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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen?
Autoren: A Larkin
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Entscheidung vermutlich erst getroffen hatte, als er erfuhr, dass ich Janies erste Brautjungfer wäre, auch wenn er es nie zugegeben hätte. Charles Driscoll hasste mich wie die Pest, seit ich Janie in der vierten Klasse das Sch…-Wort beigebracht hatte. Janie war nach Hause geschickt worden, weil sie es vor ihrer Lehrerin gesagt hatte, was einen bleibenden dunklen Fleck in ihrer bis dahin makellosen Schulakte hinterlassen hatte.
    Charles wird mir immer die Schuld daran geben, dass Janie nicht in Harvard zugelassen worden war und stattdessen bei Brown angefangen hatte. Er wird sich nie davon abbringen lassen, dass nicht der Schimpfworttadel in Janies Schulakte der Grund dafür war. In Wahrheit hatte sie ihre Bewerbung in meine Büchertasche statt in den Briefkasten gestopft. Jedes Mal, wenn ich ihn heute sehe, möchte ich ihn am liebsten anbrüllen: » Es lag nicht daran, dass ich deiner Tochter beigebracht habe, Scheiße zu sagen, sondern sie wollte ganz einfach nicht nach Harvard, du Dumpfbacke!«, aber aus Respekt vor dem feierlichen Anlass beschränkte ich mich auf ein gemurmeltes: » Mr Driscoll, Sie müssen ja so stolz sein!«
    Nach dem ersten Gang erhob sich Peter, um ein paar Worte über seine entzückende Braut und den heutigen Freudentag zu sprechen. Er bezeichnete Janie als ›engelsgleich ‹ , nannte sie ständig ›Jane ‹ und gebrauchte die Bezeichnung ›Freudentag ‹ entschieden zu oft. Wie so häufig tat er des Guten bei Weitem zu viel.
    Gerade als ich dachte, er wäre endlich fertig, sagte er: » Ich möchte auch Savannah Leone dafür danken, dass sie mir und meiner Frau eine so wundervolle Freundin war.« Er lachte leise und blickte in seine Champagnerflöte. » Wow– meine Frau. Es ist ungewohnt, aber einfach toll, das laut auszusprechen.« Er beugte sich vor und küsste Janie auf die Wange. Der Fotograf kam heute vermutlich mit dem Knipsen kaum nach. » Jedenfalls«, fuhr Peter fort, » kann man sich auf Van immer verlassen. Sie ist eine echte Freundin, und ich hätte sie sogar gebeten, meine Trauzeugin zu sein, wenn Jane das zugelassen hätte– ist nicht böse gemeint, Normy, aber ich glaube, Van würde in diesem Smoking viel umwerfender aussehen als du.« Wieder lachte er und wartete darauf, dass die Gäste in sein Lachen einstimmten. » Die Wahrheit lautet schlicht und ergreifend, dass Jane und ich uns ohne Van nie kennengelernt hätten. Wenn wir jetzt also unsere Gläser erheben, um auf den freudigen Anlass zu trinken, wollen wir auch auf Van trinken, die den Stein überhaupt erst ins Rollen gebracht hat.«
    Gläserklirren und die Stimmen von dreihundert ihrer engsten Freunde, die ›Cheers ‹ murmelten, erfüllten den Raum. Janie stieß mit Peter an und wandte sich dann zu mir, um mich zu umarmen. » Ich hab dich lieb«, flüsterte sie mir ins Ohr. » Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde.« Ich spürte, dass sie leicht zitterte.
    » Ich liebe dich auch, aber eine weinerliche Braut macht sich nicht so gut.« Ich löste mich von ihr und rang mir ein Lächeln ab. » Nimm dich zusammen, Lady!« Ich griff nach meiner Serviette. » Schau mal nach oben.« Janie blickte zur Decke, und ich fing mit einer Ecke des weißen Leinens eine Träne auf, die auf ihren Wimpern balancierte, bevor sie ihr Make-up verschmieren konnte. » Rührselig können wir ein andermal werden.«
    Währenddessen wünschte ich, mich in Luft auflösen zu können oder mit dem Boden zu verschmelzen und nichts als einen Haufen orangefarbenen Satin und passend eingefärbte Schuhe zurückzulassen.
    Als Janie und Peter aufstanden, um zu ihrem ersten Tanz anzutreten, begann ich ernsthaft zu erwägen, mich mit einer Flasche Champagner und einer Handvoll der in diese dämlichen weißen Netze verpackten Jordan-Mandeln im Garderobenschrank zu verstecken. Ich sollte mich für sie freuen. Ich sollte für sie da sein, jede Sekunde der ganzen Hochzeit lang– das war es, was von der ersten Brautjungfer erwartet wurde, doch ich konnte es noch nicht einmal ertragen, ihnen beim Tanzen zuzusehen.
    » Vannie, dich habe ich ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.« Peters Tante Agnes nahm neben mir Platz. Sie hatte keine eigenen Kinder, daher war Peter für sie der Mittelpunkt der Welt. Peter betete sie an, aber ich nannte sie insgeheim ›Tante Trübsal ‹ . Während unserer Schul- und Collegezeit hatte sie uns ein paarmal zum Essen ausgeführt, aber eine gute Mahlzeit war ein zu hoher Preis dafür, sich stundenlang ihr
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