhaus der Driscolls gewohnt, das zweihundertzweiundachtzig Schritte von der Eingangstür des Haupthauses entfernt lag. Janie und ich hatten die Schritte im Sommer vor der vierten Klasse gezählt. Beide Häuser gehörten zu ihrem weitläufigen Besitz in Chappaqua. Es missfiel mir, dass Diane es so einfach mit Beschlag belegt hatte. Obwohl das Kutschhaus auf dem Papier natürlich ihr Eigentum war, hatte ich es immer als heimlichen Besitz von Mom und mir betrachtet.
    Du kannst meine Mom nicht ersetzen, hätte ich sie am liebsten angefaucht, bezwang mich aber. » Ich muss heute Abend nach Rochester zurück«, erwiderte ich. » Nächste Woche muss ich einen großen Auftrag fertigstellen, und ich habe meinen Laptop nicht mitgebracht.«
    » Natürlich nicht. Niemand arbeitet am Erntedankwochenende, Savannah Leone, noch nicht einmal du.« Sie tätschelte meinen Arm, dann kniff sie die Augen zusammen, als würde sie in die Sonne blinzeln. » Dieses Kleid ist ausgesprochen unvorteilhaft.« Sie packte eine Handvoll von dem Satinrock meines Kleides und ließ ihn wieder fallen. » Ich kann es nicht fassen, dass die Idioten in dem Brautmodengeschäft sich so in der Farbe vertan haben! Warum führen sie dieses Orange überhaupt? Wer würde so etwas denn absichtlich aussuchen?«
    » So schlimm ist es nun auch wieder nicht«, versuchte ich den Irrtum herunterzuspielen. Schon vor der Zeremonie hatte es wegen der Kleider ein stundenlanges Drama gegeben. Diane hatte vor Wut geschäumt. Anrufe waren getätigt, Drohungen gekreischt und Flüche ausgestoßen worden. Ströme von Tränen waren geflossen. Doch trotz allem waren die Kleider noch genauso grellorange wie vorher.
    Diane stieß einen angewiderten Seufzer aus und schüttelte den Kopf. » Du siehst darin aus wie ein Kürbis, Liebes.« Dann küsste sie mich erneut auf die Wange. » Wir sehen uns im Kutschhaus. Und wir werden viel Spaß haben.« Sie schenkte mir ein breites Lächeln, als wäre unsere Verabredung eine beschlossene Sache, und lief davon, um Janie zu umarmen.
    Ich vermisste die Art, wie sich die feine Haut um Dianes Augen gekräuselt hatte, wenn sie lächelte. Meine Mutter hatte ihr nach ihrem Gesichtslifting beigestanden, und wenige Monate später hatte sich Diane während der ganzen Chemotherapie um meine Mom gekümmert.
    Ich stand da und sah zu, wie Diane Janie eine Locke aus dem Gesicht strich. Wenn es doch nur einen Weg gäbe, meinen Kopf dazu zu zwingen, mich für Janie zu freuen, statt andauernd an Peter zu denken! Oder daran, dass, selbst wenn ich über Peter hinwegkommen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher